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Der volkstümliche Kunsthandwerker Gan Zhiyou
   2005-10-13 10:03:13    cri
Südöstlich von Beijing liegt die Provinz Shandong. Das angenehme gemäßigte Klima, fruchtbare Böden, die zentrale Lage mit Meereszugang und zahlreiche Bodenschätze hatten bereits frühzeitig eine Besiedlung dieser Gegend gefördert. Kein Wunder also, dass die Provinz zu den ältesten bewohnten Gebieten in China zählt. Die lange und interessante Geschichte der Provinz zeugt davon. Nicht zuletzt ist die Provinz Shandong auch Heimat des berühmten chinesischen Gelehrten und Denkers Konfuzius, und auch Taishan - die Wiege des Taoismus - ist hier zu finden: Zu den reichhaltigen Kulturressourcen der Provinz gehören die feine Küche mit zahlreichen Spezialitäten, außerdem traditionsreiche Lokal-Opern sowie vielfältige Volkskünste. In dem folgenden Bericht erzählen wir Ihnen von einem Volkskünstler aus Shandong, der nicht nur eine über Tausende von Jahren überlieferte handwerkliche Kunst praktiziert. Er hat auch viel dafür getan, die alte Kunstfertigkeit über die Heimat hinaus in die Welt zu verbreiten. Gan Zhiyou, so sein Name , bekam auch von der UNESCO den Titel ?volkstümlicher Kunsthandwerker? verliehen. Mehr darüber hören Sie nun von meiner Kollegin Chen Wei... --Klingelton des Telephons-- Es war schwer gewesen, mit Gan Zhiyou einen telefonischen Interviewtermin zu vereinbaren. Als Leiter des Kulturzentrums im Marktflecken Xiji der Stadt Zaozhuang und obendrein als angesehener Volkskünstler der Provinz pendelt Gan Zhiyou ständig zwischen seinem Arbeitsort, seiner Keramik-Produktionsstätte sowie zahlreichen Symposien und Konferenzen seines Gewerbes in verschiedenen Teilen Chinas hin und her. Darüber hinaus ist er häufig auf Exkursionsreisen in ganz China unterwegs, um Material und neue Inspirationen für sein Kunsthandwerk zu bekommen. Er sei immer unterwegs, bestätigten auch seine Familienangehörigen. Nach wochenlangen Versuchen meldete sich der bäuerliche Künstler endlich bei mir. An einem Sonntagnachmittag erzählte er mir sein Geschichte. --Ausschnitt aus dem Telephongespräch-- Der 52jährige Keramik-Kunsthandwerker stammt aus einer bäuerlichen Familie im Dorf Fuli des Marktfleckens Xiji. Die Einwohner des Dorfes leben seit vielen Generationen vom Ackerbau wie überall auf dem Lande, doch hat sich hier auch die Keramik-Herstellung entwickelt. Von klein auf ist Gan Zhiyou mit dem keramischen Kunsthandwerk verbunden. So weiß Gan Zhiyou auch zu erzählen, wie die Keramik-Kunst in seiner Heimat Fuß fassen konnte: O-Ton 1 ?Die Keramik-Herstellung hat in China eine über 10,000 Jahre alte Tradition. In Fuli wird das Keramik-Handwerk nach Aussage von Archäologen bereits seit der Neuen Steinzeit in der Urgesellschaft ausgeübt. Diese Zeit gilt als die Blütezeit der chinesischen Keramik-Herstellung. 