Anders als in vielen westlichen Ländern, war in China die kaiserliche Autorität mehr als 2000 Jahre lang die einzige absolute Macht. Deshalb gelten hierzulande die kaiserlichen Paläste bzw. die Bauten der kaiserlichen Hauptstädte zweifelsohne als die größten Erfolge der traditionellen chinesischen Baukunst.

Während in Europa oder in den islamischen Ländern die Sakralbauten besonders geschätzt und verehrt werden, sind die Chinesen auf ihre prächtigen Paläste sehr stolz.

Experte Yang Hongxun weiss zu erklären, was das Wort "Palast" im chinesischen bedeutet:

""Palast" heißt auf chinesisch "Gong". Mit "Gong" war ursprünglich ein auf dem Boden erbaute "Haus mit Dach und Wänden" gemeint.

Archäologischen Angaben zufolge entstand das chinesische "Gong" schon in der späten Urgesellschaft. Damals gab es in jedem Stamm einen Komplex aus mehreren Häusern, der viel größer und prächtiger als die Wohnhäuser der einfachen Menschen war. Er wurde in der Regel vom Stammeshäuptling bewohnt oder diente als Treffpunkt der herrschenden Kreise. Ein Beweis dafür ist die Dadiwan-Ruine, die im Osten der westchinesischen Provinz Gansu ausgegraben wurde. Der ehemalige Wohnkomplex eines Stammesoberhauptes gilt als Vorläufer der chinesischen Paläste."

Wie Yang Hongxun weiter erzählte, begann der Bau der kaiserlichen Paläste in der Qin-Dynastie, um 221-207 vor Chr., der ersten einheitlichen feudalistischen Herrschaft Chinas. Der erste Qin-Kaiser Shihuangdi schränkte erstmals die Bedeutung des Wortes "Gong" auf die kaiserliche Residenz ein. In der Nähe von Xi'an, der Hauptstadt der westchinesischen Provinz Shaanxi ließ er einen der prächtigsten Paläste der Geschichte bauen, den E-Pang-Gong-Palast. Dieser unglaublich große Baukomplex wurde leider in einem späteren Krieg zerstört. Heute sind nur drei Ruinen erhalten geblieben. Eine Ruine allein ist rund 554,000 Quadratmeter groß, also etwa so groß wie 136 Fußballplätze.

Dazu noch einmal Yang Hongxun:

"Sowohl der primitive Baukomplex in Dadiwan als auch der Kaiserpalast in Beijing repräsentierten die architektonischen, technischen und materiellen Eigenschaften der chinesischen Architektur und galten als erfolgreichste Bauwerke ihrer Zeit."

Fast jede Dynastie Chinas hat prächtige Paläste errichtet, berichtete Yang weiter. Die meisten davon sind aber leider aus verschiedenen Gründen zerstört worden. Nur die Paläste der Ming- und Qing-Zeit, der letzten beiden feudalistischen Dynastien Chinas, haben die Prüfungen der Zeit überstanden. Das berühmteste Meisterwerk ist zweifelsohne der Kaiserpalast in Beijing.

Baukunstexperte Yang wies darauf hin, dass die Bauten jeder chinesischen Geschichtsperiode ihre spezifischen Eigenschaften haben:

"Die Baukunst der chinesischen Paläste hat sich mit der Zeit und den gesellschaftlichen Veränderungen kontinuierlich gewandelt. Die Architekten der verschiedenen Geschichtsperioden hatten zudem auch einen unterschiedlichen Kunstgeschmack, der sich hauptsächlich in Variationen der Details wie Dachrinnen oder Kapitellen widerspiegelt und den Baustil der Zeit repräsentiert. Letztendlich aber blieb der Kernstil der chinesischen Paläste immer unverändert, die chinesischen Paläste haben ihren praktischen Zweck und ihre architektonische Funktion weit übertroffen, dies bewirkte einen höheren mentalen Effekt."

Nach Yang's Worten hatten im Laufe der Geschichte auch fremde Architekturstile die chinesische Baukunst beeinflusst, die Haupteigenschaften der chinesischen Paläste blieben aber stets erhalten. Die positiven Elemente der fremden Baustile wurden zu einem harmonischen Ganzen integriert.