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Besuch eines Teehauses in Guiyang
   2005-10-10 16:32:16    cri
China gilt als Herkunftsland des Tees. Der chinesische Tee stammt ursprünglich aus Südwestchina. Im chinesischen Volksmund zählte Tee da bereits lange zu den sieben wichtigsten Dingen im Leben. Tee hat zudem eine enge Verbindung mit dem Buddhismus: In China waren es einst Mönche, die zuerst auf die Idee kamen, täglich Tee zu trinken. Sie wollten durch das Teetrinken bei ihren langen Meditationen munter bleiben. Außerdem gilt Tee als kultivierendes Getränk: Beim Teetrinken lässt es sich gut nach moralischer und charakterlicher Vervollkommnung suchen. Und genau deshalb ist in China auch eine ganz eigentümliche Tee-Kultur entstanden.

Mein deutscher Kollege Hermann Grunau hat vor Kurzem mit einem CRI-Journalistenteam die südwestchinesische Provinz Guizhou besucht und die dortige Teekultur kennengelernt. Hören Sie nun seinen Bericht:

Im Teehaus Hanlin in der Yangming-Ahnenhalle wurden meine Kollegen und ich von einer jungen bildhübschen Teemeisterin herzlich begrüßt. Sie lud uns zur Tee-Zeremonie ein und erläuterte uns dabei auch die traditionelle chinesische Kultur und Philosophie, die in der Teekultur enthalten sind. Vieles, was sie erzählt hat, war mir vollkommen neu, obwohl ich im Grunde ein Teetrinker bin. Nun möchte ich die Kenntnisse über die Teekultur, die ich in dem Teehaus erworben habe, an Sie, liebe Hörerinnen und Hörer, weitergeben.

Zunächst die Frage: Können Sie überhaupt richtig Tee trinken? Jetzt sind Sie vielleicht entrüstet und sagen: "Das ist gar kein Thema, die Frage ist überflüssig, kann man denn Tee überhaupt falsch trinken?" Ich muss Ihnen dann sagen, dass Sie einen Fehler begehen, wenn Sie so denken. Denn alles, was man tut, hat seine eigene Regel, Teetrinken bildet hier keine Ausnahme. Natürlich können Sie Tee irgendwie trinken, aber das heißt, das weiß ich jetzt, Sie trinken und genießen ihn nicht richtig. Okay, jetzt erzähle ich etwas darüber.

Zuerst muss man auf das Mengenverhältnis der Teeblätter zum Wasser aufpassen. Nur mit der richtigen Konzentration kann man leckeren Tee genießen. Statt starkem Tee ist schwacher Tee besser für Ihre Gesundheit. Beim Aufguss von grünem und schwarzem Tee ist das Verhältnis der Teeblätter zu Wasser 1: 80 am günstigsten.

Zweitens ist die Temperatur des verwendeten Wassers von enormer Wichtigkeit. Normaler grüner und schwarzer Tee sollte mit kochendem Wasser aufgegossen werden. Wasser zwischen 80 und 85 Grad Celsius verwendet man bei zarten Teeblättern.

Außerdem ist die Aufgusszeit ein sehr wichtiger Faktor. Wenn man den Tee zu lange ziehen lässt, ist der Tee nicht mehr schmackhaft. Wenn Tee zu kurz zieht, reicht die Zeit nicht, alle Nährstoffe im Wasser zu lösen. Normalerweise gilt: Je höher die Wassertemperatur und je zarter die Teeblätter, desto kürzer die Ziehdauer. Im umgekehrten Fall, also etwas niedrigere Wassertemperatur und kräftige Teeblätter, muss der Tee länger ziehen. 3 bis 10 Minuten sind günstig. Darüber hinaus hat die Häufigkeit des Aufgießens auch Einfluss auf den Tee. Grüner Tee kann man 3 bis 4 Mal aufgegossen werden. Der zweite Aufguss schmeckt am besten. Wenn sich ein Drittel Tee noch in der Tasse befindet, sollte man heißen Tee nachgießen.

Wichtig sind aber nicht nur die Wassertemperatur und die Aufgußzeit, sondern auch das Wasser selbst. Dazu erläuterte uns die Teemeisterin:

"Lu Yu, der berühmte Teemeister der Tang-Dynastie, behauptet in seiner bekannten Tee-Bibel "Cha Jing", das das Bergquellwasser die beste Qualität für den Teeaufguss hat, die Qualität des Flußwassers ist schwächer und noch schwächer die des Brunnenwassers."

Wie Sie wissen, ist Tee nicht nur ein Getränk, sondern auch ein Zeichen einer Kultur. In China begrüßt man seine Gäste mit Tee. Auf der Hochzeit trinken der Bräutigam und die Braut Tee, weil Tee dafür steht, dass die Liebe bis zum Tod nicht endet ? einen Teebaum kann man niemals umpflanzen, weil er dann sterben würde.

Besonders interessant fand ich bei unserer Teezeremonie das Kennenlernen der taoistischen Philosophie über die Harmonie zwischen Himmel, Erde und Mensch, die im Leben der Chinesen allgegenwärtig ist. Der Teemeisterin zufolge hat ein dreiteiliges Teegeschirr seine taoistische Erklärung:

"Der Tassendeckel symbolisiert den Himmel, die Teetasse den Menschen und die Untertasse die Erde. Die drei Teile bilden zusammen einen harmonischen Komplex. Der Himmel (Deckel) ist groß, die Erde (Untertasse) ist groß, noch größer ist jedoch der Mensch (Teetasse) dazwischen. Weitherzig ist er, weil die Teetasse Teewasser in sich aufnimmt."

Die Kultivierung des chinesischen Tees hat viele Ähnlichkeiten mit der Kultur des Weinanbaus zum Beispiel in Frankreich. Ein jedes Jahr hat andere Witterungsverhältnisse und bringt andere Qualitäten hervor. Tee kann man bis zu vier Mal im Jahr ernten. Die beste Ernte ist die Frühjahrsernte, gefolgt von der Winterernte. Man kauft generell den Tee der Frühjahrsernte, denn die Pflanze hat eine längere Erholungsphase im Winter hinter sich. Die richtige Menge Regen, die wärmende aber nicht zu heiße Sonne und der Morgendunst haben großen Einfluss auf die Qualität des Tees. Eine weitere wichtige Rolle spielt die Lage des Teegartens: Je schattiger, desto besser, je höher die Berglage, desto wertvoller, besser und teurer ist der Tee.

Im Teehaus Hanlin haben wir "Duyu Maojian", eine einheimische Teespezialität, probiert. Der Teemeisterin zufolge ist die Qualität des "Duyu Maojian" keinesfalls schlechter als die von "Longjing" und "Bi Luo Chun", zwei sehr bekannte chinesische Teemarken:

"Duyu Maojian" zählt ebenfalls wie "Long Jing" und "Bi Luo Chun" zu den 10 besten Teemarken Chinas. Seine außergewöhnliche Qualität ist vor allem dem Klima und der geographischen Lage hier auf dem Plateau Yunnan-Guizhou zu verdanken."

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