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Wenn eine Schule nur einen Schüler hat
  2018-03-09 09:03:07  CRI


Bei der Zeremonie zum Beginn des neuen Schulhalbjahres standen in einer Grundschule in der Provinz Jilin nur drei Personen neben der Fahnenstange, um die chinesische Nationalhymne zu singen: Ein Schüler und zwei Lehrer. Seit einigen Jahren hat die einst berühmte Grundschule nur noch einen einzigen Schüler, Wang Hao. Um ihm den Besuch einer weiterführenden Schule zu ermöglichen, haben die Klassenlehrerin Chen Hongyan und der Sportlehrer Liu Haitao entschieden, Wang Hao solange Einzelunterricht zu geben, bis er die Schule nach der sechsten Klasse wechselt. Damit haben sie für einiges Aufsehen in Chinas sozialen Medien gesorgt. Kong Jie weiß mehr.

Das Dorf Sanmenli befindet sich im Nordwesten der Stadt Gongzhuling in der nordostchinesischen Provinz Jilin. In dem Dorf wohnen ungefähr 1.000 Einwohner in 400 Familien. Die Grundschule dieser Gegend war einst sehr berühmt und hatte mehr als zehn Lehrer und über 200 Schüler. Seit 2010 sind aber zahlreiche Lehrer in Rente gegangen und fast alle Schüler haben die Schule gewechselt. Inzwischen gibt es nur noch einen einzigen Schüler an der ganzen Schule, den Sechstklässler Wang Hao.

Obwohl Wang Hao ihr einziger Schüler ist, organisiert die Klassenlehrerin Chen Hongyan täglich sieben Unterrichtsstunden wie Chinesisch, Mathematik und Englisch. Auf ihrem Handy hat sie 14 Wecker gestellt, um den Unterrichtsbeginn und das Ende der Stunde zu markieren. Sie erzählt:

„Ich arbeite seit 18 Jahren an dieser Schule. Obwohl ich an einer anderen Schule unterrichten könnte, mache ich es nicht. Ich habe hier immerhin noch einen letzten Schüler. Viele Menschen verstehen nicht, warum ich keine bessere Schule auswähle. Ich bin nur eine ganz normalere Lehrerin und will meinen letzten Schüler nach bestem Wissen und Gewissen unterrichten. Sonst könnte ich mir das nicht verzeihen."

Frau Chen ist auch in einem Dorf aufgewachsen und weiß deshalb ganz genau, wie wichtig eine gute Schulausbildung für Kinder aus chinesischen Dörfern ist. Für Wang Hao sind Frau Chen und der Sportlehrer Liu Haitao nicht einfach nur Lehrer. Sie bieten ihm einen Weg aus dem Dorf hinaus. Wang Haos Vater ist Schäfer und ist den beiden Lehrern überaus dankbar. Manchmal geht er auch mit seinem Sohn zur Schule und hört beim Unterricht zu.

Seitdem Wang Haos Geschichte bekannt wurde, hat sie im Internet für einiges Aufsehen gesorgt. Viele Chinesen sind von dem Einsatz der Lehrer gerührt. Der Internetnutzer „Laowantong" schrieb:

„Ich finde das sehr gut. Ich drücke solchen Lehrern und Schülern die Daumen. Ich hoffe, dass es in China mehr solcher Lehrer gibt, die für ihre Ideale trotz harter Bedingungen in den Bergen und Dörfern arbeiten. Ihr habt meine Hochachtung!"

Die Internetnutzerin „Pinfan" schrieb:

„Das sind für mich echte Lehrer. Lehrer ist ein ganz besonderer Beruf. Sie sollten ihren Schülern nicht nur Wissen sondern auch Moral vermitteln."

Der zwölfjährige Wang Hao wird im nächsten Jahr die Grundschule verlassen und zur Mittelschule gehen. Damit verlässt auch der letzte Schüler die Grundschule. Doch wie soll es ohne Schüler weitergehen? Chen Hongyan hat sich noch keine Gedanken darüber gemacht.

„Über die Zukunft können wir nächstes Jahr sprechen. Meine jetzige Arbeit ist, Wang Hao zu unterrichten, damit er hier seiner Schulpflicht nachkommen kann."

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