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Die tibetische Oper
   2005-10-11 15:55:28    cri
Tibetische Opern waren über Jahrhunderte sowohl in Tibet als auch in den Provinzen Sichuan, Qinghai, Gansu und Yunnan zu sehen, überall dort, wo größere Gemeinschaften von Tibetern lebten.

In chinesischen Opern spielen in der Regel Masken eine wichtige Rolle. In der tibetischen Oper beschreiben Masken die zwei wichtigen Schulen der Oper. Da gibt es die Schule der "Weißen Maske" und der "Blauen Maske". Die Schule der "Weißen Maske" ist älter als die der blauen Maske. Wichtiges Utensil ist eine weiße Maske, die aus Ziegenfell gefertigt wurde. Später, genauer im 15. Jahrhundert, entwickelte ein buddhistischer Mönch namens Tangdon Jyalbo die Schule der blauen Maske. Dazu Thashi Doji, Leiter des Ensembles für tibetische Oper des autonomen Gebiets Tibet:

"Er wollte ursprünglich Geldmittel für den Bau einer Brücke zu beschaffen. So gründete er ein eigenes Opernensemble aus 7 schönen Mädchen, mit dem er tibetische Opern auf die Bühne brachte. "

Mit dieser Aktion sammelte der Mönch nicht nur das Geld für den Bau der Brücke. Viele der Opernstücke hatten ihren Ursprung in buddhistischen Sutras, und so leistete der Mönch auch einen Beitrag zur Verbreitung des Buddhismus.

Basierend auf der Schule der weißen Maske waren bei der Schule der blauen Maske einige wesentliche Unterschiede sichtbar und hörbar. Die dunkelblaue Maske war exzellenter bemalt als die weiße Maske. Zudem wurden die Gesangsmelodien und Darstellungsformen neu arrangiert. Der Mönch Tangdon Jyalbo galt wegen seiner großen Verdienste fortan als Begründer der tibetischen Oper.

Zu den bekanntesten tibetischen Opern gehören acht traditionelle Werke, die allesamt ziemlich lang sind. Die Aufführung einer dieser Opern dauert in der Regel zwei bis drei Tage. Für die längste müssen sogar 7 Tage ausgesessen werden! Aufgeführt werden diese Opern normalerweise im Freien. Während der Aufführung dürfen die Zuschauer essen und trinken. Eine andere Besonderheit der tibetischen Oper liegt darin, dass die Operndarsteller auf der Bühne improvisieren und auf das Publikum reagieren dürfen. Das ist wohl auch einer der Gründe, warum traditionelle Opernstücke so lang dauern.

Die Aufführung der tibetischen Oper erfolgt nach strengen Regeln, die Thashi Doji erläutert:

"Die Aufführung besteht aus drei Teilen. Das ist eine der festen Regeln der tibetischen Oper. Am Anfang muss der Aufführungsplatz gesäubert werden. Denn nach der ursprünglichen tibetischen Religion sind alle Kreaturen auf der Erde Lebewesen, und der heilige Geist ist überall. Deshalb muss vor der Aufführung gebetet werden, um von der Gottheit den Segen zu erhalten. Dann erst darf die Aufführung beginnen. Ganz am Ende muss die Aufführung mit einem Glückwunschgebet abgerundet werden."

Die drei Teile der tibetischen Oper bauen aufeinander auf wie bei einem heiligen Ritual. Dabei dankt ein Opernerzähler im ersten Teil zuerst den Göttern und fleht um ihren Schutz. Dann erläutert er mit gelegentlichen Tanzbewegungen die Handlung und die Charaktere.

In zweiten Teil, dem Hauptteil der Oper, kommen die Darsteller hervor und stellen sich in einem Kreis auf. Der Meister erläutert in einem rhythmischen Monolog die Handlung, den Schauplatz und das Bühnenbild, die Charaktere und das Musikdrama. An den entsprechenden Stellen verlässt der dazu zugehörige Darsteller den Kreis, um für das Publikum einige Verse zu singen. Dann kehrt er in den Kreis zurück, um mit anderen zusammen zu tanzen oder Akrobatikstücke vorzuführen. Dies geschieht im Wechsel mit anderen Darstellern bis zum dritten Teil, bei dem schließlich alle Darsteller Segenswünsche aussprechen und dabei einen Freudentanz aufführen.

