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Holztrommel der Wa-Nationalität
   2005-10-13 09:53:15    cri
Tief in den Bergregionen an der Grenze zwischen der südwestchinesischen Provinz Yunnan und dem Nachbarland Myanmar lebt die Wa-Nationalität. Die mehr als 300 000 Angehörigen dieser Nationalität sind Anhänger einer primitiven Religion, nach der alle Kreaturen Seelen haben. Dabei glauben sie an die Existenz verschiedener Gottheiten. Um diesen zu huldigen, veranstalten die Wa regelmäßig Opferzeremonien. Bei diesen Zeremonien spielt die traditionelle Holztrommel eine wichtige Rolle:

Die Holztrommeln sind weit in der Umgebung zu hören, wenn die Wa eine ihrer Opferzeremonien abhalten. In jedem Wa-Dorf in Yunnan steht ein kleiner Pavillion aus Holz, Baumbus und Gras. Dort werden die Holztrommeln des Dorfes aufbewahrt. Der Pavillon ist eine heilige Stätte der Wa, genau wie Tempel und Kloster für die Buddhisten. In den Augen der Wa ist die Holztrommel ein Totem der Vorfahren. In jedem Pavillon werden zwei Trommeln aufbewahrt, eine männliche und eine weibliche. Die männliche Trommel ist schmal und von kleinerer Gestalt. Die weibliche dagegen dick und groß. Das hat mit der mütterlichen Verehrung der Wa zu tun. Die Holztrommel gilt nämlich bei den Wa als Symbol für die Mutter.

Überlieferte Geschichten erzählen davon, dass vor langer Zeit in einem Wa-Dorf oft zu Unheil und Naturkatastrophen kam. Deshalb kamen die Dorfbewohner auf die Idee, ein Instrument anzufertigen, das Unheil und Gespenster verjagen sollte.

Die Wa fertigten dazu eine hölzerne Trommel an. Allerdings konnte man der Trommel keinen einzigen Laut entlocken, so sehr sie auch angeschlagen wurde.

Eines Tages kam eine alte Frau ins Dorf. Als sie von der stummen Holztrommel hörte, sagte sie, die Holztrommel könne erst dann einen Laut geben, wenn sie in Form einer Frau angefertigt würde. Dem Rat der alten Frau folgend schnitzten die Handwerker des Dorfes eine Trommel aus Holz in Form eines weiblichen Geschlechtsorgans. Diese Trommel schließlich brachte wunderschöne, klare Töne hervor.

Mit der Holztrommel kann man unterschiedliche Töne erzeugen, wenn man sie an verschiedenen Stellen schlägt, an einer Stelle klingt sie hell, an anderer jedoch tief und kräftig. Zu den Trommelschlägen singen Männer und Frauen der Wa Berglieder und führen einen leidenschaftlichen Tanz auf. Dazu erzählte uns ein junger Bursche aus dem Wa-Dorf:

"Die Holztrommel ist das heiligste Instrument der Wa-Nationalität. Die Trommel erzeugt zwei unterschiedliche Töne. Der tiefere Ton symbolisiert die Wa-Männer, die tapfer und gutmütig sind. Der hellere Ton ist Kennzeichen der Wa-Frauen, die große Fähigkeit im Singen und Tanzen haben."

Die Holztrommel nimmt eine extrem wichtige Stellung im Leben der Wa ein. Deshalb ist deren Anfertigung die wichtigste Aufgabe der Dorfbewohner. Jedes Jahr wird eine neue Trommel hergestellt. Um die höchste Qualität der Trommel zu sichern, wird der härteste und schlagbeständigste Baum im Wald ausgesucht. Unter Leitung des Hexenmeisters wird der Baum in Anwesenheit aller Dorfbewohner gefällt und ins Dorf abtransportiert, dabei wird viel gesungen und getanzt.

Die Anfertigung der Holztrommel ist heilig und technisch sehr anspruchsvoll. Ein junges Wa-Mädchen namens Ou Kuai erläuterte uns die Einzelheiten bei der Herstellung der Holztrommel:

"Das Schnitzen der Holztrommel ist technisch anspruchsvoll. Da die Schnitzarbeiten im Licht der Sonne erfolgen müssen, stehen pro Tag dafür nur wenige Stunden zur Verfügung. Normalerweise sind vier, fünf Leute mehrere Wochen mit der Herstellung einer Holztrommel beschäftigt."

Die Holztrommel ist in den Augen der Wa ein Medium des Dialogs mit den Gottheiten. Die Wa glauben, dass die Götter die Sprache der Holztrommel verstehen. So kommunizieren die Wa per Trommelschläge mit den Gottheiten, um ihren Wunsch nach Gesundheit, Ruhe und Frieden auszudrücken.

Die Expertin für Nationalitätenkulturen, Xie Ling, ist mit der Kultur der Wa-Nationalität bestens vertraut. Über die Holztrommel sagt sie:

"Die Holztrommel gilt als ein Instrument für das Zugehörigkeitsgefühl der Wa-Nationalität. Dahinter stecken die Verehrung der Mutter sowie das Respekt vor Frauen und der älteren Generation. Die Holztrommel ist sozusagen die Seele eines Wa-Dorfes."

Die Holztrommel war in der Vergangenheit ein heiliger Gegenstand der Wa und wurde nur bei Katastrophen und Notfällen geschlagen. Heutzutage gilt sie aber als ein unentbehrliches Begleitinstrument des Wa-Tanzes. Genau wie die Holztrommel hat der Wa-Tanz seinen Ursprung in den Opferzeremonien der Urgesellschaft. Mit der Zeit schwächte sich die religiöse Farbe des Wa-Tanzes allmählich ab, heute ist der primitive Tanz eine beliebte Form der Unterhaltung.

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