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Chinesische Akrobatik
   2005-10-11 15:56:41    cri
Viele von Ihnen haben sicher schon mal Akrobatik-Vorführungen chinesischer Artisten gesehen ? sei es in Fernsehübertragungen großer internationaler Akrobatik- und Zirkus-Wettbewerbe, oder ganz hautnah in einem Zirkus. Denn inzwischen gastieren jährlich Dutzende oder Hunderte von chinesischen Akrobatikgruppen weltweit, natürlich auch irgendwo in Ihrer Nähe.

Also, die Akrobatik, eine alte Volkskunst in China, gehört zu jenen Kunstformen, die am frühesten in aller Welt präsentiert wurden. Und sie ist wegen ihrer Einzigartigkeit bei fast allen internationalen Wettbewerben dieser Branche mit den höchsten Preisen ausgezeichnet worden.

Die Akrobatik hat in China bereits eine Geschichte von mehr als 3500 Jahren: sie keimte schon in der Urgesellschaft, frühe Formen dieser Kunst sind in der Qin-Zeit im dritten vorchristlichen Jahrhundert nachweisbar, und in der anschließenden Han- Dynastie von 206 v.Ch. bis 220 unserer Zeit entwickelte sie sich zu einer eigenständigen Kunstrichtung mit mehreren Unterformen.

Die Akrobatik entstand ursprünglich im Alltagleben der Bevölkerung, wurde später auch in den kaiserlichen Höfen verbreitet und galt schließlich als eine der repräsentativsten Künste Chinas.

Insgesamt hat die Akrobatik in China einen anderen Stellenwert, als in den westlichen Ländern. Dazu Li Mushan, der stellvertretende Generalsekretär des chinesischen Akrobaten-Verbandes:

"Akrobatik gehört im Westen traditionell zu den Zirkuskünsten, während Akrobatik in China zunächst ein Oberbegriff ist, zu dem dann im Einzelnen u.a. die Luft und Boden-Akrobatik, Artistik, Clownerien, Zauberei, Pantomime wie auch Tierdressuren gehören. Also, die Akrobatik ist eigentlich eine Weltkunst, aber die Chinesen haben in der langen Geschichte dieser Kunst fernöstliche Elemente wie Musik, Gestaltung, Stimmung usw. hinzugefügt. Außerdem ist die chinesische Akrobatik durch ihre außerordentliche Geschicklichkeit und hohe Kunstfertigkeit gekennzeichnet."

Und gerade diese Einzigartigkeit habe sofort die westlichen Zuschauer überrascht, als die chinesische Akrobatik Anfang der 50er Jahre offiziell ihren Weg auf die Bühnen der Welt fand, meinte Li Mushan.

Nach der Gründung der Volksrepublik China 1949 hatte die Zentralregierung großen Wert auf die alten volkstümlichen Kunstarten des Landes gelegt und eine Reihe Maßnahmen ergriffen, um die Entwicklung der alten Künste finanziell und materiell zu unterstützen.

Unter diesen Bedingungen entstanden praktisch in jeder Provinz und in den meisten Städten Chinas Akrobatikensembles. In den 90er Jahren gab es dann landesweit rund 90 Akrobatikensembles, die entweder der zentralen oder den lokalen Verwaltungen zugeordnet waren.

Die meisten dieser Ensembles haben ihre eigenen Varietes. Hinzu kommen noch unzählige nichtstaatliche Wanderzirkusse. Landesweit gibt es darüber hinaus auch noch 4 Zirkus- bzw. Akrobatikschulen, deren jährlich mehr als 100 Absolvente die verschiedenen Ensembles verstärken.

Außerdem bilden auch die chinesischen Akrobatikensembles selbst Nachwuchskräfte aus. Um ausgezeichnete Akrobatikprogramme zu fördern, finden regelmäßig nationale Akrobatikwettbewerbe bzw. -festspiele statt.

Dank der Förderung durch die Regierung hat die chinesische Akrobatik seit 1949 eine schnelle Entwicklung erfahren und kann sich nunmehr in aller Welt als traditionelle chinesische Kunst präsentieren.

An die Anfänge nach Gründung der Volksrepublik kann sich Fu Qifeng vom Chinesischen Akrobatenverband, die als Autorität in Sachen Akrobatik anerkannt ist, noch gut selbst erinnern:

"Schon im Jahr 1950 wurde das damals größte Akrobatikensemble Zhonghua auf Tournee in die Sowjetunion und in mehrere osteuropäische Länder geschickt. Die Aufführungen der chinesischen Künstler waren sehr erfolgreich und wurden überall sehr begrüßt. Dadurch konnten die westlichen Zuschauer traditionelle chinesische Charakterzüge wie Mut, Klugheit und Optimismus kennen lernen."

Laut Fu hat die chinesische Akrobatik dabei auch die Rolle eines kulturellen Botschafters gespielt und die Außenpolitik des neuen China wirksam unterstützt.

