Im 6. Jahrhundert vor unserer Zeitrechnung zur Zeit der Frühlings- und Herbstperiode rangen Herrscher verschiedener Fürstentümer um die Macht. In dieser Zeit kämpfte der junge Sun Wu für die Armee des Reiches Wu. Im Kriege verwundet, verließ er später die Armee und widmete sich der Verfassung von Kriegsbüchern. Die große Anzahl von Kriegen lieferten ihm jede Menge Material für sein Werk "Kunst des Krieges". Das Buch wurde dann dem Fürsten des Wu-Reiches vorgestellt. Der Fürst fand das Buch sehr gut, zweifelte aber, ob Sun Wu seine Theorien in die Praxis umsetzen könne. So befahl er Sun Wu, die Hofdamen zu Soldaten zu machen.

Sun Wu teilte die 180 Hofdamen in zwei Reihen und bestimmte die zwei liebsten Konkubinen des Fürsten zu Mannschaftsführerinnen. Sun Wu ließ die Hofdamen antreten, stellte sich auf eine Tribüne und erläuterte von dort eingehend die wesentlichen Punkte des Trainings. Dann schlug Sun Wu die Trommel als Signal des Beginns. Aber die Hofdamen achteten überhaupt nicht auf das Kommando, sondern scherzten und lachten, und ihre Reihen gerieten durcheinander. Sun Wu erteilte wiederholt Mahnungen und Anweisungen, die aber die verwöhnten Hofdamen gar nicht beachteten. Dann befahl Sun Wu, die beiden Lieblingskonkubinen zu enthaupten. Der Fürst war entsetzt und bat Sun Wu um Nachsicht. Doch Sun Wu beharrte auf seiner Entscheidung und ließ nach dem Militärgesetz die beiden Konkubinen töten. Zwei andere Hofdamen, die an der Spitze der Reihen standen, wurden zu Mannschaftsführerinnen erklärt und führten das Training weiter. Als Sun Wu erneut mit Trommelschlägen Befehle erteilte, gehorchten die Hofdamen und widmeten sich ernsthaft dem Training. Sie marschierten vor und rückwärts oder krochen am Boden. Alle Handlungen wurden korrekt durchgeführt. Die Truppenstellung war nun in Ordnung. Der Fürst erkannte die Wirksamkeit von Su Wus Methoden und sein Zorn war verflogen. Er ernannte Sun Wu zum General. In mehr als zwei Jahrzehnten waren Sun Wu an zahlreichen Kriegen beteiligt und half dem Fürsten, aus Feldzügen gegen andere Fürsten siegreich hervorzugehen.

Sun Wu ging aber schließlich nicht wegen seiner herausragenden militärischen Verdienste in die Geschichte ein, sondern wegen seines unvergänglichen militärischen Handbuchs "Die Kunst des Krieges". Dabei handelt es sich um das älteste militärtheoretische Werk der Welt, es ist sogar 2300 Jahre älter als das Buch "Vom Kriege" von Carl von Clausewitz. Das Werk von Sun Wu wurde von späteren Generationen als "das weltweit älteste Buch über die Kriegskunst" und als "klassisches Buch über das Militärwesen" bezeichnet. Es enthält insgesamt 13 Abhandlungen mit insgesamt 6000 Schriftzeichen. Darin werden zahlreiche militärische Strategien und Kriegsfallbeispiele erläutert. Sun Wu strebt danach, mit möglichst niedrigem Preis den größten Erfolg anzustreben. Um dieses Ziel zu erreichen, seien politische Mittel der beste Weg, diplomatische Mittel eine mittelmäßige Lösung und Gewalt die unklügste Entscheidung, bei letzterem müsse man nicht nur seine eigene Stärke, sondern auch die Situation des Feindes sehr genau kennen. Das Werk von Sun Wu ist von diadaktischen Ideen geprägt. Die umfangreichen philosophischen Theorien und die wechselhaften Strategien und Taktiken in Sun Wus Werk haben Militärkreise weltweit überzeugt. Das Buch wurde in 29 Sprachen übersetzt. Weltweit gibt es mehrere Tausend Versionen von Sun Wus Werk. In einigen Ländern gilt das Buch von Sun Wu als Lehrmaterial an Militärhochschulen. Die strategischen und philosophischen Ideen von Sun Wu finden sich auch heute noch in Militär, Politik und Wirtschaft.