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Totemkult der mongolischen Nationalität
   2005-10-13 09:53:15    cri
Der Roman "Wolfstotem" war im vergangenen Jahr Bestseller des Jahres in China. Der Autor Jiang Rong versetzt den Leser in die Welt der mongolischen Nationalität, die den Wolf als Totem verehrt.

In den weiten Steppen und Wüsten im Norden Chinas leben mehr als 10 ethnische Gruppen, darunter die Mongolen, die Uiguren und die Mandschuren. Bereits seit mehr als 20.000 Jahren praktizieren einige Stämme dieser nationalen Minderheiten verschiedene Formen des Totemkultes. Dabei verehrten sie bestimmte Tiere, die sie zum gemeinsamen Ahnen erhoben. Um diesem Totem zu huldigen, malten sie sich Symbole des Tieres auf ihre Körper, sie trugen Kleidung, die aus dem Fell des Tieres gefertigt wurde. Und sie schmückten sich mit Knochen oder Zähnen des verehrten Tieres. Die Völker glaubten, dass ihre Vorfahren mit den gehuldigten Tieren verwandt sind. Deshalb respektierten und verehrten sie diese Tiere. Daraus entwickelte sich bei diesen Völkern ein Totemkult.

Zur mongolischen Nationalität gehört Sarina, die uns erzählt, welcher Kult sich bei den Mongolen entwickelte:

"Die Mongolen verehren seit jeher den Wolf als Totem. Einer uralten Überlieferung der Mongolen zufolge sind die Mongolen Nachkommen eines Wolfs und eines weißen Hirsches. Daraus wurde geschlussfolgert, dass die mongolische Nationalität ein Zusammenschluss von Stämmen sei, die den Wolf und den weißen Hirsch als Totem verehrten. Da der Wolf stärker als der Hirsch ist, machten die Mongolen den Wolf zu Totem ihrer Nationalität."

An der Chinesischen Akademie der Sozialwissenschaften ist He Xingliang als Ethnologe tätig. Seiner Auffassung nach haben sich die Mongolen wegen ihres Lebensmilieus und ihrer Lebensweise den Wolf als Totemfigur ausgewählt. Die Mongolen sind Nomaden der Steppe und leben von der Zucht von Schafen und Rindern. Für sie war der Wolf stets die größte Gefahr, weil diese Tiere oft Schafe rissen. Im langjährigen Kampf gegen den Wolf haben die Mongolen den Wolf immer besser kennengelernt. Laut He Xingliang kamen verschiedene Faktoren zusammen, die schließlich den Totemkult um den Wolf begründeten:

"Erstens war es die Ehrfurcht vor dem Wolf, zweitens verehrten sie den Wolf aus Dankbarkeit. Die Mongolen betrachteten den Wolf als grausames und gleichzeitig zärtliches Tier. Laut den Überlieferungen habe der Wolf die Vorfahren einer ethnischen Gruppe gerettet. Die Mongolen verehren den Wolf aber auch aus Neugier. Ihrer Meinung nach haben der Wolf und die Menschen viele ähnliche Gewohnheiten."

Und Sarina von der mongolischen Nationalität meint, dass der Mensch viel vom Wolf lernen könne:

"Für die Mongolen ist der Wolf ein tapferes, kraftvolles und intelligentes Tier, das große Ausdauer und starken Kampfeswillen besitzt. Ich finde, wir Menschen können von der Ausdauer, Tapferkeit, Intelligenz und Flexibilität des Wolfes lernen."

Aber nicht nur die Mongolen, auch andere nationale Minderheiten in Nordchina verehren den Wolf als Totem. Beispielsweise bezeichnen die Uiguren in Nordwestchina neugeborene Jungs als "Babywolf". Und die Männer der Xibo-Nationalität tragen an ihren Trachten Knöpfe im Wolfsdesign. All diese Nationalitäten betrachten sich als Nachkommen des Wolfs. Andere Nationalitäten im Norden Chinas verehren den Bär, den Hirsch oder den Adler als Totem. Die Mandschuren betreiben einen Totemkult um den Schwan und die Elster.

Nach Auffassung der Ethnologen muss man die Entstehung des Totemkults im Zusammenhang mit dem Leben der nationalen Minderheiten sehen. Der Totemkult ist ein uraltes Kulturphänomen und geriet im Laufe der Zeit beinahe in Vergessenheit. Der Roman "Wolfstotem" ruft das öffentliche Interesse am Totemkult wieder wach. Zudem beflügelt es zum Nachdenken über den nationalen Geist, der hinter der dem Totemkult verborgen ist.

Der Roman fand bei vielen Lesern großen Anklang, so auch bei dem Angestellten Zhang Ming, der zur Han-Nationalität gehört. Seiner Meinung nach kann man beim Lesen des Buches viel über die Beziehungen zwischen der Entwicklung der nationalen Minderheiten und ihres Totemkultes lernen:

"Das ist eins der besten Bücher, das ich in den letzten Jahren gelesen habe. Ich habe neue Kenntnisse von den Wölfen und den Menschen in der Steppe gewonnen. Für mich war der Wolf eigentlich ein grausames Tier. Deshalb hatte ich kein Verständnis dafür, dass die Mongolen den Wolfs als Totem verehren. Nun ist mir klargeworden, dass die Wölfe auf der Steppe zur Charakterbildung der Mongolen beigetragen haben."

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