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Suburbicon: Langeweile lähmt lustige Ideen
  2018-01-25 09:13:57  cri

Ein Drehbuch der Coen-Brüder von George Clooney verfilmt – was kann da schon schief gehen? Leider viel. Clooney wollte der schon 31 Jahre alten, bislang unverfilmten Vorlage eine eigene Note verleihen. So hat er in eine geniale Geschichte über die Abgründe einer Spießervorstadtidylle noch einen weiteren Handlungsfaden hineingestopft, nicht kunstvoll verwoben: Die zusätzliche Geschichte über den amerikanischen Alltagsrassismus hat Potential, bleibt aber an der Oberfläche und berührt den Zuschauer deshalb kaum.

In China wollten den Film bislang nicht sehr viele sehen, obwohl hier Clooney sehr beliebt ist. Mit einem Einspielergebnis von 2,3 Millionen Euro am Startwochenende legte er einen extrem schlechten Start hin und verschlechterte sich an den folgenden Wochenenden noch weiter auf 1,5 Millionen Euro und dann nur noch 79.000 Euro. Das spricht für die chinesischen Zuschauer.

Denn der Film ist nicht gut. Er beginnt kunstvoll mit dem Durchblättern eines Prospektes über den Vorort Suburbicon und wechselt dann zu dem echten Ort. Man fühlt sich tatsächlich hineinversetzt in das Amerika der 50er Jahre. Die Requisite hat hier hervorragende Arbeit geleistet.

In der rein weißen Spießeridylle lebt auch die Familie von Gardner Lodge, der von Matt Damon verstockt und mit Minimalmimik als Spießerprototyp mit Hornbrille gespielt wird. Seine Frau Nancy, gespielt von Julianne Moore, ist nach einem von ihm verschuldeten Autounfall gelähmt. Sohn Nicky fühlt sich zu recht unverstanden und einsam. Nur der Onkel scheint ihn zu mögen.

Schnell stellt sich heraus, dass Buchhalter Gardner mehr verbrochen hat, als seine Hornbrille. Er hat sich auf die falschen Leute eingelassen. Und zwei besonders fiese Exemplare davon, die nicht nur optisch an Dick und Doof erinnern, besuchen eines Tages seine Familie, was die an den Rollstuhl gefesselte Nancy nicht überlebt. Aber Gardner trauert kaum und ersetzt sie schnell durch deren Zwillingsschwester Margaret, die nicht herrisch wie ihre Schwester ist, aber dafür dumm wie Brot. Auch sie wird von Julianne Moore gespielt.

Sohn Nicky erwischt die beiden bald in Aktion im Keller, den Herrn Papa mit der Tischtenniskelle in der Hand. Selbst dabei kommt der noch herrlich spießig rüber. Nicky knipst schnell das Licht wieder aus. Das stumme Verzweifeln an seiner Familie spielt der zwölfjährige britische Schauspieler Noah Jupe sehr gut. Nicky findet in dem gleichaltrigen afroamerikanischen Nachbarsjungen einen Freund. Der leidet nicht an seiner Familie, die neu in Suburbicon ist, sondern an der feindlichen Umgebung. Die schwarze Familie wird überall gemobbt. Im Supermarkt sollen sie mehr zahlen, dann ziehen die Nachbarn auch noch Zäune hoch und schließlich ist der Mob vor ihrem Haus und sie werden beworfen.

Im Manuskript der Coens spielte die Handlung noch in den 80er Jahren. Clooney verlegte die Story 30 Jahre zurück in die Vergangenheit und baute die wahre Geschichte um die Ausgrenzung der schwarzen Familie Myer ein. Daisy Myer galt lange sogar als Rosa Parks des Nordens. Parks hatte sich damals geweigert ihren Platz im Bus für eine Weiße zu räumen. So wie Clooney diese Geschichte des Rassenhasses nur oberflächlich erzählt, hätte er sie sich auch sparen können.

Wer die Coen-Brüder kennt, schätzt ihren schwarzen skurrilen Humor und die fehlenden Berührungsängste vor dem Tod. In den besten Momenten des Films kann Clooney mithalten. Die Metamorphose Gardners vom Spießer mit Selbstekel und krimineller Energie zum mordlustigen Spießer wird stimmig erzählt.

Im Film tauchen noch ein paar typische Coen-Figuren auf, allen voran Oscar Isaac als Versicherungsermittler – die getötete Nancy hatte eine Lebensversicherung.

Hätte Clooney die Zuschauer nicht mit langweiligen Sequenzen genervt und kostbare Zeit mit einem überflüssigen Nebenstrang verschenkt, wäre es ein guter Film geworden. So aber ist es nur eine Ansammlung von ein paar gelungenen Szenen.

Auf der chinesischen Kinokritikseite movie.mtime.com sind die Kommentare zumeist positiv. Von einem „Hauch von Hitchcock" ist dort die Rede. Ein User schreibt, dass die Kinder zwar auf dem Hinterhof der rätselhaften Welt der Erwachsenen beim Baseball für eine Weile entkommen können, aber eben nicht für immer.

Ein Anderer meint, dass der Film die Perspektive der Jungen gut vermittelt. Mehrere Nutzer loben das Spiel von Oscar Isaac als Versicherungsermittler. Ein Kommentator meint, dass durch die komplexen Beziehungen keine rechte Spannung aufkommen kann.

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