Startseite | Nachrichten | Zeitgeschehen | Chinesischkurs | China ABC | Inet Radio | Frage der Woche | Paralympics 2008 in Beijing | Sendeplan
 

-Empfangsbericht
-Feedback   -Archiv

Schwarzkleider-Zhuang, eine nationale Minderheit in Südwestchina
   2005-10-13 09:53:07    cri
Im Kreis Napo des Autonomen Gebiets der Zhuang-Nationalität Guangxi in Südwestchina ist eine nationale Minderheit ansässig, die sich durch eine Vorliebe für schwarze Kleidung auszeichnet. Diese Volksgruppe ist ein besonderer Zweig der bevölkerungsreichsten nationalen Minderheit Zhuang und heißt im Volksmund Schwarzkleider- Zhuang Volksgruppe. Die 50.000 Angehörigen der chinesischen Schwarzkittel gelten als einzigartig, weil sie ein Eremitendasein fristen und ihr Leben durch einen festen Sitten- und Verhaltenskodex in Sachen Kleidung, Ehe, Essen und Trinken mitbestimmt wird.

Die Schwarzkleider- Zhuang tragen, ob jung oder alt, Männlein oder Weiblein, das ganze Jahr über schwarze Kleider. So verfügt jeder Haushalt auch über eine Färbewanne, in der mit Blaukräutern schwarzes Tuch gefärbt wird.

Männer der Schwarzkleider- Zhuang bevorzugen gewöhnlich mittig geknöpfte Jacken und eine Hose mit breitem Hosenaufschlag. Außerdem wickeln sie sich ein schwarzes Tuch um den Kopf und ein rotes Baumwoll- oder Seidentuch um die Taille. Das hält Unheil und böse Geister fern, so glauben die Schwarzkleider- Zhuang.

Frauen tragen ein rechtsseitig geknöpftes Gewand, dazu eine enge und kurze Bluse und ebenfalls eine Hose mit breitem Hosenaufschlag - wie die Männer. Anders als die Männer wickeln sie sich aber eine schwarze Baumwollschürze um die Taille und tragen ein schwarzes dreieckig gefaltetes Tuch auf dem Kopf. Im Vergleich zu der Tracht der Männer ist den Frauen der Schwarzkleider- Zhuang auch ein wenig Farbe gestattet. So sind beispielsweise der untere Teil des Gewandes und der Ärmelaufschlag rot bzw. gelb umsäumt. Außerdem tragen sie auch reichlich Schmuck zur Schau: Silberner Haarschmuck, ein silberner Halsreifen, ein silbernes Armband und silberne Ohrringe sind ein absolutes Muss für die Tracht der Frauen der Schwarzkleider- Zhuang.

Die leidenschaftliche Präferenz für die Farbe Schwarz der Zhuang im Kreis Napo geht auf eine Sage zurück. Überlieferungen zufolge floh vor mehr als 1300 Jahren ein Teil der Angehörigen der Zhuang- Nationalität in Folge der Kriegswirren aus ihrer Heimatregion nach Napo. Zum Schutz errichteten sie ein Dorftor und wählten einen Mann namens Nong Laofa zum Häuptling. Bei einem Angriff feindlicher Stämme wurde der Häuptling im Eifer des Gefechts verletzt und zog sich daraufhin tief in die Berge zurück, um seine Verwundung auszuheilen. In der Nacht erschien ihm im Traum ein Unsterblicher, der ihm Kunde von der wundersamen Heilwirkung der Blaukräuter brachte. Gleich am darauffolgenden Tage probierte der lädierte Häuptling das empfohlene Wundermittel und - oh Wunder - die Wunde war sofort verheilt. Dermaßen von der heilenden Wirkung der Blaukräuter überzeugt, ließ der Häuptling seine Stammesmitglieder Blaukräuter sammeln und mit deren Saft Tuch schwarz färben. Als der Feind erneut angriff, stellten sich alle Stammesmitglieder in schwarzer Montur dem Aggressor. Geheimnisvoll wie Himmelsgeneräle schlugen sie den verschreckten Feind in die Flucht. Seitdem schwören die Stammesmitglieder auf schwarze Kleidung und verehren die glücks- und heilbringende Farbe.

