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Das chinesische Cloisonne
   2005-10-11 15:55:28    Seite drucken   cri
Vielleicht ist Ihnen das Cloisonne aus Beijing schon ein Begriff. Wohlmöglich haben Sie sogar einige Kunstwerke des Cloisonness bei sich zu Hause stehen. Na, wie auch immer, das Cloisonne aus Beijing gehört neben den kunstvollen Lackarbeiten aus der Provinz Fujian und dem Porzellan aus Jingdezhen zu den wichtigsten traditionellen Kunsthandwerken Chinas.

Durch seine lange Geschichte, seine prächtigen Farben, die abwechselungsreiche Thematik der Motive und die vollkommene Ausführung hat sich die handgewerbliche Kunst des Cloisonnes in der internationalen Emaillierkunst einen großen Namen gemacht. Cloisonne-Kunstwerke haben sich über die ganze Welt verbreitet. Sie gelten als wertvolle Geschenke für Staatsgäste und als beliebtes Souvenir für Touristen in China. Damit sie einen besseren Eindruck von diesem chinesischen Kunsthandwerk bekommen, haben wir den Kunsthandwerksmeister Zhang Tonglu eingeladen.

Das Cloisonne aus Beijing hat im Chinesischen einen wunderschönen Namen: nämlich "Jing-Tai-Lan". "Jingtai" deutet auf die Regierungszeit zwischen den Jahren 1450 und 1456 der Ming-Dynastie hin. Damals erreichte die Kunstfertigkeit der Cliosonne-Herstellung ihren Höhepunkt. Und "Lan" bedeutet blau. Damals wurde nämlich für die Glasur beim Cloisonne hauptsächlich Malachitblau oder Diamantblau verwendet. Die Geschichte des Cloisonnes in China geht aber eigentlich noch weiter zurück, nämlich auf die späte Zeit des 13. Jhts. Damals wählte die Yuan-Dynastie Beijing zu ihrer Hauptstadt. Forschungen ergaben, dass die Cloisonne-Kunst anfangs aus den arabischen Gebieten nach China eingeführt wurde. Erst in China entwickelte sich diese Kunstfertigkeit zu höchster Vollendung. Zu diesen Künstlern zählt heute Zhang Tonglu. Mit seiner 46jährigen Arbeitserfahrung ist er der einzige noch lebende Künstler in Beijing, der die alten traditionellen Produktionsverfahren kennt:

Er stellte mir diese genau vor:

"Zuerst wird aus Rotkupfer eine Grundform modelliert. Darauf werden mit dem Kupferdraht verschiedene Ornamente gebildet. Dies ist eine wahre Filigranarbeit. Dann wird der Draht auf die Grundform gelötet. Anschließend wird das Grundmodell in Schwefelsäure eine Zeit lang eingeweicht. Nun folgt die Emaillierarbeit, dabei werden die Zellen zwischen den Stegen des Rotkupfermodells mit farbiger Emaillepaste ausgefüllt. Dadurch wird das Modell gegen Korrosion und Temperaturschwankungen beständig. Da die Emailleschicht bei der Erhitzung dünner werden kann, sollte zwei- oder sogar dreimal glasiert werden. Anschließend wird das Werk in einem Ofen gebrannt und dann zum Schluss noch poliert und vergoldet."

Lange Zeit war das Cloisonne eine Kunst für kaiserlichen Hof. Im Beijinger-Kaiserpalast, der Residenz der Kaiser der letzten beiden Dynastien Ming und Qing zwischen 1421 und 1911, gab es damals spezielle Cloisonne-Ateliers, die ausschließlich für die kaiserliche Familie und deren Verwandte produzierten. Sie stellten damals sakrale Gefäße her, außerdem alltägliche Gebrauchsgegenstände wie Flaschen, Vasen, Schalen sowie Möbel, Wandschirme oder Dekorationen.

Nach dem Ende der Qing-Dynastie im Jahre 1911 waren zahlreiche Kunstwerke aus den kaiserlichen Palästen in die Hände der einfachen Leute gelangt, darunter auch viele Cloisonne-Kunstwerke. Seither findet die einstige Hofkunst auch im Volke eine stärkere Verbreitung.

Der Cloisonne-Handwerksmeister Zhang Tonglu schätzt vor allem die Einzigartigkeit und den hohen Wert des chinesischen Cloisonnes:

"Das chinesische Cloisonne ist ein Handwerk, das die Modellierkunst mit der Schnitzerei und der Emaillemalerei in sich vereint hat. Aus einem Grundmodell können viele Variationen in zahlreichen bunten Formen geschaffen werden. Darüber hinaus ist das chinesische Cloisonne farbenprächtig. Die Kunstwerke wirken prunkvoll und heben sich von den anderen Emaillekunstwerken der Welt ab. Mit seinem komplizierten Produktionsverfahren, dem hohen künstlerischen Wert und seinem einzigartigen Stil hat das chinesische Cliosonne einen bevorzugten Platz in den Herzen der Kunstfreunde in aller Welt erobert."

