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Komponist Qin Wenchen
   2005-10-13 10:03:34    cri
Der Komponist Qin Wenchen, Ende 30 und mongolischer Abstammung, hat in den letzten Jahren sowohl in China, als auch weltweit große Aufmerksamkeit der Musikwelt auf sich gelenkt.

Das von Qin Wenchen für die chinesische Halbrohrzither "Zheng" und Ensemble geschriebene Kammermusikstück "He-Yi", was auf deutsch "Vereinen" heißt, belegte 1999 auf dem Kompositionswettbewerb der Biennale in Hannover den zweiten Platz. An diesem einflussreichen deutschen Musikwettbewerb nahmen 90 Komponisten aus 28 Ländern teil. Die Jury bestand aus fünf international renommierten Komponisten.

Es war kein Zufall, dass der damals 33jährige Komponist den ruhmreichen Preis gewonnen hat. Zwei Jahre danach hat er mit einem symphonischen Werk den ersten Preis bei einem deutschen Kompositionswettbewerb geholt. Kurze Zeit später folgten weitere internationale Auszeichnungen für seine Kompositionen.

"Am blauen Himmel schweben weiße Wolken und unter den Wolken laufen Schafsherden." Dieses in China sehr populäre Volkslied beschreibt eine idyllische Landschaftsszene in der inneren Mongolei, wo der Komponist Qin Wenchen seine Kindheit und Jugend verbracht hat.

Der heute 38Jährige ist als fünftes Kind in einer Hirtenfamilie in der inneren Mongolei geboren. Mit 9 Jahren hat er von Verwandten eine selbstgebastelte, ganz primitive chinesische Kniegeige, Erhu, geschenkt bekommen, die sein Leben in die heutige Laufbahn lenkte. Ohne die Erhu- Geige wäre sein Leben ganz anders verlaufen, sagte der international bekannte Komponist gerührt: "Ohne die Erhu wäre ich heute ein ganz gewöhnlicher Hirt und würde mein Geld zu hundert Prozent mit körperlicher Arbeit verdienen."

Endlose grüne Graslandschaften und wollweiße Schafsherden ? gerne stellt man sich so das idyllische Bild vom Leben der Hirten in der Steppe vor. In Wirklichkeit jedoch sei das Hirtenleben unheimlich einsam, erzählte Qin Wenchen, der nach der Schule den Eltern beim Weiden helfen musste:

"Es war sehr einsam, zu sehen war nur der blaue Himmel und weiße Wolken und zu hören nur Vogelzwitschern, keine menschliche Stimme weit und breit."

Er verdanke seinen Lebenswandel der Erhu, mit der er sich die langweilige Zeit beim Weiden versüßt habe, erzählte Qin Wenchen. Und das Interesse für die Erhu wurde zunehmend so groß, dass er kein einziges Erhu- Solospiel im Radio mehr versäumen wollte. In den 70er Jahren gab es in normalen chinesischen Haushalten weder Fernsehen, noch Tonbandgeräte, so war das Radio die einzige Möglichkeit, Musik zu hören. Als er also draußen bei den Schafen gewesen sei, hätten ihn seine Familienmitglieder immer laut gerufen, wenn Erhu- Musik im Radio kam, sagte Qin. Dann sei er schnellstens nach Hause gerannt und habe ganz hingerissen dem Erhu- Spiel gelauscht. Seine Begeisterung übertrug Qin Wenchen auf seine kleine Geige, so dass er bereits mit 13 Jahren als Erhu- Solospieler auftreten konnte.

1987 bestand er die Aufnahmeprüfung des Shanghaier Konservatoriums und studierte dort Komposition. Nach Abschluss des Studiums arbeitete er in Beijing als Lehrer am Zentralen Konservatorium. 1998 ging er mit einem DAAD-Stipendium zur Fortbildung nach Deutschland. In Essen studierte er bei Professor Nicolaus A. Huber, einem international bekannten Komponisten und einflussreichen Professor. 2001 erhielt er mit der besten Note den Doktortitel für Komposition. Er kehrte noch im selben Jahr nach China zurück und setzte seine Lehrtätigkeit an dem Zentralen Konservatorium fort.

Auf sein Studium in Deutschland zurückblickend meinte der Künstler:  "Die westliche Kultur ist für mich sehr wichtig. Dadurch, dass ich eine fremde Kultur kennen lernte, kann ich meine eigene Kultur besser verstehen. Das liegt an den Vergleichen, die ich zwischen meiner eigenen und der westlichen Kultur ziehe und zwar nicht nur in der Musik, sondern auch in anderen Kunstrichtungen wie Malerei, Architektur und Literatur."

Als ein im Westen ausgebildeter Komponist ist Qin Wenchen gleichzeitig fest verbunden mit der chinesischen Tradition, die für ihn die Bedeutung einer tragenden Säule hat. Er hat aus der mongolischen Musik viel Inspiration geschöpft. Seine Erfolgsgründe liegen hauptsächlich darin, dass er chinesische und westliche Musik harmonisch zu vereinen versteht und einen eigenen musikalischen Charakter entwickelt hat.

Seit mehr als 10 Jahren hat Qin Wenchen mehrmals im Auftrag in- und ausländischer Musikinstitutionen Musikstücke komponiert. Ein wichtiger Auftrag für dieses Jahr ist das Stück "Pilgerfahrt im Mai", das für das diesjährige Beethoven-Fest vorgesehen ist. Auf dem Fest im September werden neben Qin Wenchens Werk auch das "Klavierkonzert Nr.1" von List und Beethovens "Vierte Sinfonie" aufgeführt.

Zu diesem Stück mit religiösem Motiv sagte Qin Wenchen: "Da ich in der inneren Mongolei geboren bin, kenne ich mich mit dem Lamaismus in der Region gut aus. 1991 machte ich eine Reise durch Tibet. Dabei habe ich viele Szenen mit frommen Gläubigen gesehen und die lokale Musik kennen gelernt, die mich sehr gerührt und stark inspiriert haben."

Der Komponist, der privat einen VW- Bora fährt, hat eine besondere Beziehung zu Deutschland und setzt sich auf verschiedene Weise für den Kulturaustausch zwischen China und Deutschland ein. Unter anderem empfiehlt er chinesischen Musikimporteuren gute deutsche Musikproduktionen, sorgt für akademischen Austausch zwischen Musikhochschulen beider Länder und gibt nicht zuletzt seine Erfahrungen aus seiner Musikausbildung in Deutschland an den chinesischen Musiknachwuchs weiter.

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