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Der Peking-Oper-Traum des jungen Pei Daxi
  2018-06-21 10:05:23  CRI


Diese Passage aus dem Peking-Opernstück „Fünf Drachen fangen" (Suowulong) wird nicht etwa von einem professionellen Opernsänger dargeboten. Gesungen wird das Stück von Pei Daxi, einem normalen Jungen aus Beijing.

Jeden Samstagmorgen um sechs Uhr verlässt der zwölfjährige Pei Daxi die Wohnung. Ganz alleine fährt er mit der U-Bahn zu einem Peking-Oper-Kurs. Nach vierstündiger Probe fährt er mit der U-Bahn wieder zurück nach Hause. Seit zwei Jahren sehen so seine Samstage aus.

Daxi wurde in eine Peking-Oper-Familie hineingeboren. Sein Urgroßvater war ein bekannter Peking-Oper-Darsteller. Sein Onkel ist professioneller Musiker. Und seine Großmutter ist eine gegenwärtig sehr berühmte Wudan-Schauspielerin der Peking-Oper (ein weiblicher kämpferischer Charaktertyp der Peking-Oper). In seiner Kindheit war Daxi oft mit seiner Großmutter im Theater. Im Garderobenraum zeigten ihm die Darsteller, wie sie mit den Speeren und Schwertern umgehen.

Obwohl er von klein auf ständig von Opernsängern umgeben war, hatte seine Familie nicht zu hoffen gewagt, dass er die Tradition der Peking-Oper fortführen würde. Daxi kam mit einer Lippen-Kiefer-Gaumensegel-Spalte zur Welt. Inzwischen wurde er operiert, doch die Eltern hatten dennoch Bedenken, ob er für eine Peking-Oper-Karriere geeignet sein würde. Die Darsteller müssen nämlich äußerlich hohen Anforderungen genügen.

In der vierten Klasse fuhr Daxi in ein Ferienlager zum Thema Oper. Die Eltern wollten nur, dass Daxi, der noch nie von der Familie entfernt gewesen war, einen Urlaub in einer fremden Umgebung erlebt. Doch unerwarteter Weise weckte das Opern-Camp sein Interesse und sein Talent für den Gesang. Obwohl er nie professionellen Unterricht gehabt hatte, beherrschte er in kürzester Zeit die Melodien, den Rhythmus und das kurze Zwischenspiel zwischen den Versen. Auch die Texte der Opern konnte er sich schnell einprägen.

„Die Texte in Schulbüchern kann er sich nur schwer merken. Operntexte dagegen fallen ihm leicht. Er hört sich ein Opernstück zweimal an und hat sich schon den Text eingeprägt. Wir haben uns sehr über sein Talent und sein Interesse für die Oper gefreut."

Vor zwei Jahren hat Daxi angefangen, systematisch in einem Institut Operngesang zu lernen. Unter den bekannten vier Rollen der Oper, nämlich Sheng, Dan, Jing und Chou hat er sich auf die Jing-Rolle spezialisiert. Das ist eine temperamentvolle Figur mit bemaltem Gesicht.

Eine Rolle, die ihm sehr gut gefällt:

„Ich finde die Rolle mit dem bemalten Gesicht sehr männlich. Die Schminke und die Kostüme der Jing-Rolle sehen auch gut aus. Ich mag das Stück ‚Fünf Drachen fangen' (Suowulong) sehr. Die Hauptfigur, Shan Xiongxin, war ein Held, der von vielen verraten wurde. Er hatte keine Angst vor dem Tod. Ich mag ihn und seinen Heldenmut sehr."

Ein anderer Grund für die Wahl der Jing-Rolle liegt darin, dass die Schminke seinen Defekt im Gesicht abdecken kann:

„Wenn ich die Jing-Rolle singe, wird mein Gesicht angemalt. Dann kann man mein Gesicht nicht mehr erkennen."

Die Peking-Oper fordert neben dem Gesang auch hohe körperliche Flexibilität und Schnelligkeit. Die Technik spielt eine große Rolle. Man sagt, „für eine Minute auf der Bühne braucht man zehn Jahre Übung". Da Daxi erst in relativ hohem Alter anfing, für die Oper zu trainieren, musste er viel nachholen. Jede Beinbewegung war für ihn schwierig. Doch er hat darauf beharrt, jeden Tag zu üben. Daxis Großmutter meint, durch das Lernen der Peking-Oper werde ein guter Charakter geformt. Sie sagt, Kinder, die von klein auf für die Oper trainieren, wüssten genau, wie man für Perfektion hart trainiert und wie man Einsamkeit aushält.

Übersetzt von Xi Jing

Gesprochen von Gao Mengyu

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