Qin Ping ist Redakteurin bei einer Beijinger Zeitung. Nach einer langen Nachtschicht brummt ihr der Kopf. In solchen Fällen würde sie für gewöhnlich einen Arzt aufsuchen. Doch sie betritt stattdessen ein leeres Zimmer, ohne Ärzte, ohne Krankenbett. Hier stehen ihr intelligente Messgeräte und ein Video-Terminal zur Verfügung. Eine elektronische Stimme gibt ihr Anweisungen, wie sie mit den Geräten selbstständig ihren Blutdruck, ihre Blutfettwerte und ihren Blutzucker messen kann. Anschließend wird ihr eine Diagnose ausgedruckt: Sie hat einen erhöhten Blutdruck. Nachdem sie eine Taste gedrückt hat, erscheint ein Arzt auf dem Bildschirm. Ihm zufolge hat Qin Pings Bluthochdruck mit ihrem stressigen Lebensstil zu tun. Er rät zur Ruhe und empfiehlt, dass sie in den folgenden drei Tagen morgens und abends ihren Blutdruck messen soll.

Die medizinische Ferndiagnose, die Qin Ping erlebt hat, ist ein neuer Service der Beijinger Klinik des Raumfahrtzentrums. Sie ist ein Beispiel der sich rasant entwickelten Telemedizin und spielt eine immer größere Rolle in der medizinischen Versorgung, der Überwachung und Betreuung chronischer Krankheiten. Sie soll das Problem einer landesweit unausgeglichenen Verteilung von medizinischen Ressourcen überwinden.

Die ärztliche Fernbehandlung ermöglicht eine direkte Kommunikation zwischen Patienten und Ärzten über einen Monitor. So konnte beispielsweise ein 78-jähriger Patient in der südwestchinesischen Provinz Yunnan von Spezialisten betreut werden, die sich während der Behandlung in der 3000 km weit entfernten Klinik des Raumfahrtzentrums in Beijing befanden.

Nachdem die Verbindung hergestellt worden war, erschienen die Daten des Patienten auf dem Bildschirm: Krankenakte, EKG- und Laborberichte sowie die Ergebnisse der Computertomographie. Der behandelnde Arzt in Yunnan schilderte den Krankheitsverlauf seines Patienten. Die Spezialisten in Beijing konnten daraufhin eine Diagnose stellen und den anwesenden Arzt zur korrekten Behandlungsweise beraten.