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Chinesische Wohnhäuser und der Wohnhof"Siheyuan" in Beijing
   2005-10-13 09:53:31    cri
Der 63jährige Herr Ren lebt von seiner Geburt an in der Stadtmitte von Beijing. Er wohnt in einem typischen Wohnhof aus der Qing-Dynastie: Siheyuan. Es ist ein viereckiger ummauerter Hof mit ebenerdigen Häusern.

Trotz der gigantischen Veränderungen außerhalb des Hofes ist Herr Ren in seinem geerbten Hof geblieben und hat das Leben hier sehr genossen.

Und jedes Mal, wenn er Touristen aus aller Welt begrüßt und ihnen sein Zuhause zeigt, fühlt er sich sehr stolz.

"Siheyuan" ist nur ein Beispiel der vielfältigen Wohnhäuser in China.

Und Herr Yang Hongxun, Experte der Gesellschaft der chinesischen Architektur, hat uns vor allem einen Überblick über die chinesischen Wohnhäuser gegeben:

"China ist ein großes Land mit verschiedensten geographischen und klimatischen Bedingungen. Ausserdem leben in China 56 Nationalitäten, deren Sitten und Bräuche sich auch voneinander unterscheiden. Und die Wohnhäuser entsprechen normalerweise der natürlichen Lage und der Lebensgewohnheiten der einheimischen Einwohner. Deshalb sind die Wohnhäuser in China sehr vielfältig, Sie sind zum Teil für die architektonische Forschung von großer Bedeutung und sollen deshalb gut erhalten werden ."

Im Vergleich mit den kaiserlichen Palästen, fuhr Experte Yang weiter, werde bei den zivilen Wohnhäusern vor allem der praktische Zweck hervorgehoben, d.h. sie müssten bequem und preiswert sein.

In diesem Sinne möchten die Chinesen, insbesondere die städtischen Einwohner, zu Hause über einen Innenhof verfügen, also über eine zusätzliche Fläche des Hauses. Der Innenhof wird von mehreren Häusern umgeben und dient als ein freies Wohnzimmer.

Überall in China gibt es Wohnhäuser dieser Art, obwohl sie unterschiedliche Namen haben.

In der südwestchinesischen Provinz Yunnan wie z.B. gibt es ein Wohnhaus namens "Yi-Ke-Yin", auf deutsch etwa "Siegel", weil das Haus tatsächlich wie ein Siegel aussieht. Dabei ist der Innenhof von mehreren miteinander verbundenen hohen, manchmal sogar zweistöckigen Häusern umgeben, ähnlich wie die antiken Wohnhäuser in Rom.

Dagegen sind die Häuser in einem Wohnhof "Siheyuan" von Beijing nicht direkt miteinander verbunden, normalerweise gibt es gewundene Korridore dazwischen .

Einen weiteren Unterschied zwischen den Wohnhäusern in Nord- und Südchina sieht man im Innenhof. Genauer erklärt Experte Yang Hongxun :

"Im Süden, wo es relativ bevölkerungsdicht und im Sommer heiß und schwül ist, bauen die Leute hohe Häuser, um Grundstück zu sparen und mehr Luft zu haben, und der Innenhof liegt so im Schatten. Dagegen bauen die Nordchinesen normalerweise ebenerdige Häuser, die einen großen Innenhof umgeben, um mehr Sonnenschein genießen zu können."

In der langen Geschichte haben die Chinesen reichliche Erfahrungen im Schutz vor Unwetter gesammelt, die beim Bau von Wohnhäusern deutlich zum Ausdruck kommen. Hier noch einmal Experte Yang:

"In Nordchina pflegt man Tonerde über den Dachziegeln des Wohnhauses anzulegen , um der Kälte besser zu widerstehen und die Wärme effektiver zu halten. Dagegen haben die Wohnhäuser im Süden keine besonderen Anforderung an die Dachmaterialien. Allerdings sollten sie aber höher sein, um bessere Lüftung zu haben und die Feuigkeit abzuhalten. Und im Stromgebiet des Gelben Flusses, vor allem in den Provinzen Shaanxi und Henan, wohnen heute noch viele Leute in den aus dem Löss geschachteten Höhlen. In solchen Höhlenwohnungen fühlt man sich im Sommer kühl und im Winter warm, also sehr bequem. Sie sind einfach zu bauen und ihre Baukosten, was auch sehr wichtig ist, sind niedrig."