In den vergangenen 800 Jahren wurden die Verfahren des chinesischen Cloisonnes ständig verbessert. Im Vergleich zu den traditionellen Werken haben die Cloisonne-Werke der heutigen Zeit in Form und Ausdruck an Pracht und Vielfalt gewonnen. Im Laufe der Zeit haben die Künstler durch Einführung moderner Techniken die Kunstfertigkeit weiter verbessert und die Ausdruckskraft der Kunstwerke verstärkt.

Die Veränderungen der Cloisonne-Technologie in China hat Zhang Tonglu selbst erlebt: Im Alter von 16 Jahren begann er, das Cloisonne-Handwerk zu lernen. Dann arbeitete er mehr als 45 Jahre lang in der Beijinger Cloisonne-Fabrik und seit 1960 in der kunstgewerblichen Fabrik. Seine reiche Arbeitserfahrung aus der jahrelangen Praxis und seine hohe Kunstfertigkeit brachten ihm nationale und regionale Meistertitel ein. ]Als hervorragender Experte der Branche weiß Zhang Tonglu von den Entwicklungen des Kunstgewerbes in China zu erzählen:

"Die Cloisonne-Herstellung ist von den wertvollen Rohstoffen abhängig. Deshalb benötigt die Branche stets finanzielle Unterstützung, um sich weiterzuentwickeln. Als die Volksrepublik China im Jahre 1949 gegründet wurde, gab es im ganzen Land nur noch rund 60 Handwerker, die das Cliosonne-Handwerk beherrschten. Bald aber traf die Zentralregierung effektive Maßnahmen zur Rettung der traditionellen Handwerkszweige. In Beijing wurde eigens dafür eine Produktionsgemeinschaft des Kunsthandwerks gegründet. In ihr konnten sich die Handwerker wieder versammeln und ihr Kunstschaffen fortgesetzt.

Das Cliosonne ist ein repräsentatives Kunsthandwerk in China und steht stets unter staatlichem Schutz."

Zhang Tonglu räumte aber auch ein, dass die Cliosonne-Herstellung wie andere traditionelle Kunstgewerbearten derzeit vor große Herausforderungen gestellt ist. Das größte Problem für die Branche sei der Nachwuchsmangel. Doch glücklicherweise habe der Staat in den letzten Jahren dem Schutz des traditionellen Kunsthandwerks größere Aufmerksamkeit geschenkt. So habe die Stadtregierung von Beijing konkrete Maßnahmen zur Förderung des Kunstgewerbes ergriffen. Dazu gehöre vor allem der kürzlich eingerichtete Sonderfonds mit einem Jahresbetrag in Höhe von 3 Mio. Yuan. Davon hat Zhang Tonglu bereits persönlich profitiert: Vor knapp einem Jahr hat er als erster Beijinger Handwerksmeister sein eigenes Atelier eröffnet. Heute sind dort in der 130 Quadratmeter grossen Werkstatt neben ihm 11 Mitarbeiter sowie 4 Lehrlinge beschäftigt. Sie schaffen neue Cloisonne-Werke und forschen auch an der Verbesserung ihrer Handwerkstechnik. Zhang Tonlu zeigt sich ganz zufrieden mit dieser Arbeitssituation und verrät auch einige seiner Zukunftspläne:

"Ich glaube, dass das Kunsthandwerk mit der gesellschaftlichen Entwicklung Schritt halten muss. Deshalb werden wir neben der Herstellung traditioneller Kunstwerke auch gemäß der Marktnachfrage neue Produkte schaffen, die neue Ideen und den Zeitgeist verkörpern. Aber wir werden weiter unseren eigenen Weg gehen. Wir wollen einzigartige Cloisonne-Werke schaffen und sie schließlich zu einer berühmten Marke machen. Darüber hinaus werden wir auch unseren Blick über die eigenen Grenzen hinaus werfen: zwar hat das chinesische Cliosonne gegenüber den Emaillekunstwerken anderer Länder seine eigenen Besonderheiten und Vorzüge, aber wir dürfen nicht stur beim alten bleiben. Durch einen regen Austausch können wir auch von den ausländischen Kollegen und ihren ausgezeichneten Technologien und Fertigkeiten lernen und Ideen für unser eigenes Kunstschaffen sammeln. So können wir eine schöne Zukunft für das traditionelle Kunstgewerbe bauen."

Wie Zhang Tonglu weiter erzählt, soll sich die Produktion in seinem Atelier später noch stärker auf den Export richten. Das Cloisonne gilt immerhin schon seit Ende der Qing-Dynastie als beliebter Exportartikel Chinas. Schon jetzt hat sein Atelier Bestellungen aus vielen Ländern und Gebieten erhalten. Auch wurde er zu zahlreichen internationalen Messen der Branche eingeladen. Dabei will Zhang Tonglu den Inlandsmarkt aber auf keinen Fall vergessen. Ausgezeichnete Werke mit moderner Technik und zeitgenössischen Motiven zu schaffen, ist das Hauptanliegen des Cliosonne-Handwerkers. Und damit kann er ganz optimistisch und zuversichtlich in die Zukunft seiner Branche blicken.

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