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Qixi – Das Wunder der siebten Nacht
  2017-08-29 10:57:34  cri

 

Es war einmal vor langer, langer Zeit eine junge Frau, eine Weberin, und ein Mann, ein junger Kuhhirte. Die Frau war göttlicher Abstammung und wunderschön, der Hirte war ein einfacher junger Mann mit reiner Seele. Die beiden trafen sich, verliebten sich und bekamen zwei Kinder. So lebten sie glücklich und in ewiger treuer Liebe verbunden. Im Himmel war der Mutter der jungen Frau aber alsbald aufgefallen, dass die jüngste ihrer sieben Töchter fehlte. Im Himmel gleichen Jahre Tagen. Die Göttin musste nicht lang suchen und war nicht erfreut über das, was sie da auf der Erde sah. Erzürnt holte sie ihre Tochter heim in den Himmel. Der liebende Ehemann bediente sich jedoch eines Tricks und schaffte es, seiner Frau in den Himmel zu folgen. Als er sie fast erreicht hatte, nahm die Mutter der jungen Frau eine der Haarnadeln aus ihrer Frisur und zog zwischen den Eheleuten eine Linie, die das Liebespaar bis in alle Ewigkeit trennen sollte. Diese Linie wird Silberner Fluss genannt und bildet heute unsere Michstraße. Einmal im Jahr spannen Elstern eine Brücke vom einen zum anderen Ende und erlauben den Liebenden, sich zu sehen.

An diesem Tag feiern die Chinesen Qixi, das Fest der siebten Nacht. Qi bedeutet sieben und xi Nacht. Gefeiert wird am siebten Tag des siebten Monats nach dem lunaren Kalender.

Die Liebesgeschichte der Weberin und ihres Hirten wird in unzähligen Variationen erzählt.

Qixi wird seit der Han Dynastie (206 vor Christus bis 220 nach Christus) gefeiert.

Ursprünglich war es eine Art Mädchen- oder Frauenfest. Mädchen zeigten an diesem Tag, wie kunstvoll sie mit Nadel und Faden umgehen konnten und wie es um ihre Fähigkeiten in der Haushaltsführung bestellt war. Junge Mädchen und gerade frisch vermählte Frauen baten mit Opfergaben um eine glückliche Zukunft und eine gute Ehe.

Wenn es an Qixi abends regnet, weint die junge Frau im Himmel, weil sie ihren Mann wiedersehen kann – so sagen die Alten. Sie sind es auch, die einen Blick zum Nachthimmel werfen und die beiden hell leuchtenden Sterne auf beiden Seiten der Milchstraße beobachten.

Die Jungen wissen kaum noch um die Traditionen und Geschichten hinter dem Fest. Für sie ist etwa seit den 1990er Jahren Qixi schlicht der chinesische Valentinstag. Ein Fest mehr, bei dem es letztendlich nur um den Konsum geht. Verschenkt werden seelenlose Teddys, importierte Schokolade, blau glitzernde Rosen und sonst allerhand, was die Werbung einen glauben macht, verschenken zu müssen. Die Blumenhändler und Geschenkartikelhersteller freut´s. Selbstverständlich darf auch ein romantisches Dinner nicht fehlen. Frauen zahlen an diesem Tag oft nur die Hälfte oder können ganz umsonst speisen. Seit Wochen werden die Menschen im Fernsehen oder der U-Bahn mit Werbung bombardiert. Wehe, Mann vergisst diesen wichtigen Tag!

Vor lauter Glitzerkram kann da glatt die Romantik verloren gehen.

Denn eigentlich gibt es nichts romantischeres, als fernab von allem Bling-Bling mit einem geliebten Menschen in der nächtlichen Natur den Sternenhimmel zu betrachten. Und vielleicht zwinkern einem dann Zhinü, die Weberin, und Niulang, der Hirte, hoch am Himmel von diesseits und jenseits der Milchstraße zu.

Text: Svenja Schmidt

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