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Das erste chinesische Privatmuseum und sein Inhaber Ma Weidu
   2005-10-13 10:03:13    cri
Noch vor 10 Jahren waren private Museen in China völlig unbekannt. Damals waren alle Museen staatlich. Zwar haben auch viele Chinesen einen privaten Sammel-Tick, aber kaum einer konnte auf die Idee kommen, seine eigene Sammlung langfristig auszustellen oder sogar zu einem Museum zu entwickeln. Eine Ausnahme ist der 46jährige Redakteur des Beijinger Jugend-Verlags, Ma Weidu.

Ma Weidu begann Anfang der 80er Jahre, antike chinesische Kunst- und Kulturgegenstände zu sammeln. Damals standen Chinas Öffnungs- und Reformpolitik und die Marktwirtschaft noch im Anfangsstadium. In Beijing gab es in dieser Zeit die ersten Handelsmärkte für abtike Kunst- und Kulturgüter, und Ma Weidu war dort Stammkunde. Was ihn bis heute besonders interessiert, ist das chinesische Porzellan. Er sagt, manche Porzellanwaren faszinierten ihn so sehr, dass er kaum seinen Blick davon abwenden könne.

Redakteur Ma Weidu hat in den vergangenen mehr als 10 Jahren rund 100 literarische Werke veröffentlicht. In den 90er Jahren hat er zudem eine Fernsehspielserie konzipiert, die damals in Fachkreisen als Sensation gefeiert wurde. Zugleich ist sein Interesse für antike chinesische Kunst- und Kulturgegenstände immer größer geworden. Ma sagt, heute spiele die Sammlung die größte Rolle in seinem Leben. Und nicht weniger wichtig: Die Freude der Anschauung möchte er mit anderen teilen.

"1992 hatte ich im Taimiao-Tempel neben der Verbotenen Stadt eine Ausstellung. Dabei habe ich sehr viele Leute kennen gelernt, denen meine Sammlung sehr gefallen hat. So bin ich auf die Idee gekommen, meine Sammlung langfristig auszustellen. Damals waren alle chinesischen Museen noch staatlich. Aber es gab bereits private Schulen, und das hat mich veranlasst, auch die Gründung eines Privatmuseums zu beantragen. Leider waren die Voraussetzungen am Anfang noch nicht ganz reif --deshalb wurde mein Antrag erst einmal abgelehnt. Aber 1996 wurde mein Traum dann endlich Wirklichkeit", so der erste chinesische Privatmuseum-Inhaber.

Ma Weidu zählt zur Prominenz in Chinas kulturellen Kreisen - als Redakteur sowieso, aber mehr und mehr auch wegen seines Privatmuseums.

Das Museum befindet sich in einem Keller im Osten von Beijing. Es ist zwar nicht sonderlich groß, dafür aber absolut einzigartig. Zu sehen sind Tausende von Kunst- und Klrturgegenständen: von Schreibutensilien bis hin zu Möbeln, von Porzellan bis zu Lackwaren aus der Zeit zwischen dem 14. und 19. Jahrhundert.

Ma Weidu hat jeden Ausstellungsraum selbst konstruiert und jedes Exponat persönlich positioniert. Darin ist er Experte. Und er ist stets bemüht, nicht nur die Kunstwerke selbst, sondern auch ihre Zeit und Gebrauchssituation darzustellen. Sein Museum ist ebenso klassisch wie lebendig -- und das kommt bei den Leuten an. Ma Weidu freut sich darüber ganz besonders:"Mein Museum ist klein und in vielerlei Hinsicht eingeschränkt. Aber ich bemühe mich , eine symphatische Stimmung zu schaffen, damit alle Besucher sich hier mit der altertümlichen Zivilisation gut verständigen können. Die meisten Exponate im Museum sind Gebrauchsgegenstände, die in ihrer ursprünglichen Gebrauchssituation ausgestellt werden. Zum Beispiel haben wir vor kurzem eine Ausstellung chinesischer Möbel veranstaltet, wobei Möbel in unterschiedlicher Lebenssituation und aus verschiedenen Zeiten gezeigt wurden. Das hat vielen Besuchern gefallen, und darüber bin ich froh."

In Ma Weidus Museum gab es seit der Eröffnung bereits mehr als 10 Ausstellungen zu verschiedenen Themen. Beispiele hierfür waren antike chinesische blau-weiß getönte Porzellanwaren, alte Schreibutensilien und klassische chinesische Metallkunst. Besonders erfolgreich war die Ausstellung von Türen, Fenstern und anderen Exponaten der klassischen chinesischen Architektur am Rande des Weltarchitekten-Kongresses 1999 in Beijing. Besucher aus aller Welt bestaunten damals die faszinierenden Exponate und die einzigartige Konstruktion der Ausstellungshalle.

Ma Weidu sagt, Sinn seines Museums sei, die klassische chinesische Volkskunst zu erhalten und der Öffentlichkeit vorzustellen sowie entsprechende Grundkenntnisse zu verbreiten. 1992 veröffentlichte er in diesem Zusammenhang auch ein Buch mit dem Titel "Ma über Keramiken", in dem Chinas Keramik-Geschichte in einfachster Sprache vorgestellt wird. Zudem verfasste Ma Weidu ein Fachbuch über Pinselbehälter aus der Zeit der Ming- und Qing-Dynastie, ein weiteres Werk über alte chinesische Türen und Fester steht kurz vor der Veröffentlichung. Und nicht zuletzt: Das Privatmuseum erwirtschaftet keinerlei Profite. Dazu Ma Weidu:"Museen dienen dem Gemeinwohl. In diesem Sinne verstehe ich mein Museum ebenso als Beitrag zum Gemeinwohl wie meine Spende für die Errichtung von Grundschulen in chinesischen Armutsgebieten. Ich möchte mein Museum zu einer ständigen öffentlichen Einrichtung ausbauen und schließlich der Gesellschaft als ganzes schenken. Als ich früher arm war, musste ich für den Erwerb jedes Sammlungsstücks viele Schwierigkeiten umschiffen. Damals konnte ich mir kaum vorstellen, meine Sammlung einfach zu verschenken. Aber heute glaube ich, dass alle Kulturwerke eigentlich der Gesellschaft gehören. Deshalb werde ich mein Bestes tun, um mein Museum immer weiter zu verbessern und damit der Gesellschaft zu dienen."

Ma Weidu betont, gegenüber staatlichen Museen spielten Privatmuseen bisher nur eine ergänzende Rolle. In vielen Bereichen könnten private Initiativen das staatliche Potential nicht erreichen. Dennoch ist er überzeugt, dass auch in China immer mehr und bessere Privatmuseen entstehen werden.

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