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Alle lieben Beijing: Erfahrungsberichte von drei Ausländern in der chinesischen Hauptstadt
  2018-12-10 15:11:03  cri
Wer mit einer Deutschen über das Leben in China und Beijing reden will, ist bei Ruth Schimanowski goldrichtig. Die Geschäftsleiterin des German Centre Beijing, einem Unternehmen der LBBW, das deutsche Firmen in China mit Büros, Beratung und dem Zugang zu diversen Netzwerken unterstützt, lebt seit gut 20 Jahren in China.

Erfolgreiche China-Netzwerkerin: Ruth Schimanowski liebt Beijing. Foto: Privat

Die Diplom-Physikerin und große China-Freundin kennt das Land durch zahlreiche Projekte und private Reisen sehr gut. Beijing ist ihr Zuhause: „Peking ist eine tolle Stadt für Radfahrer: flache und breite Straßen und wenige Regentage. Egal ob man sich für Kunst, Architektur, Politik, digitalen Wandel oder die Finanzwirtschaft interessiert. Hier in Peking wird die Zukunft gestaltet."

Wenn sie verreist ist, fehlt ihr die Stadt: „Ich wohne in Peking im 23. Stock und vermisse es, wenn ich nicht morgens auf meinem Balkon mit einer Tasse Kaffee in der Hand meinen Blick in die Ferne und über die Stadt schweifen lassen kann."

Beijing unterscheide sich von anderen Großstädten, betont Schimanowski, die vor ihrer derzeitigen Tätigkeit stellvertretende Leiterin der Außenstelle des Deutschen Akademischen Austauschdienstes (DAAD) in Beijing war: „Peking hat viel mehr kulturelle und geschichtliche Orte als andere chinesische Megastädte. Und die Stadt ist die politische Machtzentrale und Sinnbild der globalen Ambitionen. Das spürt man auch im Alltag ganz deutlich. Peking will Vorbild sein: sicher, modern und mächtig."

Ruth Schimanowski, die fließend Chinesisch spricht, hält die chinesische Hauptstadt für einzigartig: „Es gibt kein zweites Peking auf der Welt."

In ihrer Freizeit schätzt sie Ausflüge und die erfreulichen Nebenwirkungen: „Am liebsten fahre ich am Wochenende in die umliegenden Berge zum Wandern. In den engen Tälern hat das Handy meistens keinen Empfang und man kann eine herrliche Ruhe genießen."

Bruce Connolly, der in Beijing zunächst zwölf Jahre lang an täglichen Interviews und Features für Radio Beijing AM774 gearbeitet hat, kam erstmals 1987 nach China – mit dem Zug aus Schottland. „Das war mein erster Besuch in Beijing. Obwohl ich seit 1992 in Südchina lebe, war es 1994, als ich nach Beijing zurückkehrte."

Dokumentator der Veränderungen in China: Bruce Connolly. Foto: Privat

Anfangs lebte Connolly in Hutongs: „Als ich in andere Städte reiste, vermisste ich die Seltsamkeit der Gassen, die geringe Höhe der Gebäude und die Rufe der Händler auf ihren Fahrradwagen. Ich vermisste auch viele der kleinen Restaurants, mit denen ich so vertraut geworden war und in denen ich ein ‚alter Freund' war."

Bei Beijing seien es natürlich die Verbindungen zur imperialen Geschichte Chinas, die die Hauptstadt so besonders machten, sagt Connolly, der auch als Fotograf über die Veränderungen in China in den vergangenen 31 Jahren berichtet hat; er nennt Strukturen wie die Verbotene Stadt und die Nähe zur Großen Mauer. Beijing sei das „Zentrum" Chinas gewesen und sei dies noch. Auch die Gegend um den Shichahai-See mache den zentralen Bereich so besonders.

„Eigentlich war Beijing so anders als andere Städte, die ich kannte – das machte es anfangs so faszinierend -, denn wo findet man eine Stadt, die ursprünglich auf die Bedürfnisse einer Person, des Kaisers, ausgerichtet war." Doch Beijing habe in den vergangenen Jahren mehr von den geografischen Merkmalen einiger amerikanischer Städte übernommen, aber sein Herz bleibe bestehen. Er selbst komme aus der sehr bodenständigen Stadt Glasgow und die Menschen in den älteren Gegenden Beijings wiesen einen ähnlich unprätentiösen Charakter auf.

„Im Laufe der Zeit haben sich meine Lieblingsorte verändert", sagt Connolly, „so wie sich die Stadt verändert hat. Viele Jahre lang ging ich zur ‚Pass By Bar' an die Nanluoguxiang – ich wohnte in der Nähe und in den frühen 2000er Jahren war es so schön, so ruhig – aber wie so vieles in der Stadt, wurde die Gegend zu belebt, zu beliebt und ich trieb weg."

Er sei auch gerne in die Cafe-Bars und Restaurants in Liangmahe gegangen – „aber sie sind weg!" Heute nutze er, wenn er in Beijing sei, das Village Cafe im Opposite House Hotel in Sanlitun als Basis für seine journalistischen Arbeiten.

Nach seinen kulinarischen Vorlieben gefragt, sagt er: „Meine Lieblingsspeisen sind eher scharf – Sichuan, Hunan, Xinjiang."

Bruce Connolly, der derzeit wöchentliche Berichte über seine Reisen und Erfahrungen in China für China Daily schreibt, misst einem China-Aufenthalt einen hohen Wert bei: „Ich würde sagen, es wäre sehr nützlich für alle internationalen Absolventen, für ein paar Jahre in China zu arbeiten – es würde der Völkerverständigung und der Freundschaft zwischen den Ländern dienen." Genau das sei ihm passiert, als er 1992 zur Arbeit nach Guangzhou geschickt worden sei. Das sei nicht nur ein tolles Erlebnis, sondern auch ein „Augenöffner" und ein „Lebensveränderer" gewesen, betont er: „Ich habe in Beijing und auch in China viel gelernt – Menschen weltweit wollen einfach nur Freunde sein und, dass so viele Vorurteile, die wir in westlichen Ländern über China haben, einfach nicht stimmen!"

Übersetzter Alexander Demmelhuber ist schon einige Jahre in China und von Beijing angetan: „Nur in Beijing treffen so offensichtlich alt und neu, Tradition und Moderne, Internationalität und einheimische Kultur aufeinander."

Gerne in Beijing unterwegs: Alexander Demmelhuber. Foto: Nils Bergemann

In Houhai könne man entlang Hutongs im Stile längst vergangener Dynastien schlendern und die traditionelle Beijinger Küche genießen. „In Sanlitun hingegen fühlt man sich wie in einer kosmopolitischen Stadt mit Einkaufsstraßen und einem ausgeprägten Nachtleben", sagt der Sinologe: „Nur hier geben sich sowohl Innen- als auch Außenpolitik ein Stelldichein und die Stadt lädt ein zum Erkunden. Es wird einem nicht langweilig hier." Man sei in Beijing wirklich im politischen und kulturellen Zentrum, sagt der junge Deutsche, dem die Stadt Chengdu allerdings auch sehr gut gefällt.

Die Peking-Ente hält er für überbewertet. Alexander Demmelhuber bevorzugt Jing Jiang Rou Si – das ist zerkleinertes geröstetes Schweinefleisch, das mit Spezialsauce und weiteren Zutaten oft in Brötchen serviert wird.

Text: Nils Bergemann

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