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Das Leben am Lugu-See, wo Frauen das Sagen haben
  2018-03-23 15:36:16  cri


Stellen Sie sich vor, sie leben in einer matriachalischen Gesellschaft, wo es weder Ehe noch Monogamie gibt. In dieser Gesellschaft treffen die Frauen die wichtigsten Entscheidungen und besitzen Land, das sie nur an ihre Töchter weitergeben. Unglaublich? Nein, am Lugu-See nahe der Stadt Lijiang in der südwestchinesischen Provinz Yunnan existiert eine solche Gesellschaftsform – hier ist die ethnische Volksgruppe der Mosuo zu Hause.

Choo Waihong, eine Anwältin aus Singapur, ließ sich vor sechs Jahren am Lugu-See ein Haus bauen. Seitdem lebt sie ab und zu dort unter den Mosuo.

Es gab Dokumentationsfilme und anthropologische Berichte über die Mosuo, aber vor Choo Waihong hatte sich noch niemand dort häuslich niedergelassen, um das Leben der Einheimischen genau zu beobachten.

Choo Waihong haben ihre Erlebnisse dazu inspiriert, ein Buch zu schreiben. Es hat den Titel „Königreich von Frauen". Ihr Vortrag dazu in einer Beijinger Buchhandlung kam bei den Lesern sehr gut an.

Viele Leser interessieren sich für die einzigartige „Besuchsehe", die bis heute von den Mosuo praktiziert wird. Dabei darf eine Mosuo-Frau einen Mann zum Übernachten zu sich nach Hause einladen. Dieser muss aber vor Sonnenaufgang nach Hause gehen. Die Kinder aus einer Besuchsehe werden von der Mutter allein aufgezogen, während der Vater weiter bei seiner eigenen Mutter lebt.

Interessanterweise geht es bei vielen Leserfragen zur matriarchalischen Kultur um die Männer: Sind die Mosuo-Männer zufrieden mit ihrer zweitrangigen Stellung? Haben sie schon mal rebelliert? Machen sie auch Küchenarbeit?

"Nein" antwortete Choo Waihong auf diese Fragen. Nach ihren Beobachtungen seien die Mosuo-Männer glücklich damit, frei von jeglichen Verantwortungen zu sein. Sie genössen wie die Frauen den Vorteil der Besuchsehe und verhielten sich wie Pfauen, um die Aufmerksamkeit der Frauen auf sich zu lenken.

Nach Choo Waihong genießen Frauen in einer matriarchalischen Gesellschaft deutliche Vorteile, wie etwa Zuversicht, Unabhängigkeit und ein gesundes Selbstwertgefühl. Vorteile, die in einer patriarchalischen Gesellschaft mühsam erkämpft werden müssten.

Interessanter sind wohl nicht die Unterschiede, sondern die Ähnlichkeiten beider Geschlechtsrollen in der Mosuo und der patriachalischen Gesellschaft. Zwar haben die Mosuo-Frauen das letzte Wort, sie übernehmen aber auch den größten Teil der Küchen-und Putzarbeit, während die körperliche Arbeit Männersache ist.

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