Aber, unter den vielfältigen chinesischen Wohnhäusern ist der Wohnhof "Siheyuan" aus Beijing wohl am berühmtesten.

Der Wohnhof "Siheyuan" in Beijing hat schon eine lange Geschichte . Ihn gibt es schon seit Anfang der Yuan-Dynastie im 13. Jh . Vor allem ist er architektonisch einzigartig: es ist nämlich ein viereckiger Hof ,umgeben von Häusern in den 4 Himmelsrichtungen, deren Türen sich alle zum Innenhof öffnen. Daher auch der Name "Siheyuan", auf Deutsch "Hof, der von den 4 Himmelsrichtungen von Häusern umgeben ist".

Jeder "Siheyuan" ist auf einer Nord-Süd-Achse symetrisch gebaut. Bei einem typischen kleinen "Siheyuan" gibt es nur einen Innenhof, der durch 3 auf der Achse stehende und nach Süden gelegene Haupträume , 2 Seitenräume jeweils im Westen und Osten, und 3 nach Norden gelegene Südräume umgeben ist. Bei einem größeren Wohnhof ist die Zahl der Wohnräume in jeder Himmelsrichtung vermehrt, und es gibt dazu noch Vor- und Hinterhöfe sowie einen Garten.

Den Vorteil dieser Baustruktur weiß Herr Yang auch genau, nämlich sie wirkt sicher, ruhig und geheimnisvoll.

Aber noch wichtiger ist der kulturelle Sinn des Wohnhofes, denn der ?Siheyuan" ist selbst ein Träger der konfuzianischen Ethik innerhalb einer Familie.

Laut Experten Yang lebte früher eine chinesische Familie, auch wenn sie aus mehreren Generationen bestand, immer unter einem Dach, und die Wohnräume des Hofes waren den Angehörigen streng nach ihrem Alter und nach der Generationsreihe innerhalb der Familie zugeteilt. Da die Haupträume im Winter warm und im Sommer kühl waren, wurden sie selbstverständlich von der älteren Generation bewohnt, während die Seitenräume den jüngeren Generationen zur Verfügung standen. Und die südlichen Zimmer dienten normalerweise als Gäste- oder Arbeitszimmer; Und bei einer großen Familie mußten die Frauen gewöhnlich in den hinteren Höfen wohnen, während die Gäste und Bediener dagegen im Außenhof untergebracht wurden.

Der 63jährige "Siheyuan"-Bewohner Herr Ren meint, dass die Baukunst des Wohnhofes auch dem traditionellen chinesischen Fengshui-Prinzip entspreche, also der Theorie über die harmonischen Beziehungen der Menschen zur Natur. Aber nicht nur deswegen genießt er sein Leben in dem traditionellen Wohnhof. Er meint:

"Nach der Vorstellung der Chinesen über die Gesundheitspflege soll man direkt auf dem Grundboden leben. So ist die Wohnung in einem ebenerdigen Haus vor allem für die älteren Leute besser als in einem Hochhaus. Außerdem ist das Leben in einem solchen Wohnhof günstig für die Verständigung zwischen den Familienangehörigen oder zwischen den Nachbarn."

Heute sind in Beijing immer noch viele traditionelle Wohnhäuser "Siheyuan" erhalten geblieben. Und für einen China-Besucher ist ein Rikscha-Tour durch schmale Hutong-Gassen mit einer Besichtigung in "Siheyuan" auf jeden Fall emphelenswert.

Zwar ist der "Siheyuan" , aus hygienischen und anderen Hinsichten betrachtet, heute schon nicht mehr so praktisch und bequem, aber für viele alte Beijinger wie Herrn Ren und seine Frau ist er trotzdem mit vielen schönen Erinnerungen verbunden.

Das Schicksal des "Siheyuan" als eines wichtigen Zeugen der Geschichte von Beijing hat bei der Stadtregierung große Aufmerksamkeit erregt. So hat die Stadtregierung allein im Jahr 2001 zwei Dokumente über den Umbau und die Renovierung der traditionellen Wohnhäuser der Stadt erlassen. An den konkreten Konzepten arbeitet man momentan immer noch. Aber Ziel ist klar, parallel zum Aufbau einer modernen Weltmetropole wird man alles tun, um das Bild der alten Kulturstadt auch zu bewahren.

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