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Bildungssystem in China: Schule zu hart, Uni zu einfach?
  2018-06-29 10:55:12  CRI


In China beschäftigen sich momentan viele Abiturienten mit der Frage, an welcher Hochschule sie studieren werden. Vor 20 Tagen fand die landesweite Hochschul-Aufnahmeprüfung, der Gaokao, statt. Die Prüfungsergebnisse werden in dieser Woche veröffentlicht. Für viele Familien und Abiturienten ist der Moment, in dem die Noten bekannt gegeben werden, einer der wichtigsten Momente ihres Lebens. Von den Ergebnissen des Gaokaos hängt viel ab. Für Viele stellen sich damit die Weichen für die Zukunft.

„Ich kann mich noch daran erinnern, wie hart ich damals in der Mittelschule gelernt habe. Für mich bedeutete die Hochschul-Aufnahmeprüfung damals wirklich mein Ticket in die Zukunft. Man hatte nur diese Chance, und die musste man ergreifen."

Diese Meinung von Wang Jie ist in China weit verbreitet. Ein Studienplatz an einer guten Hochschule, den wünschen sich fast alle chinesischen Familien für ihren Nachwuchs. Doch leider ist auch ein Abschluss an einer guten Uni heute kein Garant mehr auf einen guten Arbeitsplatz. Viele Studentinnen und Studenten finden nach dem Studium keine Arbeit, da ihre erworbenen Fähigkeiten passen nicht zu den Anforderungen der Unternehmen.

In China ist es typischerweise so: Man lernt sehr hart in der Mittelschule und studiert eher entspannt an der Uni. Der chinesische Bildungsminister Chen Baosheng hat vor kurzem in einer Rede betont, dass diese Art zu lernen umgedreht werden müsse. Die Schülerinnen und Schüler sollten ihre Freizeit und Hobbys genießen und die Studentinnen und Studenten sollten fleißiger studieren, um die für den Beruf notwendigen Fähigkeiten zu erwerben.

Dazu schrieb die Internetnutzerin Dandan auf Weibo:

„Ich bin sehr dafür. Als ich noch zur Schule ging, musste ich täglich unglaublich viele Hausaufgaben machen. Damals sagte ich mir, wenn ich an der Uni bin, brauche ich nicht mehr so hart zu lernen. Also habe ich vier glückliche Jahre an der Uni verbracht. Aber was habe ich an der Uni gelernt? Nichts. Die Dozenten waren zwar sehr nett zu uns und unsere Klausuren waren nicht schwer. Doch nach dem Studium musste ich weitere Fortbildungen machen, um eine Arbeit zu finden."

Die gleiche Meinung teilt auch der Internetnutzer Maomao auf Weibo.

„Ich habe in Deutschland studiert. Im Vergleich zu meinen ehemaligen Mitschülern in China habe ich deutlich mehr Zeit für das Studium aufgewendet. An meiner Universität in Deutschland schaffen nur 60 Prozent der Studentinnen und Studenten ihren Abschluss. Deshalb musste ich mein Bestes geben."

Auch in China war die Uni früher schwieriger zu bestehen. Zwischen 1929 und 1938 machten nur knapp 30 Prozent der Studentinnen und Studenten in der Tsinghua-Universität ihren Abschluss. Ein Chaos in der Gesellschaft hat das nicht verursacht. Im Gegenteil. Viele ausgezeichnete Wissenschaftler stammen aus dieser Zeit. Vielleicht ist es nun an der Zeit, dass man in China den Schwierigkeitsgrad der Bildungseinrichtungen umdreht. Man könnte die Hochschul-Aufnahmeprüfung vereinfachen, damit mehr Kinder die Chance haben, an einer Hochschule zu studieren. Die Studieninhalte sollten schwieriger werden, dadurch würde die Zahl der Uni-Absolventen sinken. Natürlich ist die Studienzeit eines der schönsten Kapitel im Leben. Zu einfach sollte es allerdings auch nicht sein.

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