Han Shengyuan stammt aus Qinghai. Sein Großvater war ein bekannter Hua'er-Sänger in der Region. Die Familie flüchtete später aus Armut in das Autonome Gebiet Xinjiang und machte sich dort sesshaft. Als beide Elternteile von Han Shengyuan bei einem Unfall tödlich verunglückten, war der kleine Han Shengyuan gezwungen, sich als Waisenkind in den Straßen durchzuschlagen. Eines Tages lernte Han Shengyuan einen alten Volkssänger kennen, bei dem er den Gesang der Hua'er-Lieder lernte. Beide verstanden sich gut, waren aufeinander angewiesen und verdienten ihren Lebensunterhalt als Straßensänger. Der alte Mann betrachtete den klugen und gesangsbegabten Han Shengyuan als seinen eigenen Enkel und brachte ihm viel musikalisches Wissen bei. So wurde Han Shengyuans Gesang technisch immer reifer und ausgefeilter, so dass er bald Lieder nicht nur singen, sondern auch improvisieren konnte.

Eine tragische Liebesgeschichte in seiner Jugend war Grund für Han Shengyuan, die Musikgattung Hua'er zu bevorzugen. Versunken in Erinnerungen berichtet der alte Sänger mit strahlenden Augen und aufgeregt:

"Ich hatte eine gute Stimme und konnte auch recht gut improvisiert singen. Ich war 17 oder 18 Jahre alt, als ich einmal an einem Ort Namens Yangmaogong vorbei kam. Da sah ich ein Mädchen im Feld, das Unkraut jätete. Ich hatte an Ort und Stelle ein Lied improvisiert:

Das Lied hat ungefähr folgenden Text: Die Blüten an den Felsen spiegeln sich im Fluss rot wider. Dem schönen Mädchen tun beim Unkrautjäten die Hände weh, mir tut es der Seele weh...

Das Mädchen war von seinem Lied gerührt und antwortete ebenfalls mit einem improvisierten Lied. So lernte sich das junge Paar kennen. Die beiden musikliebenden und begabten jungen Leute sangen oft Hua'er-Lieder und verliebten sich ineinander. Die Liebe fand allerdings ein jähes Ende, weil das Elternhaus des Mädchens gegen diese Verbindung war. Die Eltern des Mädchens waren sehr wohlhabend und sorgten sogar dafür, dass Han Shengyuan ins Gefängnis kam. Han Shengyuan hat seine große Liebe nie wieder gesehen. Das Mädchen wurde liebeskrank und starb kurze Zeit später. Dieses Erlebnis ist für Han Shengyuan eine schmerzhafte, wenn auch schöne Erinnerung. So wurden Hua'er Lieder für ihn ein gutes Rezept, um Gefühle auszudrücken und Depressionen wegzujagen. Das Hua'er Liedgut ist im wahrsten Sinne des Wortes Teil seines Lebens geworden.

Xinjiang ist bekannt als Heimat von Gesang und Tanz. Die dort ansässigen nationalen Minderheiten sind begabt in Gesang und Tanz. Han Shengyuan nutzte diese Gelegenheit und schöpfte ständig Ideen und Eindrücke aus der Gesangskunst der verschiedenen Nationalitäten der Region. Auf dieser Basis hat er Hua'er-Lieder Xinjianger Stils entwickelt. Dabei ist der schnelle Rhythmus der uigurischen Musik und der Humor der kasachischen Volkssänger auffallendes Kennzeichen dieser Musik.

Han Shengyuan hat vor unserem Reporter Volkslieder auf Uigurisch, Kasachisch und Tatarisch gesungen. Hören Sie nun bitte das von ihm gesungene uigurische Volkslied "Lüfte bitte dein Kopftuch".

Han Shengyuan ist für seine Hua'er-Lieder bekannt und beliebt. Allein über 500 seiner Lieder wurden aufgezeichnet. Die Lieder von Han wurden sogar ins Japanische übersetzt. Zur Zeit lebt der alte Volkssänger in einem kleinen Dorf namens Machanghu im Autonomen Bezirk Changji der Hui-Nationalität in Xinjiang. Er schafft nach wie vor neue Hua'er-Lieder und gibt seine musikalischen Kenntnisse an folgende Generationen weiter. Hören Sie nun ein Lied von ihm, in dem er seine jetzige Heimat beschreibt.

Die Hua'er-Lieder haben Han Shengyuan nun sieben Jahrzehnte lang begleitet. Wir sagen Ihnen mit dem folgenden Lied von Han Shengyuan auf Wiedersehen und freuen uns, wenn wir Ihnen einen schönen musikalischen Genuss mit der heutigen Sendung beschert haben!