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Teacher´s day in China
  2017-09-05 09:22:20  cri

 

„Lehrer haben vormittags Recht und nachmittags frei", ein Spruch, der gut zusammenfasst, welcher Respekt dem Lehrerberuf in Deutschland entgegengebracht wird. Wenn einen aufmüpfige, unwillige Schüler acht Stunden lang mürbe gemacht haben, steigen einem ihre Helikoptereltern anschließend noch aufs Dach, weil die 4-5 im letzten Deutschaufsatz mindestens eine 2 plus hätte sein müssen. Außerdem würde Balthasar-Emanuel von zu vielen Hausaufgaben Migräne bekommen, weshalb man ihn schon einmal vorsorglich von der morgigen Turnstunde beurlauben lassen wollen würde. Also ist der bösartige Pädagoge nicht nur Schuld daran, dass der hoffnungsvolle Spross unerträgliche Schmerzen erleiden muss, sondern auch noch daran, dass er wohl unweigerlich fett werden wird. Lehrer haben es nicht leicht!

In China ist das ganz anders. Da sind Lehrer und Lehrerinnen Respektspersonen und, wenn es gut läuft, Mentoren fürs ganze Leben. Zumindest die Kleinen sitzen mit artig verschränkten Armen in ihren Bänken und lauschen dem, was der Lehrer zu sagen hat. Bei bis zu 50 Kindern in einer Klasse, ist es vielleicht auch besser, still zu sein und die Ohren zu spitzen. Und weil einzig die Note der Abschlussprüfung zählt, wenn es darum geht, wie die berufliche und finanzielle Zukunft einmal aussehen wird, wird eben auch fleißig gelernt. Spaß macht das natürlich keinem, aber es wird gemacht. Und zumindest die jüngeren scheinen ihre Lehrer trotzdem zu mögen – trotz langer Schultage, trotz einer Unmenge Hausaufgaben und ohne Projekttage, Ausflüge ins Schwimmbad und Film schauen in den letzten zwei Wochen vor den Ferien.

Einmal im Jahr lassen die Schüler ihre Lehrer gar hochleben und bringen ihnen Geschenke mit, zum Dank, dass diese sie jeden Tag ertragen. Seit 1985 ist der 10. September den Lehrern gewidmet. Das jiao shi jie (教师节), also das Lehrerfest, ist sogar ein offizieller Feiertag. Seine Tradition ist aber schon viel älter. Bereits in der Han-Dynastie wurde der Lehrertag begangen. Lange Zeit wurde am Geburtstag des großen Gelehrten Konfuzius gefeiert. Nach der Kulturrevolution, die die Anzahl derer, die mit ihren geistigen Fähigkeiten statt mit den Händen ihr Geld verdienten, stark dezimiert hatte, war man sich einig, dass den denkenden Köpfen der Gesellschaft und insbesondere den Lehrern wieder mehr Aufmerksamkeit zukommen sollte.

Am kommenden Sonntag ist es mal wieder soweit. Da dürfen sich Lehrer über tonnenweise selbstgemalte Bilder, Gewebtes, Gesticktes und Gekochtes freuen, über Blumen, Tassen und Süßigkeiten. Da werden Luftballons mit guten Wünschen steigen gelassen und vielleicht darf sich die ein oder andere nette Grundschullehrerin sogar über ein Küsschen freuen. Schlaue Transportfahrzeugvermietungen könnten das Geschäft des Jahres machen, würden sie sich mit Mini-Vans vor Schulen positionieren und die Lehrer abfangen, mit ihren Armen voller meist recht schlecht zu transportierender, fragiler Gaben.

Befragt man ein bekanntes Online-Lexikon zum Thema „Teacher´s day", so bekommt man die Auskunft, dass der deutsche Lehrertag angeblich am 5. Oktober begangen wird. Eine nicht repräsentative Umfrage unter deutschen Lehrern ergab jedoch, dass diese von ihrem Glück gar nichts wissen. Ein einheitlicher Feiertag existiert jedenfalls nicht. Geschenke an Lehrer sind verpönt und dürfen, wenn sie einen gewissen Wert übersteigen, auch gar nicht angenommen werden.

Obwohl das chinesische Schulsystem als eines der härtesten der Welt gilt, dürfen sich die Lehrer also demnächst über viele kleine nette Aufmerksamkeiten ihrer Schüler freuen. Ihre deutschen Kollegen würden sich nicht selten schon über Aufmerksamkeit freuen, in der Einzahl wohlgemerkt.

Text: Svenja Schmidt

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