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Die Hochzeitsbräuche in China
   2005-10-13 09:53:31    cri
Mit dem Beginn des Frühlingsfestes fängt auch die Hoch-Zeit der Hochzeiten in China. Man glaubt nämlich, dass die feierliche Stimmung des Frühlingsfestes auch ein glückliches Familienleben verheißen wird. Also, der Zeitpunkt spielt bei einer chinesischen Hochzeit eine entscheidende Rolle.

In China mit seiner Jahrtausendealten Geschichte und seiner großen territorialen Ausdehnung sind die Hochzeitsbräuche selbstverständlich je nach den Landesteilen und den Nationalitäten höchst unterschiedlich.

Aber feierliche Stimmung und Glückssymbole dürfen dabei, egal wo und wann, auf keinen Fall fehlen. Aber das ist ja eigentlich überall auf der Welt so.

Als das wichtigste Ereignis im Leben wird die Hochzeit in China natürlich - genau wie bei Ihnen auch - ernsthaft und intensiv vorbereitet. So musste früher in China jede Hochzeit nach einem komplizierten Prozess verlaufen, d.h. es gab 6 Zeremonien, die schon vor der Trauung stattfinden sollten. Und zwar ganz anders als in Europa! Da früher die Ehen von den Eltern arrangiert wurden, fing deshalb die Hochzeit meistens mit der Vermittlung des Ehepaars an. Dazu Professor Tao Lifan, der zugleich auch stellvertretender Vorstandsvorsitzender der Volkskundevereinigung der asiatischen Länder ist:

"Diese 6 Zeremonien sind 'Wen-Ming', also die Vermittlung der künftigen Eheleute durch eine Kupplerin. Dabei wird auch geprüft, ob die Geburtstage sowie Alter und Horoskop der beiden zusammenpassen. Wenn die Familie des Bräutigams mit der zukünftigen Braut zufrieden ist, werden Geschenke an die Familie der Braut übergeben?dieser zweite Teil der Zeremonie heißt "Na-Cai". Dem folgen dann "Na-Ji" und "Na-Sheng", also der Austausch der Verlobungs- bzw. Hochzeitsgeschenke. Viertens gibt es dann einen weiteren Austausch von HochzeitGeschenken, und zwar der eigentlichen Hochzeitsgeschenke, wobei während dieser als "Qing-Qi" bezeichneten Zeremonie die Familien der künftigen Eheleute den Trauungstag verabreden. Der fünfte Schritt vor der eigentlichen Hochzeit ist dann "Ying-Qin", also der Tranport der Braut zum Hause des Bräutigams."

Die Trauung fand traditionsgemäß im Haus der Familie des Bräutigams statt. Mit einer feierlichen Begrüßungsmusik fing schließlich die richtige Trauung an. In manchen Landesteilen gab es die Tradition, daß die Braut beim Eintritt des Hauses einen Feuertopf überschreiten mußte. Man glaubte, dadurch wurden alle Unglückkeiten vor der Haustür der Neuvermählten aufgehalten.

Als Erstes mußte das Vermählungspaar mehrere ehrerbietige Kotaus machen, zuerst vor Himmel und Erde?also den Göttern, dann vor den Eltern des Bräutigams, und nicht zuletzt voreinander. Anschließend begann das Hochzeitsbankett, dazu wurden alle Verwandten, Freunde und Nachbarn eingealden, auf dem Lande sogar das ganze Dorf. Während des Essens müssen die Neuvermählten Hochzeitswein mit gekreuzten Armen trinken. Die Braut muss allen Gästen Trinksprüche ausbringen, um sich für ihre Ankunft und Aufnahme im Haus der Bräutigams zu bedanken. Dann wird sie in die Brautkammer gebracht, während der Bräutigam zunächst weiter bei den Gästen bleibt. Mit dem Ende des Banketts ist dann auch die Trauungszeremonie zu Ende.

