Wir über uns Kontakt Jobs Fragen? Archiv
China ist reich an Kuriositäten
  2018-04-17 17:28:01  cri

 

Der Frühling ist endlich da. Die Menschen gehen in Parks, schnuppern an Kirsch- und anderen Blüten. Sie fotografieren sich oder lassen sich fotografieren.

Vor allem junge Damen posieren vor der Kamera. Und das tun sie nicht nur in schmucken Sonntagskleidern, sondern gleich in traditionellen chinesischen Trachten bzw. Hanfu-Kostümen, so dass Beobachter sich schon auf dem Set der Palast-Serie Princess of Pearl wähnen.

Das Ganze hat aber kaum etwas mit solchen Serien oder mit Verkleidungstrends wie Cosplay (aus „costume" und „play" gebildet) zu tun. Nein, die Kaiserinnen- oder Zofen-Selfies, sind wohl eher der Liebe zu prachtvoller Kleidung und der Selbstinszenierung via Social Media geschuldet. Die 23-jährige Yawen hat sich dazu ihre eigenen Gedanken gemacht.

„Ich habe auch schon viele junge Frauen gesehen, die sich in Parks in traditioneller chinesischer Kleidung fotografieren lassen. Meiner Meinung nach, wollen sich diese Frauen von der Menge abheben. Sie finden das Ganze trendig und die traditionellen chinesischen Kleider einfach schön."

Noch vor zehn Jahren hätte man die reich verzierten Kostüme mit japanischer oder südkoreanischer Kleidung verwechselt, doch inzwischen ist die traditionelle Kleidung in China sehr bekannt und das Posieren bei den ersten Sonnenstrahlen unter Jugendlichen so populär, dass an vielen Sehenswürdigkeiten sogar Kostüme verliehen werden.

So sind die Parks und Sehenswürdigkeiten in diesen Tagen gleich um mehrere Attraktionen reicher: Die zahlreichen jungen Frauen in den prachtvollen Gewändern ergänzen hervorragend die historischen Kulissen.

Wenn diese aus der Zeit gefallenen Geschöpfe nach Hause gehen, sieht man oft, wie der Freund die rosa mit Pailletten belegte Handtasche trägt. Das wirkt komisch, vor allem, wenn der Freund ein zwei Meter großes Muskelpaket ist. Aber man sieht das in China gar nicht so selten. Das ist eine Höflichkeitsgeste, so wie in Deutschland etwa das Türaufhalten.

Herr Zheng weiß mehr:

„Ich persönlich trage ganz selten die Handtasche meiner Frau, weil wir beide ein Kind haben und wir möchten viele kleine Dinge meines Kindes zum Ausflug mitnehmen. Dann brauchen wir einen Rucksack oder Rucksäcke. Dabei ist die Handtasche nicht so nützlich. Und, die Handtasche für die Frau mitzutragen finde ich ganz üblich in Ostasien, es hat etwas von Gentleman. Das heißt ein Mann trägt die Handtasche für die Frau, das zeugt von guten Manieren."

Das höfliche Handtaschentragen ist übrigens auch bei ausländischen Partnern von Chinesinnen zu sehen. Wie lang diese das schon tun, erkennt man daran, wie sehr sie sich noch bemühen, das Ganze als Selbstverständlichkeit erscheinen zu lassen. Ihnen fehlt dann eben der entspannte chinesische Umgang mit dem Fremdkörper.

Chinesen sind auch auf dem Weg zur Cyborg-Werdung den Deutschen noch ein paar Jahre voraus. Das Handy gehört hier zum Sein und wirkt oft schon wie ein Teil des Körpers, dessen Amputation sehr schmerzhaft wäre. Im ewigen Kampf um die Aufmerksamkeit des organischen Teils des Cyborgs liegen derzeit Kurz-Video-Apps wie Douyin und Kuaishou ganz vorne. Yawen hat diese Apps auch ausprobiert und ihre Meinung dazu:

„Die Kurzfilm-Apps sind total begehrt und total beliebt. Sie sind gerade der Hit. Auch meine Freunde nutzen sie.

Mir gefallen sie aber nicht so. Ich finde den Inhalt aber nicht so ansprechend und vielfältig. Ich betrachte die Apps deshalb zurzeit noch als Zeitverschwendung. Aber wenn die Firmen ihre Politik dahingehend ändern, dass das Programm vielfältiger wird, kann ich mir auch vorstellen, Zeit mit solchen Apps zu verbringen."

In den manchmal bis zur Sinnentleerung verkürzten Filmchen präsentieren sich die jungen Leute oft am Ende damit nur selbst, ob beim Sport, beim Kochen, bei kuriosen Dingen oder einfach in schicker Kleidung. Die Kurzfilme mit Suchtcharakter verleiten auch zum Kauf und auch gefälschte Ware soll so schon an den Mann bzw. die Frau gebracht worden sein.

Das Gefährliche an diesem Filmen ist natürlich weniger der Inhalt, als die Zeit, die man damit verschwendet. Wie viele Selfies in historischen Kostümen im Park hätte man doch stattdessen machen können! Überlegt mal!

© China Radio International.CRI. All Rights Reserved.
16A Shijingshan Road, Beijing, China