Im Autonomen Gebiet Tibet beginnt jedes Jahr am 30. Juni nach dem tibetischen Kalender das religiöse Shoton-Fest, das eine Woche andauert. Zu diesem Anlass führen bekannte Ensembles in verschiedenen großen Tempeln und Klöstern tibetische Opern auf. Deshalb wird das Shoton-Fest auch als Fest der tibetischen Oper bezeichnet. Hören Sie nun einen Ausschnitt aus einer tibetischen Oper, die auf dem letzten Shoton-Fest aufgeführt wurde:

Die tibetische Oper galt über die Jahrhunderte als eines der wichtigsten Unterhaltungsformen der Tibeter. Im Informationszeitalter von heute sind immer mehr neue Unterhaltungsformen entstanden, die Pop-Kultur nimmt von Tag zu Tag eine wichtigere Stellung im Kulturleben der Bevölkerung ein. Experten warnen bereits vor dem Aussterben der tibetischen Oper, so auch Kechu, der selbst einmal Sänger in tibetischen Opern war:

"Pop-Lieder hören alle gern, insbesondere die Jugendlichen. Wenn ich tibetische Opern singe, sitzen ausschließlich Bauern und Hirten im Publikum."

Auch Daga, ein junges tibetisches Mädchen, dass Kechu in der tibetischen Oper assistiert, kennt und versteht die tibetische Oper kaum noch. Sie sagt, dass ihre Altersgenossen sich nicht mehr für die tibetische Oper interessieren:

"Am Ende der Aufführung waren nur noch ältere Leute geblieben. Die jungen Leute waren schon alle weg."

Angesichts dieser bedrohlichen Situation besteht die Notwendigkeit, dass die tibetische Oper ihre alte Tradition pflegt und sich zugleich erneuert und weiterentwickelt. Nur so könne sie sich den heutigen Gegebenheiten anpassen, meinte Kechu. Kleine Reformen sind bereits zu erkennen. So erscheinen die Darsteller inmitten der Aufführung ohne Masken auf der Bühne. Dadurch gewinnt auch der Gesichtsausdruck von Darstellern der tibetischen Oper größere Bedeutung. Früher wurde nämlich nur auf den Gesang geachtet. Traditionelle Stücke wurden darüber hinaus stark gekürzt. Nach der Umarbeitung dauert die Aufführung traditioneller Opernstücke nur noch 2 bis 3 Stunden. Durch eine moderne Bühnenausstattung sowie Beleuchtung und Orchester werden die umgearbeiteten Stücke der tibetischen Oper zu wahren Bühnentheaterstücken. Und diese modernen tibetischen Operninszenierungen ziehen auch junge Leute an.

Das Ensemble der tibetischen Oper ist die einzige professionelle Gruppe für tibetische Oper. Das 120 Darsteller zählende Ensemble wurde im Jahr 1960 gegründet. Die tibetische Oper wurde traditionell mündlich überliefert, und so ging die Kunst eines alten Künstlers mit dessen Tod verloren, wenn dieser nicht Schülern seine Kunst vorher beigebracht hatte. Um mehr Nachwuchs für die tibetische Oper heranzubilden, wurde mit Unterstützung von Behörden eine Schule für tibetische Oper gegründet.

Die Reform der tibetischen Oper hat wahre Glanzstücke erbracht. So beispielsweise die Oper "Die Prinzessin Wencheng", die neu bearbeitet wurde. Wencheng ist der Name einer Prinzessin aus der Tang-Dynastie vor mehr als 1300 Jahren. Sie war mit Suncanganbu, dem tibetischen König verheiratet und galt als Botschafterin für die Freundschaft zwischen der Han- und der tibetischen Nationalität.

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