Startseite | Nachrichten | Zeitgeschehen | Chinesischkurs | China ABC | Inet Radio | Frage der Woche | Paralympics 2008 in Beijing | Sendeplan
 

-Empfangsbericht
-Feedback   -Archiv

Ein unkonventioneller Klassizist
   2005-10-13 10:03:20    cri
Klassik, Pop, chinesische Volksmusik -- sie alle haben ihre Liebhaber. Der zeitgenössische Pianist Kong Xiangdong unternimmt den Versuch, sie alle zu vereinigen, indem er in einem musikalischen Experiment Elemente aller drei Genres verschmelzen will.

"Professioneller Konzertpianist zu sein, ist sehr ermüdend. Man spielt die gleichen Stücke in verschiedenen Städten rund um die Welt", sagt Kong. Der arrivierte Musiker mit dem großen Talent will sich nicht damit begnügen, zu Hause zu sitzen und darauf zu warten, dass ihm sein Agent die nächsten Auftrittstermine bekannt gibt. Er ist sich bewusst, dass klassische europäische Musik für die meisten seiner jungen Landsleute ein Buch mit sieben Siegeln ist, und versteht sich als ihr Botschafter. Sie mit Pop zu vermischen, scheint ihm der geeignetste Weg zu sein, um ihnen einen Zugang zu eröffnen. "Die Verbindung verschiedener Musikstile ist bereits im Trend", meint er. "Mir gefällt die Musik von Vanessa Mae sehr. Ihr Geigenspiel ist virtuos, und sie ist ein hervorragendes Beispiel dafür, wie Klassische Musik ein größeres Publikum erreichen kann, wenn man sie in einer aktuelleren Form präsentiert."

Als chinesischer Musiker ist Kong der Ansicht, dass er über Beethoven, Liszt und Chopin hinausgehen müsste. Er möchte klassische chinesische Stücke, Volkslieder und sogar Pop für das Piano umschreiben und so die chinesische Musik in die Welt hinaustragen.

Nachdem er sich durch Berge von Aufnahmen chinesischer Musik gehört hatte, reichte Kong seine Auswahl an die Hollywood-Komponisten Daniel Walker und Giorgio Moroder weiter und bat sie um Kommentare. Die Neuerungen, die sie vorschlugen, reichten weit über seine musikalische Vorstellungskraft hinaus. Sie bewegten ihn dazu, mehr Weltklasse-Künstler an der Vorbereitung seiner auf zwei Jahre angelegten „Dream Tour"-Konzertreihe zu beteiligen, die am 8. November 2003 im Konzertsaal des Messepalasts in Beijing startete. Aufgrund der Besetzung -- ein Flügel, die traditionellen chinesischen Erhu (ein zweisaitiges Streichinstrument), Pipa (ein der Laute ähnliches Zupfinstrument) und Suona (ein trompetenartiges Blasinstrument) sowie das mongolische Matouqin (ein Streichinstrument, dessen Hals mit einem Pferdekopf verziert ist) -- trägt das Konzertrepertoire deutlich chinesische Züge. Es umfasst darüber hinaus aber auch Kongs faszinierenden Auftritte mit der avantgardistischen elektronischen Technoband und seine Klavierbegleitung zu Peking-Oper und tibetischen Tanzvorführungen.

Kongs Neuerungen sind nicht nach jedermanns Geschmack. Einige seiner Fans halten ihm vor, Pop und Folk mit Klassischer Musik zu vermengen, sei unwürdig. Doch Kong wehrt sich gegen solche Vorwürfe: "Für mich gibt es nur gute oder schlechte Musik, nicht erhabene und vulgäre. Vergessen Sie nicht, dass viele chinesische Klassiker ihre Wurzeln in der Volksmusik haben -- das ist der Grund, warum sie noch immer so beliebt sind. Sie bringen noch immer das Leben und die Gefühle der einfachen Leute zum Ausdruck. Ich habe über zehn Jahre in den USA studiert, in denen sich mir die prächtige Geschichte der Klassischen Musik erschloss, doch ich bin überzeugt, dass sie sich noch weiterentwickeln kann. In der Geschichte gab es schon immer Traditionalisten und Pioniere. Normalerweise folge ich der Tradition, doch bisweilen verspüre ich den Drang, neue Wege zu gehen."

