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Die Weißhosen-Yao in Guangxi
   2005-10-13 09:53:15    cri
Das kleine Bergdorf Manjiang mit nur rund 40 Haushalten ist eine typische Siedlung der Weißhosen-Yao. Auffallend ist, wie schön das schwarze Haar aller Dorfbewohner, egal ob Mann oder Frau, glänzt. Das Geheimnis liege im Wasser, erläutert Dorfvorsteher Lu Chengzhong in der Sprache seiner eigenen Nationalität:

"Drei Jahre nach der Hochzeit beginnen die Yao-Männer ihr Haar lang wachsen zu lassen. Für das Haarewaschen wird anstatt chemischer Shampoos das Wasser, das zum Reiswaschen verwendet wurde, benutzt. Das ist das Geheimnis für unser schwarzes und glänzendes Haar."

Reis wird aber auch in anderer Form verwendet. Reiswein ist im Leben der Weißhosen-Yao so wichtig wie Salz für die Suppe. Wie Dorfvorsteher Lu Chengzhong unserem Reporter erzählt, beherrscht fast jeder Haushalt im Dorf die Technik der Reiswein-Gärung. Der von Lu Chengzhong selbst gemachte Reiswein findet wegen seines guten Geschmacks auf dem Dorfmarkt immer reißenden Absatz.

Lu Chengzhong hat gerade auf dem Dorfmarkt einen alten Freund getroffen und mit ihm ein Glas Reiswein getrunken. Es gibt bei den Weißhosen-Yao zwei verschiedene Dorfmärkte. Der Dorfmarkt am Tag dient vor allem dem Handel und der Kommunikation und der Dorfmarkt in der Nacht gilt als Treffpunkt für unverheiratete junge Leute.

Lu Chengzhong erläuterte:

"Der Besuch des Dorfmarkts ist immer etwas Besonderes für die Dorfbewohner. Alle kommen besonders schön angezogen. Manche kommen sogar von weit her. Der Dorfmarkt in der Nacht ist ein Treffpunkt, wo sich junge Burschen und Mädchen einander kennenlernen können."

Im Vergleich zum lebhaften und lauten Tagesmarkt herrscht am Markt in der Nacht eine sehr romantische Atmosphäre. Junge Leute singen zu dritt oder zu fünft im Wechselgesang, um Liebe und Zuneigung für einander zum Ausdruck zu bringen. Lu Chengzhong und seine Frau Lu Xiaomei haben sich vor mehr als 10 Jahren bei einem dieser Gesangsabende auf dem Nachtdorfmarkt kennengelernt. Lu Xiaomei, Mutter von zwei Kindern, sieht immer noch jung und schön aus. Sie fertigt besonders schöne Trachten ihrer Nationalität an.

Der Extrakt eines lokalen Baums leistet einen wichtigen Beitrag bei der Anfertigung der Kleidung der Weißhosen-Yao. Interessant ist, dass diese einheimischen Bäume dort am dichtesten und üppigsten sind, wo die meisten Weißhosen-Yao wohnen. Den Baum kann man nicht umpflanzen, alle bisherigen Versuche dazu sind gescheitert. Es scheint fast so, als ob der Baum die Sprache der Weißhosen-Yao versteht. Ohne die vertrauten Stimmen weigert sich der Baum, Wurzeln zu schlagen.

Bei der Herstellung der traditionellen Kleidung der Weißhosen-Yao wird weißes Baumwolltuch in eine Mischung aus dem Baumextrakt und Rinderfett eingeweicht und die Frauen malen mit einem speziellen Pinsel verschiedene Motive darauf. Nach den einzelnen Arbeitsschritten - Färben, Kochen, Einweichen und Trocknen - entstehen auf dem Tuch schwarz-weiße Spuren. Das Tuch wird dann noch mit Stickereien verziert. Für die Anfertigung eines Oberkleides und eines Rocks der Weißhosen-Yao sind über 30 Arbeitsschritte notwendig.

Bei schönem Wetter gehen die Frauen der Weißhosen-Yao gerne zum Wäschewaschen an ein Bächlein. Dabei werden Informationen über Neuigkeiten im Dorf ausgetauscht, beispielsweise wer Zwillinge geboren hat oder wer nach einem der Wechselgesänge die Ehe geschlossen hat - ein fröhliches Frauentreffen also.

Soziologen haben festgestellt, dass bei den Weißhosen-Yao im gesellschaftlichen und kulturellen Leben noch Überreste der matriarchalen Gesellschaft erhaltengeblieben sind. Also wurde im Dorf Manjiang ein Museum errichtet, um die lokalen Sitten und Gebräuche zu schützen. Dorfvorsteher Lu Chengzhong zufolge gibt es nur knapp 30.000 Angehörige der Weißhosen-Yao, die in der Umgebung wohnen. Heute kommen immer mehr Touristen her und die jungen Leute der Yao-Dörfer interessieren sich umgekehrt hauptsächlich für die Außenwelt. So gehen die ein paar Jahrhunderte alten Sitten allmählich verloren. Glücklicherweise konnten aber noch viele bis heute erhalten werden und werden jetzt durch das Museum besser bewahrt.

Als Beispiel schildert uns Lu Chengzhong eine alte Sitte der Weißhosen-Yao: Reisstroh an der Haustür deutet an, dass jemand krank ist oder etwas Unangenehmes im Haus passiert ist. Der Besuch von Fremden ist deshalb nicht erwünscht. Diese alte Tradition wird seit Jahrhunderten im Dorf Manjiang überliefert, so Lu Chengzhong.

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