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China im Sharing-Fieber: China teilt
  2017-07-04 16:23:43  cri

 

China ist im Sharing-Fieber. Obwohl sich das Land seit Jahren auf dem Weg in die mehr oder weniger kapitalistische Moderne bewegt, scheinen alte Werte wieder an Attraktivität zu gewinnen. Es wird geteilt. Alles. Und noch mehr. Weil es so toll klingt. Und manch ein Sharing-Konzept ist eigentlich gar nichts Neues. Geteilt werden auch Dinge, die bislang nicht teilbar schienen. Chinas boomendes Sharing-Business scheint zwar nicht die Gesetze der Mathematik, jedoch aber eingefahrene Gesellschaftsmuster aufzubrechen.

Begonnen hat alles vor rund einem Jahr mit den ersten Leihfahrrädern. Der Platzhirsch unter den Bike-Sharing-Unternehmen, die Firma Mobike, hat bis dato nach eigenen Angaben 100 Millionen Nutzer. Jeden Tag werden 25 Millionen Fahrräder ausgeliehen, gefahren und nach Belieben wieder abgestellt. Gegen ein kleines Entgelt, das per App bezahlt werden kann. Eine überaus feine und praktische Angelegenheit. Dass mittlerweile die Fahrrad-Verleiher und damit auch die Fahrräder selbst sich täglich zu multiplizieren scheinen und zu einem bunten Ärgernis auf Beijings Bürgersteigen geworden sind, steht auf einem anderen Blatt. Hat einer Erfolg, hängt sich ein anderer daran. So funktioniert das Business. Geteilter Erfolg ist doch noch schönerer Erfolg. Oder nicht? Vielleicht ließen sich ja noch andere Sachen teilen?! Wo die Gesellschaft doch gerade so schön auf den Zug bzw. das Rad aufgesprungen ist.

In Jiaxing teilt man sich nun Basketbälle, die in Hasenstall-ähnlichen Verschlägen darauf warten, bespielt zu werden. Handyladekabel und Powerbanks stehen ebenfalls zum gemeinschaftlichen Gebrauch bereit. In Shanghai teilen sich Studenten Waschmaschinen. Halt … Waschmaschinen? Das Konzept ist nun wirklich nicht neu. Seit Generationen teilen sich Studenten in Wohnheimen oder Waschsalons Waschmaschinen, „freuen" sich über vergessene rote Socken, die die eigene Wäsche umfärben und sowieso und überhaupt immer belegt sind. Aber wenn man das Wort „Sharing" davor setzt, klingt das alles gleich viel weniger nach rosa Jeans und Kalk- und Waschpulverresten.

Autos teilt man sich übrigens natürlich auch. Und selbstverständlich auch Schließfächer und Einkaufswagen. Aber das ist natürlich alles ein alter Hut im Vergleich zum neuen Coup der findigen Köpfe der Sharing-Industrie: Regenschirme. In Beijing, wo mangels Regen, die Meisten nicht immer einen Schirm mit sich herumschleppen, an sich gar keine so dumme Idee. Wenn es dann doch einmal regnen sollte, wäre schnell einer zur Hand.

In Changsha, der Hauptstadt der Provinz Hunan, feierten die Sharing-Umbrellas Mitte Juni ihr Debüt. Pünktlich zum Beginn der Regenzeit. Wie immer gehört auch zu den bunten Schirmen eine Handy-App. Wer eine Summe von 20 Kuai, also rund 2,60 Euro hinterlegt, kann sich nun für einen Kuai die Stunde, also schlappe 13 Cent, an bestimmten Stellen einen Regenschirm ausleihen. 20.000 Menschen haben die App bereits auf ihrem Handy installiert. Praktischerweise lassen sich die Schirme als Werbefläche nutzen, denn von den paar punktuell genutzten Regenschirmen kann niemand reich werden. Was aber passiert mit den nassen Schirmen, wenn man sich irgendwo ins Trockene gerettet hat? Und vielleicht wäre es sinnvoll, falls nicht schon geschehen, die Schirme mit einer UV-resistenten Beschichtung auszustatten. Denn eigentlich fürchten die Chinesen nicht so sehr den Regen, sondern viel mehr die Sonne.

Svenja Schmidt

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