Startseite | Nachrichten | Zeitgeschehen | Chinesischkurs | China ABC | Inet Radio | Frage der Woche | Paralympics 2008 in Beijing | Sendeplan
 

-Empfangsbericht
-Feedback   -Archiv

Ein junger deutscher Dirigent in China
   2005-10-13 10:03:13    cri
China, das geheimnisvolle Morgenland mit seiner 5000jährigen Zivilisationsgeschichte zieht viele Europäer wie ein Magnet an. Bei ihrer Ankunft sind sie neugierig, und einige von ihnen bleiben dann aus Liebe zu diesem Land für längere Zeit oder sogar für immer. Zu ihnen gehört auch Elahiu von Erlenbach, oder Ding Yiliu, wie er in China genannt wird. Elahiu von Erlenbach ist ein junger Dirigent aus Deutschland. Auf dem Sinfoniekonzert zum diesjährigen chinesischen Mondfest hat das chinesische Filmorchester die Melodie ?Auld Langsyne? gespielt. Das Filmorchester wurde dirigiert von Elahiu von Erlenbach. Dieses weltbekannte schottische Volkslied wurde auch ins Chinesische übersetzt und trägt dort den Titel: ?Es lebe die Freundschaft?. Im chinesischen Text heißt es: ?Unvergesslich sind alte Freunde und die schöne Zeit in der Vergangenheit. Alte Freunde sollten einander nicht vergessen, es lebe die Freundschaft!? An die chinesische Version dieses Liedes wird sich Elahiu von Erlenbach vielleicht nicht erinnern, doch vertraut und unvergesslich bleiben dürfte ihm die Freundschaft mit dem Filmorchester. Zufälligerweise fiel der 37. Geburtstag des Dirigenten genau auf den Tag der Aufführung, also am Tage vor dem chinesischen Mondfest. Deshalb überraschte das Orchester ihren Gastdirigenten am Ende der Aufführung mit einem Geburtstagsständchen. Elahiu von Erlenbach war von dieser Überraschung sehr berührt: ?Ja, das war eine Überraschung, besonders, da in der Probe niemand meinen Geburtstag erwähnt hatte und ich auch nicht davon ausgehen konnte, daß Sie das wussten. Wir hatten die letzte Zugabe gespielt, da gibt der Konzertmeister plötzlich ein Zeichen und alle spielen ?Happy Birthday?. Ich war so gerührt, daß ich nur ?I love you? ins Orchester rufen konnte. Hinterher hatten Sie mich noch eingeladen, und wir haben mit dem Konzertmeister, einem Direktor und einigen Musikern noch ibs in die tiefe Nacht gefeiert, getrunken und gesungen. Diesen Geburtstag werde ich bestimmt nie vergessen.? Elahiu von Erlenbach hat an der Frankfurter Musikhochschule Klavier studiert. 1993 nahm er am 4. Dirigentenmeisterkurs des Radio-Sinfonieorchesters Berlin teil. Danach begann er ein Dirigentenstudium an der Berliner Musikhochschule. 1994 wurde er künstlerischer Leiter der Music & Performance Academy Frankfurt. Vor fünf Jahren kam er dann nach China, und seitdem lebt und arbeitet er dort. In diesen Jahren hat er mit mehreren chinesischen Orchestern zusammengearbeitet, unter ihnen das chinesische Filmorchester, das National Ballet of China, außerdem das Beijinger Symphonieorchester und das National United Orchester. Ein talentierter Dirigent wie Elahiu von Erlenbach hätte sicher auch in Deutschland große Karriere machen können. Warum also hat er sich entschieden, in China zu leben und zu arbeiten? Dazu sagte er: ?Während meiner Studienzeit war mein bester Freund ein Chineser. Er hat mir viel über China erzählt, auch über chinesische Kultur und Geschichte, z.B. über Zhugeliang und ?Kongchengji?. Das ist die Geschichte, wie Zhugeliang eine Stadt ohne Soldaten schützt, eine sehr interessante Geschichte. Auf diese Weise habe ich einiges über China erfahren, bevor ich nach China kam. Und mein Interesse wurde immer stärker. Auch über die Mentalität habe ich einiges erfahren. Über die Herzlichkeit der Chinesen. So wurde es mit der Zeit immer mehr mein Wunsch, nach meinem Studium in China zu arbeiten. Und schließlich hat ein chinesischer Freund einen Kontakt hergestellt, zu einem Orchester in Südchina.? Es war das große Interesse für die chinesische Kultur und die Neugier auf Land und Leute, die Elahiu von Erlenbach nach China geführt haben. Sowohl in China als auch in Deutschland gibt es dafür ein Sprichwort: ?Ein mal sehen ist besser als hundertmal hören?. Damals vor seiner Reise nach China hatte Elahiu von Erlenbach viel über das Land von seinen Freunden gehört. Ob sich deren Meinungen mit seinen Eindrücken von China decken, weiß Elahiu von Erlenbach nach nunmehr 5jährigem Aufenthalt in China einzuschätzen: ?Ich dhabe so eine Freude gehabt schon im ersten Jahr, daß ich gar nicht weg wollte, obwohl ich wie gesagt, nur ein Jahr bleiben wollte. Umso länger man bleibt, desto tiefer wird natürlich auch das