Kong Xiangdongs "Dream Tour"-Konzerte sollen in den nächsten zwei Jahren in Beijing, Shanghai, Shenzhen, Guangzhou und anderen größeren Städten Chinas stattfinden, bevor sie den Sprung nach Übersee, nach Paris, Wien und New York, antreten.

Es war Kongs Mutter, die ihm eine musikalische Laufbahn eröffnete. Als er noch ein Kind war, konnte sie sich jedoch kein Klavier leisten, also malte sie die Tasten auf Papier auf und legte sie unter eine Glasplatte. Der fünfjährige Xiangdong übte auf diesen Papiertasten, während seine Mutter den Rhythmus klatschte. Später borgte sie genug Geld, um ihm ein gebrauchtes Klavier zu kaufen. Kong war beeindruckt, mit welcher Hingabe sich seine Mutter einsetzte, um ihm einen künstlerischen Werdegang zu ermöglichen, und übte fleißig. 1983 wurde er in die an das Konservatorium in Shanghai angegliederte Mittelschule aufgenommen. Mangelndes Selbstbewusstsein verhinderte zuerst, dass er Fortschritte machte, doch er hatte das Glück, den hervorragenden Fan Dalei als ersten Klavierlehrer zu haben. Fan brachte ihm die Fertigkeit des Klavierspiels bei und unterrichtete ihn auch in Musikverständnis. Kong musste drei Jahre lang nicht weniger als 8 --10 Stunden täglich üben, doch seine Anstrengungen trugen Früchte. 1986 begleitete ihn Fan nach Russland zum achten Tschaikowsky-Wettbewerb, wo er im Klavierspiel die Bronze-Medaille gewann.

1988 begab sich Kong in die USA, um sein Studium fortzusetzen. Er machte sich mit fünf Koffern -- zwei mit Kleidern, drei mit Partituren -- und einigen Hundert Dollar auf die Reise. Später trat er auf mehreren internationalen Wettbewerben auf und gewann Preise und Auszeichnungen, die ganze Regale füllen. Seine Konzerttouren, die ihn in über ein Dutzend Länder führten, brachten ihm Beifall und die Anerkennung der Medien ein. Doch der Erfolg stellte sich nicht leicht ein. "Der Erfolg eines Künstlers hängt nicht ausschließlich von seinem Talent ab. Es braucht auch starke Nerven, Ausgeglichenheit und harte Arbeit", gibt Kong zu bedenken.

Kong Xiangdong hat eine reizende 9-jährige Tochter, die er regelmäßig sieht. Er gesteht: "Ein Mann muss in seinem Leben im Wesentlichen vier Hürden bewältigen: Er muss in seiner Karriere Erfolg haben, eine gute Ehe führen, gesund bleiben und sein Glück finden. Ich habe alle geschafft bis auf die Ehe-Hürde."

Wenn er nicht auf der Bühne steht, lebt Kong ein unauffälliges Leben. Es gefällt ihm, nach 13 Jahren in den USA wieder in China zu sein. In der Vergangenheit war sein Leben hier sehr einfach und stand ganz im Zeichen der Musik. Heute hat sein Dasein viele andere Facetten, doch die Musik ist für ihn noch immer die Quelle der Hoffnung und des Glücks.

Kong Xiangdong

Der im Oktober 1968 in Shanghai geborene Kong Xiangdong war 1986 der bisher jüngste Preisträger am Internationalen Piano-Wettbewerb von Moskau und 1987 am Piano-Wettbewerb in Santander (Spanien). 1988, mit 21 Jahren, gewann er den Gina-Bachauer-Preis und 1992 auf dem Fünften Internationalen Piano-Wettbewerb von Sydney den ersten Preis und vier besondere Auszeichnungen. 1999 führten Kong und der mit einem Oscar ausgezeichnete Komponist Giorgio Moroder in Lhasa vor begeistertem Publikum ihre gemeinsame Komposition "Tibet Dream Suite" auf.

     mehr zum Thema Ihre Meinung

Not Found!(404)

Not Found!(404)