1982 wurden Keramiken aus Fuli erstmals auf einer Ausstellung in Beijing gezeigt, was damals großes Aufsehen erregte. Seither findet die Keramik-Kunst aus Fuli große Beachtung. Immerhin ist ihre Geschichte seit 4000-5000 Jahren überliefert. Die Experten beschrieben das Keramik-Handwerk aus Fuli als Kunstfertigkeit, in der noch die Grundzüge aus der neuen Steinzeit zu erkennen sind, die aber auch Charakterzüge von Kunstwerken späterer Dynastien in sich vereint.? Dabei lassen sich durchaus Unterschiede zu Keramik-Künsten feststellen, erklärt Gan Zhiyou aus fachmännischer Sicht: O-Ton 2 ?Das Keramik-Handwerk von Fuli ist eine repräsentative Kunst aus dem Süden der Provinz Shandong. Die Keramiken werden aus einheimischer Tonerde hergestellt und mit einzigartigen Motiven versehen. Dabei werden ausgeklügelte Kunstfertigkeiten und Technologien angewendet. Die typischen Keramiken von Fuli werden hauptsächlich zu drei verschiedenen Gebrauchszwecken hergestellt, zum einen werden Opfergefäße wie Weihrauchbehälter gefertigt. Darüber hinaus Spielzeuge und Schmuckstücke mit tierischen Motiven sowie alltägliche Gebrauchsgegenstände wie Töpfe, Schalen, Speisebehälter. Als Motive finden sich häufig Figuren aus der Literatur und den Legenden. Anders als die gewöhnlichen Keramiken werden die handwerklichen Stücke aus Fuli meist in Formen gepresst und dann gebrannt. Anstatt die gebrannten Stücke anschließend vollständig zu bemalen, lässt man in Fuli die ursprünglichen Farben der gebrannten Tonerde zur Geltung kommen. So sind die Keramiken von Fuli durch ihre natürlichen Formen und Farben sowie durch fantasievolle Motive geprägt.? Aber wie alle anderen traditionellen Volkskünste hat das einzigartige Kunsthandwerk von Fuli im Laufe der Zeit an Glanz verloren: Ende der 70er Jahre des vergangenen Jahrhunderts war die Keramik-Herstellung in Fuli sogar vom Aussterben bedroht worden. Aus wirtschaftlichen Gründen wollten im Dorf nur noch wenige Leute dieses Kunsthandwerk ausüben. Gan Zhiyou war einer davon, der seinem Handwerk treu blieb. Doch nicht nur, um seine Familie zu ernähren. Für ihn war die Keramik-Kunst auch eine persönliche Leidenschaft. Die Anerkennung von Fachleuten bei der Ausstellung der Kunst im Jahre 1982 hat ihm gezeigt, dass es richtig war, die Tradition zu pflegen. Für Gan Zhiyou ist aber die Fortführung des kulturellen Erbes nicht das einzige Ziel: O-Ton 3 ?Einerseits will ich nicht, dass die von unseren Vorfahren hinterlassene großartige Kunst in Vergessenheit gerät. Andererseits finde ich es sehr bedauerlich, dass sich das Handwerk in den mehr als 4000 Jahren nicht über seine Herkunftsregion hinaus verbreiten konnte. Darum will ich mich nun stärker bemühen. ? Gan Zhiyou belässt es nicht bei seinen Worten der Entschlossenheit, sondern hat bereits Taten folgen lassen. Seit Fachleute im Jahre 1982 die hohe Kunstfertigkeit der Keramiken aus Fuli anerkannten, sieht sich Gan Zhiyou verpflichtet, diese Volkskunst fortzuführen, sie weiterzuentwickeln und zu verbreiten. Dabei muss er ständig gegen neue Schwierigkeiten ankämpfen, vor allem gegen finanzielle Mißstände: So hatten die Medien berichtet, dass Gan Zhiyou seine Wohnung verkauft hatte, um mehr Geld in seine Sache zu investieren. Bis 1995 lebten er und seine Familie nur bei Freunden. Diese Berichte hat Gan Zhiyou zwar auch im Interview erwähnt, jedoch nur ganz flüchtig. Dagegen zeigte er sich sehr froh, dass er nun dank der Unterstützung der Lokalregierung sowohl eine Wohnung als auch eine eigene Produktionsstätte hat. Besonders erfreut ist er darüber, dass die Keramiken von Fuli dank seiner Bemühungen sowie der Förderung von Lokalregierung und Fachkreisen eine größere Verbreitung gefunden hat. Und das nicht