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Der Pferdedieb
  2018-04-19 10:23:20  cri

 

Norbu ist ein Dieb. Er stiehlt, um seine Familie zu ernähren und strebt danach, ein besserer Mensch zu werden. Wir schreiben das Jahr 1927. Das Leben in Tibet ist hart.

Dào mǎ zéi (盗马贼) ist mehr als ein Film, er ist ein Spektakel, das nahezu ohne Worte auskommt. Der 30 Jahre alte Film von Tian Zhuangzhuang ist in der westlichen Welt auch als „The Horse Thief", der Pferdedieb, bekannt.

Im Rahmen des Beijing International Film Festival 2018 wurde der Film im China Film Archive Art Cinema erneut aufgeführt. Das chinesische Filmarchiv zeichnet sich für die Restauration in 4k Qualität verantwortlich und hat zur Premiere der neuen Version den Regisseur Tian Zhuangzhuang eingeladen. Tian ist heute 65 Jahre alt und zählt zur fünften Generation chinesischer Filmemacher. Diese zeichnete sich dadurch aus, einen großen Wert auf künstlerischen Anspruch zu legen, sich expressiv aber auch realistisch zu artikulieren und das chinesische Kino international bekannt gemacht zu haben. Tian gesteht, er habe eine Faszination für die nationalen Minderheiten Chinas. Viele seiner Werke zeugen von dieser Faszination. Dieser Film ist keine Ausnahme.

Der Plot selbst ist schnell vorgestellt. Norbu ist strenger Buddhist und zugleich ein Dieb, der versucht, seine Familie am Leben zu erhalten. Nach einem seiner Diebstähle wird er gefasst und mitsamt seiner Familie aus der Dorfgemeinde verbannt. Während seiner Strafgefangenschaft stirbt sein Sohn. Sie haben keine Mittel, um ihn zu retten. Mit der Geburt seines zweiten Kindes versucht er alles, um seine Familie zu ernähren und wieder ein Mitglied seiner Dorfgemeinschaft zu werden. Doch dies ist keine einfache Aufgabe.

Was den Film auszeichnet, ist nicht bloß seine Geschichte. Viel mehr noch sind es zum einen die detailreichen und langen Sequenzen buddhistischer Rituale und Gesänge. Zum anderen die Darstellung der weiten, öden und aggressiv anmutenden Natur in all ihren Formen. Wenn sich die Großaufnahmen der Berglandschaft mit den sonoren Tönen eines Gruppengebets zu einem dichten audio-visuellen Teppich verweben und die Kamera immer näher auf eine Horde Geier zoomt, die sich an einem Kadaver laben, wird das Kinoerlebnis unglaublich dicht, bedrängend und zugleich faszinierend. Diese Aufnahmen erinnern sehr an die Werke von Werner Herzog, sei es der imposante und bedrückende Bergabstieg am Anfang von „Aguirre, der Zorn Gottes" oder die intensiven Dschungelaufnahmen in „Fitzcarraldo", in denen Mensch und Natur regelrecht aufeinanderprallen. Doch auch der Titelheld Norbu, gespielt von Rigzin Tseshang, ist nicht bloß ein Dieb. Trotz karger Worte ist er eine vielschichtige Figur, die die Empathie der Zuschauer verdient.

Dieses eindrucksvolle Filmwerk kann jedem nur angeraten werden. Sogar der berühmte Regisseur Martin Scorsese erklärte ihn gegenüber dem Filmkritiker Roger Ebert zu einem seiner Lieblingsfilme.

Text: Maik Rudolph

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