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Die Deutsche Botschaftsschule Peking
  2017-12-27 14:45:34  CRI

 

In der Küche der Deutschen Botschaftsschule Peking köchelt Glühwein in einem großen Topf. Selbst gemachtes Gebäck steht auf dem Tisch in der Mitte. Der Abiturjahrgang will die Leckereien an die Besucher des Weihnachtskonzerts verkaufen.

„Ja genau, also wir machen hier immer das Catering für die ganzen Events. Und das Geld, das wir dabei einnehmen, können wir dann halt benutzen, um das Hotel zu bezahlen, wo wir Abiball machen."

Die 17-jährige Judith aus Hagen im Bremischen ist vor drei Jahren nach Beijing ausgewandert, weil ihr Vater hier bei Daimler arbeitet.

„Die Deutsche Schule ist eigentlich ganz schön. Also man hat hier auf jeden Fall so eine Community."

Judith hat seit zwei Jahren Chinesisch-Unterricht:

„Also natürlich: Chinesisch ist schon eine schwere Sprache. Verstehen tut man die Leute auf der Straße, aber dann selbst zu reden mit den ganzen verschiedenen Tönen und … Also die verstehen einen dann manchmal halt einfach nicht."

Ihre Schule habe besondere Angebote:

„Wir haben ein paar Sportarten mehr, also wir haben ja ganz viele AGs hier an der Schule. Es gibt zum Beispiel chinesische Kampfsportarten oder so was in der Art. Wir haben jetzt auch im Sportunterricht gerade Wushu. Ich denk mal nicht, dass es das an so vielen deutschen Schulen gibt."

Sie möge an Beijing, dass es so eine Multikulti-Stadt sei. Auch das Großstadtleben gefalle ihr:

„Du kannst immer in fünf Minuten überall sein, mit dem Fahrrad, zu Fuß … In Deutschland habe ich halt in einem winzigen Dorf gewohnt und da war im Prinzip nichts. Mir fehlt zwar die Ruhe von dem Landleben. Aber es ist jetzt auch mal schön, so das Großstadtleben zu haben."

Die 17-jährige Charlotte aus Starnberg wohnt schon seit drei Jahren in China.

„Die Schule hier ist im Ganzen eigentlich schon ganz cool. Dadurch, dass sie so klein ist, kennt halt jeder jeden und dadurch entsteht so ein gewisser Zusammenhalt."

Die viel größeren Schulen in Deutschland könnten das nicht bieten. Die Deutsche Botschaftsschule habe dieselben Abiturfächer wie eine Schule in Deutschland:

„Nur, dass es halt keine Leistungskurse gibt und die Klassen wie in der Zehnten eingeteilt sind – also A und B. Also es ist relativ einfach gehalten."

Hibst aus Sindelfingen-Maichingen kam vor einem Jahr nach Beijing, weil auch ihr Vater hier bei Daimler arbeitet. Der 17-Jährigen gefällt die Schule, sie fühlt sich wohl, bis auf eine Sache:

„Die Sprache ist halt ein bisschen doof, weil ich zu spät gekommen bin, um Chinesisch an der Schule zu lernen. Aber ich mache es jetzt privat, was ein bisschen schwierig ist, weil ich halt nicht viel Zeit dafür hab. Mein Chinesisch ist jetzt auch nicht so gut."

Es gäbe auch Fächer auf Englisch. Dennoch seien bis auf die Chinesisch-Lehrer alle Lehrer aus Deutschland.

Hibst vermisst die Mitglieder ihrer sehr großen Familie, die in Deutschland geblieben sind:

„Die Deutsche Schule ist jetzt so ein schöner Ausgleich, weil wir wie eine Familie sind."

Sidney Roos' Geschichte unterscheidet sich von der seiner Schulfreundinnen:

„Ich wurde hier in Peking geboren. Mein Vater ist mit etwa 20 Jahren als Student schon nach China gereist, ist also auch schon über 20 Jahre hier. Ich bin dann auch in den deutschen Kindergarten gegangen von der deutschen Schule und bin dann einfach so in das ganze System reingekommen."

Der 17-Jährige kennt Deutschland nur durch seine Schulferien:

„Für mich ist schon eher Deutschland Ausland als China. […] Nach der Schule werde ich auf jeden Fall nach Deutschland ziehen – das ist mein Plan – und dann auch mal in Deutschland leben."

Ist er zweisprachig aufgewachsen?

„Ich bin dreisprachig."

Er habe während eines dreijährigen Aufenthaltes seiner Familie in Singapur auch noch Englisch gelernt, was dort Amts- und Alltagssprache sei.

Sich selbst sieht er als „Mix" aus deutscher und chinesischer Kultur. In Europa werde er oft nicht als Deutscher und in China nicht als Chinese erkannt:

„Tatsächlich passiert mir das öfter, dass auf der Straße Chinesen über mich reden, als wäre ich ein Ausländer. Ich versteh das dann auch. Die rechnen dann nicht damit und ich antworte dann auf Chinesisch und erzähl einfach, dass meine Mutter Chinesin ist. Und dann ist das für sie auch ein Schock."

Was kann uns die Schulleiterin, Almut Hennings, über ihre Schule erzählen?

„Wir sind so eine Mischung. Einerseits eine Privatschule, die von einem Elternbord verwaltet wird – die pädagogische Leitung ist bei der Schulleitung – und andererseits von Deutschland unterstützt, von der Zentralstelle. Bei uns kann jeder mit einem deutschen Pass aufgenommen werden. Wir haben auch eine ganze Reihe von Schülern, die deutschsprachig sind und einen anderen Pass haben."

Insgesamt hätten sie ungefähr 750, vorwiegend deutsche, Schülerinnen und Schüler – vom Kindergarten bis zum Abitur. Unterrichtet werde nach Thüringer Lehrplänen. Die Deutsche Botschaftsschule ermögliche als einzige Schule in Beijing deutsche Abschlüsse, den Realschulabschluss und das Abitur.

„Was das Besondere dieser Schule ausmacht, ist wohl schon, dass wir einerseits so weit weg von Deutschland sind, also schon eher natürlich eine Gemeinschaft bilden, und natürlich anderseits mitten in dem spannenden Peking, unserem Gastland, sind – zu dem wir auch ein großes Interesse entwickeln, für das wir uns öffnen und das sich übrigens auch für uns öffnet."

Was hat sie nach Beijing verschlagen?

„Das Nebeneinander in Peking von ganz traditionell und schrill modern finde ich wahnsinnig attraktiv. Ich bin jetzt schon seit über sechs Jahren hier und finde es nach wie vor so faszinierend wie am Anfang."

Text: Nils Bergemann

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