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Zwölf Jahre in Tibet – Die neue Heimat einer Qingdaoer Reiseführerin
  2017-11-22 17:30:05  CRI

Zhang Yan lebt bereits seit fast zwölf Jahren in Tibet. Sie kann selber kaum glauben, dass es schon so lange her ist, seit sie im April 2006 als deutschsprachige Reiseführerin zum ersten Mal nach Lhasa kam. Die Qingdaoerin erklärt, sie habe erwartet, nach einem halben Jahr der Hilfsarbeit in Tibet in ihre Heimat zurückzugehen. Sie konnte Tibet aber nicht wirklich hinter sich lassen und kam im Jahr darauf zurück.

„Während ich hier in Tibet lebte, hatte ich kein besonderes Gefühl. Aber als ich diesen Ort verlassen musste, merkte ich, dass ich bereits an Tibet hing. Die Menschen und Dinge hier erschienen oft in meinen Träumen, nachdem ich weggegangen war."

Durch die Geschichte der Stadt kennen sich die meisten Bewohner der ostchinesischen Küstenstadt Qingdao besser mit Deutschland aus als andere Chinesen. So auch Zhang Yan und sie entschied sich deshalb, Deutsch zu studieren. Ein Praktikum in Shanghai brachte ihr die chinesische Metropole näher. Doch der schnelle Lebensrhythmus passte nicht zu der Qingdaoerin. Ihr in der Tourismusbranche tätiger Bruder brachte sie auf die Idee, Reiseführerin zu werden. Kurz nachdem sie ihre Qualifikationsprüfung zur Reiseleiterin bestanden hatte, wurde sie auf ein Hilfsprogramm in Tibet aufmerksam gemacht, das deutschsprachige Reiseführerinnen suchte. Zhang Yan freute sich über die Gelegenheit und kam so zum ersten Mal in ihre neue Heimat.

„Am faszinierendsten ist die Kultur hier und dann natürlich die Leute und die Landschaft. Einige sagen, es schade der Gesundheit, wenn man zu lange in Tibet lebt. Mir ist das aber egal. Ich finde, wenn man einen Ort wirklich liebt, dann werden seine Unzulänglichkeiten belanglos."

Lhasa, die Hauptstadt des chinesischen Autonomen Gebiets Tibet, liegt etwa 3.650 Meter über dem Meeresspiegel. Viele Menschen leiden unter Höhenkrankheit, wenn sie zum ersten Mal auf das Hochplateau kommen. Zhang Yan hatte jedoch Glück und entkam den unangenehmen Symptomen der Höhe. Nach einer kurzen Fortbildung begann sie sofort ihre Arbeit als Reiseführerin für deutsche Touristen. Doch war sie zunächst sehr unsicher.

„Am Anfang machte ich mir oft Sorgen, dass meine Ausdrücke nicht verstanden werden. Jetzt habe ich kein Problem mehr, mit den Gästen zu kommunizieren. Selbst buddhistische Geschichten kann ich jetzt ausführlich erklären."

Zhang Yan hat in den vergangenen zwölf Jahren rund 300 Reisegruppen geleitet. Eine Gruppe mit mehr als 20 Personen im Jahr 2010 hat einen besonders tiefen Eindruck bei der jungen Frau hinterlassen: Aus zeitlichen Gründen musste die Gruppe nachts reisen. Die Straßen zum Zielort Zhangmu waren damals noch sehr schlecht. Anhaltender Dauerregen verschlimmerte die Situation noch weiter. Nach mehreren Stunden Busfahrt lag plötzlich ein großer Stein auf der Straße. Der Bus konnte nicht weiterfahren. Es war bereits tiefe Nacht und alle Männer stiegen aus, um den Stein gemeinsam aus dem Weg zu räumen. Als sie endlich am Hotel ankamen, war es bereits zwei Uhr morgens. Als die Gruppe Tibet verließ, war der Abschied schwer, immerhin hatte dieses Erlebnis alle zusammengeschweißt.

Viele deutschsprachige Touristen halten Tibet für einen mysteriösen Ort, wenn sie die Autonome Region das erste Mal besuchen. Nach der Reise scheint das Mysterium jedoch zum Teil gelöst. Zhang Yan erzählt:

„Die Informationen, die Touristen aus westlichen Ländern erhalten, sind anders als unsere. Ich erwarte nicht, ihre Meinung zu Tibet in wenigen Tagen ändern zu können. Aber wenn sie die Menschen und ihr Leben mit eigenen Augen sehen, betrachten sie Tibet vielleicht objektiver. Es einmal selber zu sehen, ist besser, als es 100-Mal zu hören."

Zhang Yan bezeichnet Tibet als „Heimat ihrer Seele". An keinem anderen Ort könne sie so ein starkes Zugehörigkeitsgefühl empfinden wie in Tibet, sagt Zhang. Während der vergangenen fast zwölf Jahre war sie jedes Jahr etwa drei bis vier Monate in ihrer Heimat, den Rest der Zeit verbrachte sie in Tibet. Sie hat viele Tibeter kennengelernt und sich mit ihnen angefreundet.

„Respekt ist das Wichtigste. Respekt vor ihrer Kultur und ihren Bräuchen. Mit Respekt kommt man miteinander leicht gut aus."

Verfasst von Zhang Yunfan

Gesprochen von Yin Fan

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