nur in China, sondern sogar weltweit, berichtet Gan Zhiyou stolz: O-Ton 4 ?Einer groben Statistik zufolge sind die Keramiken von Fuli bereits in 25 Ländern und Gebieten der Welt zu finden. In den vergangenen mehr als 20 Jahren wurden die Produkte unseres Handwerks häufig auf Ausstellungen oder bei Symposien der Branche gezeigt. Und jedes Mal riefen sie großes Aufsehen hervor, sowohl bei inländischen als auch bei ausländischen Kunstliebhabern und Fachleuten. Beispielsweise sind in der chinesischen Nationalgalerie und im japanischen Spielzeugmuseum Keramiken aus Fuli zu finden. Auch bei in- und ausländischen Geschäftsleuten sind kunsthandwerkliche Gegenstände mit typischer chinesischer Prägung sehr gefragt. Allein im Jahr 1988 wurden 7000 Keramiken aus Fuli in die USA exportiert. ? Die Bemühungen von Gan Zhiyou sind nun auch international anerkannt worden: der Keramik-Meister wurde von der UNESCO mit dem Titel ?volkstümlicher Kunsthandwerker? auszeichnet. Um mehr über das kulturelle Erbe der Vorfahren und die Hintergründe der Keramikkunst zu erfahren, forscht der bäuerliche Künstler neben seiner Arbeit auch nach theoretischen Erkenntnissen. Dazu unternimmt er seit Jahren Exkursionen durch ganz China. Die historischen und archäologischen Erkenntnisse sollen seine kunsthandwerkliche Arbeit unterstützen. Letztendlich fördere dies auch seine Kreativität, sagt Gan Zhiyou und weiß, dass dies in der heutigen Zeit besonders wichtig, aber auch besonders schwierig ist: O-Ton 5 ?Jede Weiterentwicklung der Keramik-Kunst soll vor allem auf der Erhaltung der hervorragenden traditionellen Kunstfertigkeit basieren. Aber mit der Entwicklung der Gesellschaft hat sich auch der Kunstgeschmack der Bevölkerung geändert. So muss das traditionelle Kunsthandwerk dementsprechend auch neue Formen und Motive entwerfen, die das aktuelle Leben widerspiegeln. ? Ganz zum Schluss unseres Interviews hatte Gan Zhiyou noch eine freudige Nachricht für mich. Er wurde nämlich von der Pädagogischen Hochschule der Stadt Zaozhuang zum außerordentlichen Professor berufen. Die Hochschule sei nicht nur an Vorlesungen über die traditionelle Keramik-Kunst von Fuli interessiert, sondern auch am Aufbau eines entsprechenden Museums. Außerdem will ihm die Hochschule eine Forschungseinrichtung mit einem Atelier zur Verfügung stellen, damit er die traditionelle Keramik-Kunst weiter erforschen und entwickeln könne. Gan Zhiyou freut sich dabei ganz besonders über die Möglichkeit, junge Kunsthandwerker ausbilden zu können: O-Ton 6 ?Mir ist ganz klar, dass die Keramik von Fuli eine wunderschöne Blume im Garten der chinesischen Volkkünste ist. Meine Aufgabe ist es dabei, diese Blume zu pflegen, die Fortpflanzung zu sichern und ihre Stellung im Garten herauszuheben. [Ich freue mich ganz besonders, dass das Keramik-Handwerk als Fachbegriff in die Enzyklopädie der chinesischen bildenden Künste, in die Sammlung der chinesischen Volkskünste sowie in die Sammlung der zeitgenössischen Künste in China aufgenommen worden ist. ]? Gan Zhiyou erwähnte schließlich noch, dass er momentan an einem Buch über das keramische Kunstgewerbe von Fuli schreibe. Ganz stolz sagte er, dass der größte Teil des Werkes mit 200,000 Schriftzeichen bereits fertig ist.
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