In China können mittlerweile Überweisungen, Gebührenzahlungen, Kreditaufnahmen und andere finanzielle Angelegenheiten per Smartphone abgewickelt werden. Langes Anstehen am Bankschalter gehört der Vergangenheit an. Die rapide Entwicklung von Finanz-Apps hat das Leben der Chinesen enorm verändert.

Im Juni 2013 kam Yu´ebao, ein Geldmarktfonds, in China auf den Markt. Das Finanzprodukt des chinesischen Online-Giganten Alibaba kann man einfach per Mobiltelefon ein- und verkaufen. Es wirft deutlich höhere Erträge ab als der klassische Einlagenzins der Banken. Als Hong Peilin, ein Angestellter in Shenzhen, davon hörte, überwies er seine Ersparnisse sofort auf ein neues Konto auf der Plattform Yue´ebao.

„Rund einen Monat nach der Einführung von Yu´ebao habe ich die Fonds gekauft. Mit ihnen habe ich mehr Gewinne als mit normalen Bankzinsen erzielt."

Wenn er 100.000 Yuan RMB in Yu´ebao investiert, das hat Hong sich ausgerechnet, erhält er nach einem Jahr 2000 Yuan mehr als wenn er sein Geld bei einer Bank angelegt hätte.

Bis Ende Juni ist das Fondsvolumen von Yu´ebao auf rund 1,43 Billionen Yuan RMB angeschwollen. Innerhalb von vier Jahren hat sich Yu´ebao zum weltweit größten Geldmarktfonds entwickelt. Neben Yu´ebao gibt es heute auch eine große Auswahl an weiteren Internet-Finanzprodukten auf dem chinesischen Markt.

Dem chinesischen Internetinformationszentrum zufolge gab es bis Ende Juni dieses Jahres 720 Millionen Handynutzer in China. 380 Millionen Menschen machten Geschäfte auf Bankwebseiten. Über 142 Millionen Menschen haben schon mal übers Internet Finanzprodukte gekauft.

Im September 2014 wurde die erste private Internet-Bank in China eröffnet. Die Shenzhen Qianhai Weizhong Bank hat keinen Standort und keine Schalter. Eine Kreditaufnahme bei der Bank benötigt weder Hypothek noch Garantie, dafür aber eine Gesichtserkennung. Die Kreditwürdigkeit der Bewerber wird durch eine Big-Data-Analyse bestimmt. Da bei seiner Internet-Bank Betriebskosten wie Miete und Löhne reduziert werden, findet Geschäftsführer Cao Tong seine Bank zukunftsfähiger als die seiner Konkurrenten.

„Die Verwaltungskosten der an der Börse notierten Banken machen rund ein Drittel der gesamten Kosten aus. Bei uns sind diese Kosten enorm reduziert. Dies spiegelt sich direkt im Zinssatz wider. Davon können Mikro-Unternehmen und Privatkunden profitieren."

Der neue Trend auf dem Finanzmarkt bringt große Chancen mit sich. Immer mehr Menschen werden dazu ermutigt, neue Internetfinanzprodukte anzubieten. Shen Lei ist einer davon. Er hat im Jahr 2013 seine Firma gegründet.

„Ich sehe großes Potenzial in diesem Bereich. Finanzprodukte im Internet werden gut akzeptiert. Kleine und mittlere Unternehmen haben eine große Nachfrage nach Investitionsgeldern. Dafür bieten ihnen Finanzprodukte im Internet neue Möglichkeiten an."

China hat im Jahr 2016 die Verwaltung und Kontrolle der Finanzangebote im Internet verschärft. Viele unqualifizierte Plattformen wurden geschlossen. Dadurch hat das Internetfinanzwesen an Seriosität gewonnen. Internet, Big Data und Cloud-Computing haben das Finanzwesen in China stark verändert.