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Das Streben nach Wissen – Immer mehr Chinesen bezahlen für Online-Kurse
  2017-12-08 09:00:51  cri

Der zweite „123 Wissenskarneval", veranstaltet von Chinas größter Online-Audio-Plattform Ximalaya FM, wurde am Sonntag mit riesigem Erfolg beendet. Innerhalb von drei Tagen haben Ximalaya-User über 170 Millionen Yuan RMB für unterschiedliche Online-Kurse ausgegeben. Etwa dreimal so viel wie im vergangenen Jahr. Die Leidenschaft der Chinesen fürs Lernen steigt – und damit auch ihre Bereitschaft für Wissen zu bezahlen.

In die U-Bahn einsteigen, das Handy herausholen, die Kopfhörer aufsetzen und den Online-Unterricht einer Handy-App hören: So beginnt der Tag für Yaming und viele andere junge Berufstätige in China. Die App, die sie häufig nutzt, heißt „Dedao". In ihrem ersten Jahr konnte die App, die sich auf digitale Produkte und Dienstleistungen für effizientes Lernen spezialisiert, 7,36 Millionen Nutzer wie Yaming anlocken. Für etwa 25 Euro können User bei „Dedao" ein Jahr lang eine bestimmte Kursserie abonnieren, meistens in Form von Audio und Textbeispielen.

„Ich höre beispielsweise oft einen Kurs über Kommunikationstechniken. Ich finde ihn ganz praktisch. Man lernt dadurch, wie man besser mit anderen kommuniziert."

Die Kurse sind kurz und bündig, für viele Nutzer ein großer Vorteil. Wie Yaming sagt, habe sie innerhalb eines Jahres bereits über zwanzig solcher Kurse abonniert. „So kann man kurze freie Momente gut nutzen. Mit täglich zehn bis 20 Minuten gewinnt man schnell viel Wissen", so Yaming.

„Bisher habe ich mindestens 600 Euro für die Kurse ausgegeben. Die meisten davon behandeln Bereiche wie traditionelle chinesische Kultur, Finanzen und persönliches Wachstum."

Der „Dedao"-Nutzer Shuangyulang wies auf einen anderen Grund hin, warum er gerne für solche Kurse bezahlt.

„Das Internet ist ein Informationsmeer. Natürlich kann man im Netz auch viele Informationen kostenlos bekommen. Doch meistens fehlen einem sowohl die Motivation als auch die Zeit, um die wirklich nützlichen Infos zu finden. Gebührenpflichtige Kurse sind wie ein persönlicher Assistent. Sie helfen einem, Zeit zu sparen. Wenn man Geld für die Kurse ausgibt, ist man außerdem oft motivierter, sie auch zu hören."

Seit einem Jahr erlebt der Markt für gebührenpflichtige Kurse in China ein explosionsartiges Wachstum. Neben „Dedao" fördern zahlreiche Anbieter, wie die bekannte Audio-Plattform Ximalaya FM und die Frage- und Antwortplattform Zhihu, tatkräftig ihre Geschäfte in diesem Gebiet. Experten gehen davon aus, dass das Marktvolumen bis Anfang des nächsten Jahres 30 bis 50 Milliarden Yuan RMB erreichen könnte. Doch das sprunghafte Wachstum bringt auch Kritik mit sich.

„Es gibt zu viele homogene Inhalte", beschwert sich Fang Bo, der für etwa zehn Kurse bezahlt hat. „Je mehr du hörst, desto mehr bekommst du den Eindruck, dass viele Kurse sich sehr ähnlich sind."

Für Zhang Huili und viele andere User ist der Informationsgehalt auch einfach zu viel.

„Ich habe fünf Online-Kurse abonniert. Jetzt habe ich aber keine Lust mehr, sie weiter zu hören. Sie enthalten einfach zu viele Informationen und werden zu häufig erneuert. Dann verpasst man oft die richtig wichtigen Sachen."

Dass man auf halbem Weg aufgibt, den abonnierten Kursen zu folgen, scheint ein häufiges Phänomen zu sein. Einer Statistik von „Dedao" vom März zufolge wurden täglich nur 29,3 Prozent aller abonnierten Kurse geöffnet, wöchentlich nur 63,1 Prozent.

Text Hu Hao

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