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Bitte nicht trinken - Museum für Leitungswasser in Beijing
  2018-03-13 15:24:47  cri

 

Oft nehmen wir es als etwas völlig Selbstverständliches hin. Es ist ein stinknormaler Bestandteil unseres Lebens und doch weitaus interessanter, als wir vermuten würden. Wir kochen, spülen und putzen damit. Manchmal baden wir darin und wenn das Sechserpack PET-Flaschen zu teuer wird, dann trinken wir es auch. Die Rede ist natürlich vom Leitungswasser.

Glaubt man vielen Reiseführern, dann sind Trinken und Leitungswasser in China ein Begriffspaar, das sich nicht so gut miteinander verträgt. Grundlegend raten alle Reiseführer vom Trinken ab und trotzdem ist Leitungswasser hier ein wichtiger Bestandteil des alltäglichen Lebens.

Ein Grund mehr, sich das Leitungswassermuseum in Beijing näher anzuschauen. 1908 eröffnete Jingshi Tap Water Co.Ltd das erste Pumphaus für Leitungswasser im Beijinger Distrikt Dongcheng. In diesem Gebäude hat sich das Leitungswassermuseum noch bis vor ein paar Jahren befunden. Das schicke alte Pumphaus aus roten Ziegeln ist mittlerweile geschlossen worden und das alte Leitungswassermuseum existiert in der ursprünglichen Form nicht mehr.

Das ist aber auch kein Verlust, denn es ist einfach gut, hundert Meter nach nebenan gezogen. Dort kann man die ganze Geschichte des Leitungswassers und der Wasserwerke kennenlernen sowie die Technologie hinter dem Prozess des Klärens. Dazu findet man alle nützlichen Informationen auf unzähligen Informationstafeln, Diagrammen, Fotos, Instrumenten und Modellen.

Das Museum besteht aus zwei Etagen. Im Erdgeschoss befindet sich die Ausstellung zur Wissenschaft hinter dem Leitungswasser. Auf einem mehr als 20 Meter langen gebogenen Bildschirm wird der Prozess der Wasserverarbeitung von Anfang bis Ende präsentiert. Multimediale Tafeln und Touchscreens bieten auch für jüngere Besucher Unterhaltung und zeigen witzige Animationsfilme, die den richtigen Umgang mit Wasser demonstrieren.

Eine Etage darüber befindet sich die Halle der allgemeinen Geschichte des Leitungswassers. An lebensgroßen Modellen sieht man die mühsamen Anfänge der Wasserversorgung in Beijing. Man lernt, dass noch vor 100 Jahren die Kaiserfamilie gesundes Bergquellwasser genossen hat, während der Bürger sich mit minderwertigem Brunnenwasser zufrieden geben musste.

Mit der Gründung der Jingshi Tap Water Co.Ltd sollte sich dies ändern. Sie war eine Notwendigkeit, da die Rate an Bränden zunahm und um die Wende zum 20. Jahrhundert der Stadt nur 1.245 Brunnen zur Verfügung standen. Jedoch wurde das neue „saubere" Wasser von Jingshi nur mit etwas Widerwillen angenommen. Der Geschmack nach Bleiche und Chlor verhalf dem Wasser zum Spitznamen „ausländisches Seifenwasser". Wie die Qualität des Wassers und die Methoden des Klärens sich kontinuierlich verbesserten, lernt man natürlich auch.

Es geht voran beim Klären und doch ist das Leitungswasser in Beijing noch nicht der perfekte alltägliche Durstlöscher. Wasserspender sind hier gang und gäbe – Zuhause oder im Büro. Wenn alle Flaschen im Haushalt aufgebraucht sind, greift der Beijinger auch gerne zum Wasserkocher, doch die kochenden Temperaturen sind leider nicht in der Lage, alle Schädlinge im Wasser abzutöten. Nitrite und toxische Residuen im Grundwasser bleiben auch noch nach dem Klären erhalten. Die Geschichte des Beijinger Leitungswassers ist also noch nicht vorüber.

Falls Sie in ihrem nächsten Urlaub eines der kurioseren Museen in Beijing besuchen wollen, dann schauen Sie doch einfach bei den Wasserwerken vorbei. Bis auf eine Handvoll englischer Überschriften sind die Informationstafeln allerdings nur auf Chinesisch. Englische Audio Guides liegen aber vor.

Text: Maik Rudolph

Bilder: William Griffith (Bild 3,6), Maik Rudolph (Bild 1-2,4-5)

Anschrift des Museums: 北京自来水博物馆, 东城区香河园街3号 (3 Xiangheyuan Jie, Dongcheng Distrikt), Mittwoch bis Sonntag 9-16 Uhr

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