Diese große Vorliebe für schwarze Kleidung unter einer Bevölkerungsgruppe ist einzigartig in China und vermutlich auch auf der ganzen Welt. Schwarz gilt unter den Schwarzkleider- Zhuang als das höchste Schönheitskriterium. Dazu hören wir eine Erklärung von Huang Chunyan, einem Angehörigen der Schwarzkleider- Zhuang: "Wir leben in einer Bergregion. Das lokale Berggestein ist schwarz und unsere Erde ist auch schwarz. Zum Neujahr essen wir schwarze Klebreiskuchen und -klößchen sowie auch schwarze Wurst."

Eine weitere Besonderheit dieser Volksgruppe ist die Beschränkung von Heiraten auf Mitglieder des eigenen Stammesverbandes. Allerdings sind Ehen unter ganz nahen Verwandten strikt tabu. Einerseits hat dies etwas mit dem isolierten Leben der Stammmitglieder zu tun. Andererseits wollen die Schwarzkleider- Zhuang auf diese Weise ihre vielen Traditionen wahren. So betören sich beispielsweise junge Mädchen und Männer mit gegenseitigem Gesang, um so den richtigen Lebenspartner zu finden.

Als Bergbewohner haben die Schwarzkleider- Zhuang ein Stimmvolumen, das die umliegenden Berge erzittern lässt. Die Liedtexte sind oft improvisiert, deren Inhalt mannigfaltig. Yang Dingyan, ein Mädchen dieser Stammesgruppe, erläuterte dazu: "Jungen und Mädchen stehen sich in zwei Gruppen gegenüber. So können sich beide Gruppen ganz besonders scharf hören. Ein Junge kann so z.B. die Stimme des Mädchens, das ihm gefällt, von den Stimmen der anderen klar unterscheiden. Seiner Auserkorenen teilt er dann mit einer Taschenlampe mit, dass sie seine akustisch Auserwählte ist. Sie weiß dann schon, dass es der Brauch so will, dass beide anschließend auf einen Spaziergang in den Wald verschwinden."

Bei den Schwarzkleider- Zhuang herrscht, solange es sich um Angehörige ihrer Stammesgruppe gehört, freie Partnerwahl. Allerdings darf der Bund der Ehe nur mit Genehmigung der Eltern geschlossen werden. Die Hochzeitsfeierlichkeiten der Schwarzkleider- Zhuang sind interessant und einzigartig. So findet normalerweise die Hochzeitsfeier in der Nacht statt. Vater und Brüder dürfen der Braut beim Verlassen der Hauses nicht nachsehen. Und die Braut darf sich weder umdrehen, noch zurückgehen, nachdem sie die Tür des Elternhauses hinter sich gelassen hat. Sonst droht Ungemach. Die Braut verbringt die Hochzeitsnacht im Haus des Bräutigams, muss aber am frühen Morgen des nächsten Tages ins elterliche Domizil zurückkehren. In den folgenden Monaten nächtigt die Braut dann nur zwei bis drei Tage im Monat bei ihrem Mann und lebt größtenteils weiterhin im eigenen Elternhaus. Das tägliche gemeinsame Eheglück muss bis zur ersten Schwangerschaft warten.

Die Schwarzkleider- Zhuang wohnen in den Bergen in Holzhäusern. Deng Ruibin, der lange Zeit in Napo gelebt hat, stellt uns kurz die architektonischen Besonderheiten der lokalen Wohnhäuser vor:

"Die Häuser der Schwarzkleider- Zhuang sind reine Holzbauten. Gebaut wird das Haus meistens hinter einem kleinen Hügel, der die Funktion eines Balkons ausübt. Wenn die Bewohner nun auf dem Hügel stehen und aus voller Kehle rufen, schallt ihre voluminöse Stimme bis in weite Ferne. So geschieht auch ein Großteil der Kommunikation der Schwarzkleider- Zhuang im und außerhalb des Dorfes durch lautes Schreien."

     mehr zum Thema Ihre Meinung

Not Found!(404)

Not Found!(404)