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Sprechgesang der Mandschu in Beijing
   2005-10-11 15:57:12    cri
China zählt 56 Nationalitäten einschließlich der Han-Nationalität. Die Han-Nationalität stellt bekanntlich den weitaus größten Bevölkerungsanteil mit etwa 94 Prozent. Die restlichen 6 Prozent verteilen sich auf die Minderheiten, die zum größten Teil in Autonomen Gebieten leben. Entsprechend der sprachlichen, kulturellen und geschichtlichen Vielfalt sind auch die musikalischen Ausdrucksweisen äußerst reich an Gegensätzen.

Der Sprechgesang, im chinesischen Quyi, ist eine Kunstform in China, von der es über 200 verschiedene Arten gibt. Der Sprechgesang lässt sich in drei Gattungen unterteilen. Zum einen gibt es die Erzählung in Form einer Rezitation mit Gesang, zum zweiten die Rezitation ohne Gesang und zum dritten den reinen Sprechgesang.

Der Sprechgesang wird von professionellen oder semiprofessionellen Künstlern aufgeführt, die sich zum Teil selbst auf einem Instrument begleiten oder dabei tanzen.

Der Sprechgesang in Begleitung einer speziellen achteckigen Trommel mit dem Namen "Bajiaogu" wird traditionell von den Mandschuren in Beijing aufgeführt. Der Gesang im Beijinger Dialekt ist von deutlicher Klarheit und wurde über die Jahrhunderte von den Einwohnern Beijings überliefert. Noch heute wird diese alte Form der Volkskunst von älteren Leuten in der chinesischen Hauptstadt praktiziert und erfreut sich allgemeiner Beliebtheit.

Zhang Weidong ist Mitglied des Beijinger Kunqu-Ensembles und selbst Angehöriger der mandschurischen Nationalität. Er erläuterte die Herkunft und symbolische Bedeutung der achteckigen Trommel "Bajiaogu", als Begleitinstrument zum Sprechgesang:

"Die achteckige Trommel wurde auf der Basis der Zeremonientrommel der Saman-Religion und der Militärtrommeln der Mandschuren entwickelt. Die acht Ecken symbolisieren die acht Banner der Mandschuren. Die Trommel wird mit der Haut der Pythonschlange bespannt. Damit wird die Vereinigung des Landes symbolisiert. An jeder der acht Ecken sind drei Zymbale angebracht, welche die Nationalitäten der Mandschuren, Mongolen und der Han symbolisieren. Die angehängte Troddel symbolisiert die Hoffnung auf eine reiche Ernte."

Im alten Beijing wurden Angehörige der mandschurischen Nationalität allgemein als "Qiren", also als "Bannermenschen" bezeichnet. Banner waren früher eine militärähnliche Verwaltungseinheit der Mandschuren. Die Bezeichnung Bannermensch hat historische Hintergründe. Die Mandschuren gründeten nämlich vor mehr als 300 Jahren Chinas letzte feudale Dynastie, die Qing-Dynastie. Die Herrscher dieser Dynastie teilten ihre Bürger in acht Banner auf. Zu Kriegszeiten wurden die zivilen Bürger dieser Banner als Soldaten rekrutiert.

Als Ursprung des Bajiaogu-Sprechgesangs der Mandschuren gilt das kleine Lied von mandschurischen Grenzsoldaten. Die an der Grenze stationierten Soldaten improvisierten und sangen in ihrer Freizeit oft kleine Lieder, um ihr großes Heimweh zu überwinden. Später, wenn die Soldaten nach Abschluss ihres Wehrdienstes nach Hause zurückkehrten, brachten sie auch diese kleinen Lieder mit, die sie in Erinnerung an ihre Wehrzeit weitertrugen. Diese Soldatenlieder breiteten sich später sogar bis in den Kaiserhof der Qing-Dynastie aus. Und wie Zhang Weidong erzählt, wurde ein Treffen von Liebhabern des Bajiaogu-Sprechgesangs sogar eigens vom Qing-Kaiser genehmigt:

"Das Genehmigungsdokument war mit dem Abbild eines Drachenkopfes versehen, dieses Abbild war das Symbol für die kaiserliche Macht. Der Kaiser verfügte damals, dass der Bajiaogu-Sprechgesang nur zur Freizeitbelustigung und nicht zu Profitzwecken aufgeführt werden durfte."

An einem sonnigen Nachmittag trafen sich Liebhaber des Bajiaogu-Sprechgesangs in einem Veranstaltungssaal im nördlichen Stadtteil Beijings. Regelmäßig findet man dort Fans des Bajiaogu-Sprechgesangs, die dort ihrem Hobby frönen. Die Gemeinschaft nennt sich ganz poetisch "Gemeinschaft in Kleidern schön wie der Regenbogen und Lieder der Vorfahren singend". Die mehr als 20 Mitglieder der Gemeinschaft sind allesamt Senioren im Alter zwischen 60 und 70 Jahren.

In Begleitung von schnellen Trommelschlägen führte ein alter grauhaariger Mann den Sprechgesang mit Hingabe und voller Freude auf. Musikalisch begleitet wurde er von einem Blinden, der auf einem dreiseitigen Zupfinstrument, der Sanxian, spielte.

Der grauhaarige Mann heißt Sun Liangui, ist 81 Jahre alt und der älteste unter den Gemeinschaftsmitgliedern. Seit seiner Jugendzeit interessiert er sich für den Bajiaogu-Sprechgesang. Für Sun Liangui ist diese Kunstform ein Teil der kulturellen Hinterlassenschaften der mandschurischen Vorfahren und deshalb von großem Schutzwert.

Der Bajiaogu-Sprechgesang entstand bereits vor mehr als einem Jahrhundert, doch ist er heute auch bei jungen Leuten durchaus beliebt. Dies bestätigte Ma Qi, der ebenfalls vom Bajiaogu-Sprechgesang begeistert ist:

"Ich hab einmal an einer Kunstveranstaltung teilgenommen. Dabei hatten fünf junge Leute einen Meister des Bajiaogu-Sprechgesangs darum gebeten, sie als Schüler aufzunehmen. Ich freute mich sehr über dieses Erlebnis. Natürlich wollten diese jungen Leute damit nicht ihr Brot verdienen, sondern sich lediglich amüsieren und dabei Freunde kennen lernen."

Bei dem Treffen der Liebhaber des Bajiaogu-Sprechgesangs sah man unter den älteren Leuten auch einige Jugendliche, die die Aufführungen aufmerksam verfolgten und sogar mitsangen. Offensichtlich waren auch sie Fans dieses traditionellen Sprechgesangs.

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