Gefühl, weil die Freunde werden immer mehr, man wächst dann noch irgend wie rein in die Mentalität und in die Kultur. Inzwischen muß ich fast zugeben, daß zwei Herzen schlagen in meiner Brust, eines für Deutschland und eines für China so zu sagen. Denn ich könnte China nicht mehr verlassen, ohne eine Art Heimweh zu haben, so wie ich jetzt den Heimweh nach Deutschland habe.? Mit dem National Ballet of China hat Elahiu von Erlenbach knapp zwei Jahre lang zusammengearbeitet. Die Mitglieder des Ballettorchesters schätzten den hohen Berufsethos, den Elahiu von Erlenbach bei seiner Arbeit zeigte. Dazu Ma Weimin, stellvertretender Leiter des Ballettorchesters:?Die Ernsthaftigkeit, die er bei der Arbeit zeigte, hat uns tief beeindruckt. Auf jede Aufführung hat er sich sehr gewissenhaft vorbereitet. Wir Chinesen haben beim Verständnis westlicher Musik eine größere Distanz als die Europäer. Er kommt aus Europa, hat dort Musik studiert, deshalb kann er die westliche Musik besser erläutern als wir. So konnten wir viel von ihm lernen. Die Zusammenarbeit mit ihm hat sehr viel Freude gemacht.? Wie Ma Weimin weiter erzählte, ist Elahiu von Erlenbach bisher der erste Deutsche, der mit dem Orchester zusammengearbeitet hat. Von ihm konnte er sich einen ersten Eindruck von den Deutschen und der deutschen Mentalität verschaffen gemacht. Kontakte dienen der Verständigung. Und Elahiu von Erlenbach hat durch seinen direkten Kontakt mit China Land und Leute besser kennengelernt. Bei seinen unzähligen Aufführungen in China sind ihm die Menschen in den chinesischen Städten näher gekommen. Menschlich am wohlsten habe er sich in Städten wie Kunming und Nanning gefühlt. In Kunming empfand er sogar so etwas wie Heimatgefühl. Weil er China in Yunnan liebengelernt habe, sagte er. Besonders berührt habe ihn die Herzlichkeit der Einheimischen dort. Das sei eine ganz natürliche Herzlichkeit, ohne jeglichen Hintergedanken, tagelang könnte er rührende Geschichten erzählen, sagte er:?Als ich Kunming verlassen habe, ich habe dort mit zwei Orchestern zusammengearbeitet, ging mir der Abschied vom ersten Orchester so zu Herzen, daß ich meine Träne kaum zurückhalten konnte. Und vom anderen Orchester, da kam der Orchesterleiter und sagte, wenn du dich aus irgend einem Grund nicht mehr wohl fühlen solltest in Peking, dann komm doch zu jeder Zeit wieder zu uns zurück. Wir sehen in dir schon längst keinen Ausländer mehr, wir sind deine Familie.? Sehr beeindruckt war Elahiu von Erlenbach vom chinesischen Violinkonzert ?Liang Shanbo und Zhu Yingtai?, auch ?Liangzhu? genannt. Dieses Konzert basiert auf einer der vier bekanntesten alten chinesischen Liebesgeschichten. In ihr geht es um Zhu Yingtai, ein 14jähriges hübsches Mädchen, die als Mann verkleidet nach Hangzhou reist. Dort lernt sie Liang Shanbo kennen, einen gutherzigen, aber armen jungen Mann. Zhu Yingtai verliebt sich in ihn. Aber als Liang Shanbo bei der Familie Zhu um die Hand von Zhu Yingtai wirbt, erhält er eine Absage. Denn die Eltern von Zhu Yingtai haben ihre Tochter schon dem Sohn einer reichen Familie versprochen. Vergeblich wehrt sich Zhu Yingtai gegen den Zwang ihrer Familie und stürzt sich verzweifelt in den Tod. Der todkranke Liang Shanbo folgt ihr in den Tod. Der Grabgruft entsteigen zwei Schmetterlinge. Wenn die Chinesen heute zwei Schmetterlinge um Blüten tanzen sehen, dann denken sie oft an die beiden Verliebten. Elahiu von Erlenbach kann sich noch gut daran erinnern, als er die Melodie zum ersten Mal hörte. Sie sei ihm sehr ans Herz gegangen, erzählte er: ?Diesem Stück liegt eine sehr ergreifende chinesische Romeo- und Julia-Geschichte als Programm zugrunde. Jeder Europäer wird gerührt sein von den schönen Melodien, aus denen das Stück komponiert wurde. Da es für sinfonische Besetzung arrangiert wurde, ist es für Ausländer leicht zugänglich. In Deutschland ist es aber völlig unbekannt. Das wundert mich sehr. Denn in China kann jedes Kind die Melodie auf der Straße singen. Wenn solche Musik bekannt wäre im Westen, könnte dies, glaube ich, auch die Liebe zu China fördern. Denn wenn man die Musik eines Landes ins Herz schließt, wird man auch eine andere Nähe zu dem Land fühlen, in dem diese Musik entstanden ist.? Das Stück ?Liang Shanbo und Zhu Yingtai?stand bereits mehrmals auf dem Programm bei Elahiu von Erlenbachs Konzerten in China. Der Dirigent will sich zudem stärker bemühen, dieses Stück auch im Westen bekannt zu machen.
     mehr zum Thema Ihre Meinung

Not Found!(404)

Not Found!(404)