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Chinesische Knotenkunst
   2005-10-11 15:55:28    cri
Vor etwa 18 000 Jahren waren die Höhlenmenschen, die nahe dem heutigen Beijing lebten, in der Lage, nicht nur Kleidung zu nähen, sondern auch Schnüre zu nutzen, um Steine und Holz zu verbinden und Muscheln daran aufzureihen. In der Ur-Gesellschaft wurden Schnüre nicht nur zum Verbinden von Dingen genutzt, es wurden auch Schnüre zu Fischernetzen verknotet.

Yang Yang, Professorin der Fakultät für bildende Kunst an der Qinghua Universität, die sich mit der Forschung traditioneller chinesischer Kultur beschäftigt, erzählte über den Ursprung von Knoten :

"Knoten kann in China auf eine lange Geschichte zurückblicken. Bevor die Schrift erfunden wurde, dienten Knoten als Notizen und waren damit ein Vorläufer der chinesischen Bild- und Schriftzeichen. Knoten hatten damit neben dem praktischen Zweck auch einen abstrakten Gehalt."

Knoten sei im Altertum eng mit der Kleidung verbunden, da die Chinesen im Altertum lange und weite Gewänder trügen, die mit einem Band zugeschnürt werden müssten. Das sei die Funktion von Knoten als Kleidungszubehör, so Professor Yang.

Professor Yang zufolge fanden Knoten später Eingang in das Kunsthandwerk. Fächer und Vorhänge waren mit Knoten dekorativ verziert.

Einfachste Knoten wurden Bestandteil von Schmuckstücken. Gehobene Gebrauchsgegenstände wie Jadeketten, Fächer, chinesische Steinstempel wurden mit kunstvollen Knoten dekoriert. Es ist erstaunlich, welch komplizierte Strukturen mit einem einfachen Medium wie einer Schnur gefertigt werden können.

"Sie sind Drachen und Phönixe,

Sie sind rosige Wolken,

Sie sind Symbol für die Liebe

Sie sind ewige Blumen."

Das war Lobgesang eines Dichters, der vor 1400 Jahren lebte, für Knoten.

Knotenknüpfen sei im chinesischen Altertum eine grundlegende Fähigkeit von Frauen, erzählte Professor Yang:

"Genau wie Kochen, Kleideranfertigen und Kindergebären gehörte Knotenknüpfen im chinesischen Altertum zu den Pflichtaufgaben von Frauen. Man schenkte einander selbst angefertigte Knoten, um Gefühle von Freundschaft bzw. Liebe auszudrücken. Die Knotenkunst erreichte ihren Höhepunkt in der Zeit der Tang-Dynastie (618-907). Knoten sind auf vielen chinesischen Bildern als Bestandteil der Kleidung von Personen zu sehen."

Mit der fortschreitenden Industrialisierung und der Nutzung ihrer Produkte ist die praktische Verwendung von Knoten verschwunden. Dazu noch einmal Prof. Yang:

"Altertümliche Kleidung konnte mit dem modernen Lebensrhythmus nicht Schritt halten und wurde allmählich ausgeschieden. Dementsprechend hat Knoten auch seine Funktion von Kleidungszubehör verloren. Seit Beginn der 4. Mai-Bewegung im Jahr 1919 ist westliche Kleidung in China eingeführt worden. Studenten, führende Kräfte dieser Bewegung, zogen damals gerne westliche Anzüge an, so wurden westliche Kleider Mode dieser Zeit. Heutzutage sind die Chinesen genau so angezogen wie die Europäer oder Menschen anderer Teile der Welt. Es ist so zu sagen eine Zeit der weltweiten Vereinheitlichung von Kleidung."

Fortbestanden war gleichzeitig die Funktion von Knoten als Schmuck und Zimmerdekorationsartikel. Noch vor fünfzig Jahren war die Knoten-Kunst ein fester Bestandteil des chinesischen Alltagslebens. Elegant geknüpfte Knoten dienten bei festlichen Anlässen als repräsentativer Schmuck der Kleidung, verzierten prunkvolle Sessel, Glockenspiele, Palastlaternen, Haarnadeln und viele andere mehr. Weil man diese dekorativen Knoten meist aus leider ziemlich vergänglichen Seidenkordeln herzustellen pflegte, existieren heute nicht mehr viele Arbeiten, die älter als 100 Jahre sind.

Mit den politischen Umbrüchen ist die Bedeutung von Knoten als Schmuck und sein Symbolgehalt während der Kulturrevolution verlorengegangen. Weil die traditionelle symbolische Bedeutung von Knoten damals als abergläubisch und feudalistisch betrachtet wurde.

Seit der Reform und Öffnung Chinas Ende der 70er Jahre sind zahlreiche ideologische Tabus gebrochen worden. Die uralte Knoten-Kunst erfuhr dann einen neuen Aufschwung. Dies ermöglichte eine Rückkehr von Knoten-Kunst ins Alltagsleben der Chinesen.

Knotenprodukte sind in zwei Kategorien zu teilen, nämlich Schmuck und Dekorationsartikel. Zum Beispiel können Knoten zu Ohrringen, Ketten und Gürtel angefertigt werden.

Zu Dekorationszwecken werden Knoten häufig an der Wand bzw. an Haustür gehängt. Da heutzutage immer mehr Chinesen Auto besitzen, sind Knoten häufig als Autoschmuck zu sehen.

Und Knotenknüpfen ist zur Zeit ein Hobby vieler Chinesen geworden. Man betreibt diese Ornamentierung als ernsthafte Kunstform und verwendet viel Zeit und Energie auf die Vervollkommnung neuer und noch komplizierterer Knoten. Was heute noch davon blieb, ist nicht nur ein Wunder an technischem Einfallsreichtum, es ist ein Ergebnis des Strebens der Kreativität eines Volkes nach ästhetischem Ausdruck.

Knotenschmuck ist eine Zusammensetzung von unzähligen kleinen Knoten. Knoten, egal, ob von einfacher oder komplizierter Struktur, stammt aus einer einzigen Schnur. Es symbolisiert, daß das Leben auf der Erde fortdauern und für immer vermehren wird. Studiert man die Muster chinesischer Knoten, so betritt man die Welt der chinesischen Volkssymbole für Glück. Man findet z. B. Muster, die den Symbolen für Langlebigkeit, Glück, buddhistische Schätze, Wohlstand und der Gemeinsamkeit allen Seins nachgebildet sind.

Im Altertum galt hauptsächlich Seidengarn als Rohmaterial für Knoten. Heute sind Schnur aus Baumwolle, Hanf bzw. Chemiefaser mögliche Variante.

Knotenmachen ist sehr entspannend, hat meditativen Charakter und schult die Konzentration. Li Fan, 42 Jahre alt, lernte schon als ein kleines Mädchen von ihrer Großmutter das Knotenknüpfen. Knotenmachen hat ihr viel Spaß gemacht und Vorteile gebracht, erzählte sie:

"Ich habe seit meiner Kindheit Knoten gemacht. Deshalb bin ich besonders stark in Handarbeit. Knotenmachen ist eine schöpferische Arbeit. Ein selbst entwickelter und schön angefertigter Knoten dient viel zur Hebung von Selbstvertrauen. Knotenmachen erfordert außerdem viel Geduld und innere Ruhe. Wer unruhig bei der Arbeit ist, ist das Fertigprodukt hundertprozentig ein wildes Durcheinander."

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