Laut Professor Tao gab es früher in China weder standesamtliche noch kirchliche Trauungen. Wenn eine Ehe genau nach den obengenannten Prozedur geschlossen worden war, galt sie als legal. Wichtig dabei waren die Trauzeugen, also die Ehevermittlerin, die Eltern und alle Anwensenden bei der Trauungszeremonie.

Natürlich ist eine Hochzeit heutzutage in China viel einfacher geworden. Wenn sich Mann und Frau verlieben, gehen sie zum Standesamt, weil inzwischen nur eine standesamtliche Ehe in China rechtlich anerkannt ist. Das Hochzeitsbankett gibt es immer noch, es findet aber zumeist im Restaurant statt. Die Braut wird zwar?wie es die Tradition verlangt - durch die Vertreter des Bräutigams abgeholt, aber natürlich nicht mehr mit einer Sänfte, sondern möglichst mit einem Auto-Konvoi, und ganz besonders gern wird dabei natürlich der eine oder andere Mercedes gesehen!

Obwohl sich einerseits die Hochzeitszeremonien in China im Laufe der Jahre sehr verändert haben, haben andererseits einige interessante Sitten und Bräuche überlebt. Dazu gehört z.B. der Polterabend.

Anders als in Deutschland ist mit dem Polterabend aber der Abend des Trauungstages gemeint. Statt Porzellan zu zerschlagen, machen die Gäste nur mit dem Vermählungpaar Witze und Spaß, um die fröhliche Stimmung zu verstärken.

Aber in China leben neben den Han - Chinesen noch weitere 55 Nationalitäten, die alle ihre eigene Kultur und damit natürlich auch höchst vielfältige Hochzeitsbräuche haben. Dazu noch einmal der Volkskundeexperte Tao Lifan:

"Die kulturellen und regionalen Unterschiede zeigen sich auch bei den unterschiedlichen Hochzeitsbräuchen der verschiednen Nationalitäten.

Im Vergleich zur Han-Nationalität haben die nationalen Minoritäten eine freiere Wahl bei der Eheschließung. Es gibt z.B. bei den in Südwestchina lebenden Nationalitäten Bai- und Miao alljährlich sogenannte Gesangsfestivals, bei denen sich die jungen Leute kennen lernen und sich verlieben können. Und viele nationalen Minderheiten haben ihre einzigartigen Hochzeitsbräuche bis heute behalten."

Als Beispiel nannte Professor Tao noch die sogenannte "Raubtrauung" der in der südwestchinesischen Provinz Yunnan lebenden Dai. Dort lädt der Bräutigam einige seiner Freunde ein, die dann die Braut aus dem Haus ihrer Eltern "rauben" müssen. Mit dieser symbolischen Geste wird die Liebe des Bräutigams für die Braut betont. Professor Tao weiß auch von einer "weinenden Hochzeit" der in der südchinesischen Provinz Hunan lebenden Miao-Nationalität berichten.

Dabei brechen die Braut und ihre weiblichen Angehörigen im letzten Monat vor Trauung an jedem Abend in lautes Wehklagen aus, um den bevorstehenden Abschied zu beweinen.

Professor Tao sieht allerdings inzwischen landesweit eine Mode vor allem unter den jugen Ehepaaren, keine Hochzeitszeremonie mehr zu veranstalten. Stattdessen begeben sich die Neuvermählten direkt nach ihrer Unterschrift beim Standesamt auf eine Hochzeitsreise. Die Eheschließung wird dann nur durch das Verschenken von Hochzeitskuchen oder ?bonbons bekanntgemacht.

Aber unabhängig davon, wie sich die Hochzeitsbräuche verändern, ist das Symbol der Hochzeit ewig gleichgeblieben, meint Professor Tao:

"Mit einer feierlichen Hochzeit hoffen die Frischverheirateten auf ein ewiges, glückliches Familieleben und für die Familien des Ehepaars auf eine Fortsetzung der Familie in die nächste Generation."

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