Die Reform und Öffnung Chinas seit 1978 hat die Akrobatik, die in der Zeit der Kulturrevolution stark unterdrückt worden war, wieder belebt. Und nach Meinung der Akrobatikexpertin Fu Qifeng gelten die vergangenen mehr als 20 Jahre zweifelsohne als die Blütezeit einer alten chinesischen Kunst, denn in dieser Zeit haben chinesische Akrobaten an fast allen internationalen Wettbewerben der Branche teilgenommen und mehr als 100 Erste Preise gewonnen.

Was den internationalen Austausch der Branche in der letzten Zeit anbetrifft, weiß Li Mushan auch mehr. Er erklärte:

"Im Zuge der Reform und Öffnung haben wir ständig gute Erfahrungen der ausländischen Akrobatik nach China bringen können ? und zwar durch folgende 3 Methoden:

Erstens haben wir ausländische Zirkusgruppen nach China zu Gastvorführungen eingeladen, darunter viele erstklassige Akrobatikensembles aus aller Welt.

Zweitens finden seit 1987 jedes Jahr sowohl in Wuqiao als auch in Wuhan jeweils ein internationales Akrobatikfestival statt, wobei zahlreiche hervorragende Akrobaten aus aller Welt in China ihre Kunst gezeigt haben.

Drittens, gastieren derzeit zahlreiche chinesische Akrobaten in aller Welt. Und sie bringen natürlich ebenfalls moderne Erfahrungen der internationalen Akrobatikbranche zurück nach China.

Es ist selbstverständlich, dass die chinesichen Akrobatikensembles durch den regen Austausch mit der übrigen Welt in vielerlei Hinsicht profitiert haben."

Diese Meinung teilte auch Zhao Yugui, Direktor des Beijinger Akrobatikensembles. In den letzten Jahren hat die Gruppe Preise bei vielen inländischen und internationalen Akrobatikwettkämpfen gewonnen und Tourneen in mehr als 40 Ländern unternommen. Nun steht sie auch in langfristiger Parnerschaft mit dem weltbrühmten kanadischen Wanderzirkus "Cirque du Soleil" und arbeitet mit Kulturagenturen in Hongkong und Spanien zusammen. Diese Erfahrungen fasst Direktor Zhao so zusammen:

"Dank der Öffnungspolitik haben wir die Chance zum internationalen Austausch bekommen. Dadurch haben wir es zur Kenntnis genommen, dass nur wirklich ausgezeichnete Kunst international eine Chance hat. Und die Gastaufführungen im Ausland und die Zusammenarbeit mit westlichen Kollegen in den letztzen Jahren haben uns tatsächlich dabei geholfen, unsere Programme sowohl künstlerisch als auch technisch ständig zu verbessern."

In diesem Sinne zeigte sich der Direktor des Akrobatikensembles optimistisch. Er meinte, sein Ensemble habe sich bereits einen guten Platz auf dem internationalen Markt erarbeitet und werde durch weitere Bemühungen seine Stellung verteidigen.

Allerdings sind nach dem Beitritt Chinas zur WTO auch alle Akrobatikensembles mit neuen Herausforderungen konfrontiert, meint der stellvertretende Generalsekretär des chinesischen Akrobatikverbandes Li Mushan:

"Der WTO-Beitritt Chinas bedeutet einen schärferen Wettbewerb sowohl auf dem inländischen, als auch auf dem internationalen Markt. In der Planwirtschaft hatten die chinesischen Kunstgruppen überhaupt keine Gelegenheit, eine wirtschaftliche Denk- und Arbeitsweise zu entwickeln, deshalb haben sie auch keine Erfahrung mit dem Marktsystem. Die Akrobatik machte hier keine Ausnahme.

Nun müssen alle Akrobatikensembles ihren Blick mehr auf den Markt wenden, die Spielregeln des Marktes beherrschen und dann den inländischen wie auch den interantionalen Markt erschließen."

Zugleich wies Li Mushan aber auch darauf hin, dass die meisten chinesischen Akrobatikensembles in den letzten Jahren auch von den Erfahrungen ihrer ausländischen Kollegen im Umgang mit dem Markt gelernt haben. Deshalb zeigte sich der Verantwortliche des akrobatischen Branchenverbandes schließlich davon überzeugt, daß die chinesische Akrobatik in der Zukunft ihre Lebenskraft behalten könne, wenn sie sich am Markt orientiert und ihre Einzigartigkeit zu voller Entfaltung bringen wird.

Akrobatik, egal wie sie genau definiert wird, gehört in vielen Ländern zu den traditionellen Volkskünsten und findet weltweit stets allgemeine Zuwendung. Und ich glaube, viele Länder sind nun aber mit der Frage konfrontiert, wie ihre traditionelle Kunst in der modernen Zeit bewahrt und fortgeführt werden soll. Auch die chinesischen Akrobaten versuchen gerade, das Problem zu lösen. Auch in diesem Sinne haben sie noch reichlich Stoff für den Austausch mit ihren ausländischen Kollegen.

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