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Der Xinhua-Bookstore – eine traditionelle Buchhandlung im Online-Zeitalter
  2017-05-11 16:13:13  cri

Als größte staatseigene Buchhandlung Chinas hat der Xinhua-Bookstore eine Geschichte von 80 Jahren. Er wurde am 24. April 1937 in der nordwestchinesischen Stadt Yan'an gegründet. Lange Zeit spielte der Xinhua-Bookstore eine unersetzbare Rolle im Alltagsleben der Chinesen. Mit der Zunahme von Online-Buchkäufen und E-Books neigt sich die Blütezeit von Buchhandlungen allerdings dem Ende entgegen. Diejenigen, die sich in Buchhandlungen gerne eine ruhige Ecke zum Lesen suchen, werden sich davon aber nicht beeinflussen lassen.

Im Xinhua-Bookstore an der bekannten Beijinger Shopping-Straße Wangfujing lesen und kaufen Besucher jeden Alters auch zum 80. Geburtstag der Buchhandlung wie immer ihre Bücher. Herr Bi ist 62 Jahre alt und verbringt sehr gerne Zeit dort.

„Ich habe auch einen Bibliotheksausweis. Aber in den Bibliotheken gibt es keine neuen Bücher. Deshalb suche ich neue Bücher oft im Xinhua-Bookstore. Ich lese gerade ein militärisches Buch. Wie oft ich komme? Drei bis viermal wöchentlich, immer wenn ich nicht arbeite."

Sun Yuting ist Schülerin. Sie geht sehr gerne mit ihrer Mutter in die Buchhandlung, um Bilderbücher zu kaufen.

„Wir lesen hier ein paar Bücher und kaufen dann einige, um sie zu Hause zu lesen."

Nach der Gründung des ersten Geschäfts in Yan'an im Jahr 1937 hat sich der Xinhua-Bookstore innerhalb kurzer Zeit in ganz China verbreitet. Heute gibt es Filialen in Städten, Landkreisen und sogar in kleinen Gemeinden. Der Xinhua-Bookstore ist eng mit dem Leben mehrerer chinesischer Generationen verbunden. Herr Xie wohnt im Beijinger Dongcheng-Bezirk. Er erinnert sich:

„Als ich in der Grundschule und der Mittelschule war, ging ich oft zum Xinhua-Bookstore. Entweder kaufte ich Nachschlagewerke wie Wörterbücher oder ich las dort ab und zu Comics und Wuxia-Romane."

Mit dem boomenden Online-Buchhandel haben sich die Lesegewohnheiten der Chinesen in den letzten Jahren verändert. Der Xinhua-Bookstore ist wie alle anderen Buchhandlungen von dieser Entwicklung stark betroffen. Derzeit hat er über 13.000 Filialen in ganz China. Im Vergleich zu seiner Blütezeit ist die Zahl bereits deutlich zurückgegangen. Einer Umfrage aus dem Jahr 2016 zufolge bevorzugen nahezu 70 Prozent der chinesischen Erwachsenen, online zu lesen. Außerdem kaufen immer mehr Menschen ihre Bücher lieber im Internet, wodurch der Druck auf Buchhandlungen steigt.

Ein Verlagsmitarbeiter, der seit zehn Jahren im Xinhua-Bookstore arbeitet, ist von diesem Trend aber nicht besorgt. Viele Leser seien es gewohnt, ihre Bücher in traditionellen Buchhandlungen zu kaufen.

„Ich glaube, es wird nicht lange dauern, bis die Leser wieder zu den Buchhandlungen zurückkommen, die dann in Form von Internet+Buchläden auftreten. In den Buchhandlungen können die Kunden dann Bücher lesen und Dienstleistungen in Anspruch nehmen. Der richtige Bücherverkauf findet eher online statt. Traditionelle Buchhandlungen werden also mit dem Online-Handel kombiniert."

Zwar verändern sich die Funktionen von Buchhandlungen allmählich, aber sie spielen noch immer eine wichtige Rolle bei der kulturellen Verbreitung.

Helga Clauß ist eine deutsche Designerin. Sie ist nach Beijing gereist und sucht in der Wangfujing-Buchhandlung Bücher über chinesische Malerei. Buchhandlungen in verschiedenen Städten aufzusuchen, sei ein wichtiger Weg für sie, um die Kultur eines Staates oder einer Region kennenzulernen.

„Ich suche gerade Bücher über chinesische Malerei. Ich bin froh, hier so viele entsprechende Bücher zu sehen. Sie zeigen nicht nur die Maltechniken der chinesischen Malerei, sondern stellen auch einen Teil der chinesischen Kunst vor. In Deutschland gibt keine Buchhandlung, die so viele Bücher über die lokale Malerei besitzt. Die zahlreichen Bücher umfassen auch eine große Anzahl von Künstlern."

Durch die 80 Jahre lange Entwicklung des Xinhua-Bookstore haben die Lesegewohnheiten der Chinesen Gestalt angenommen und sich verändert. In Zukunft könnten Buchhandlungen anders aussehen, aber ihr Symbol für die städtische Kultur bleibt unverändert.

Übersetzt von Liu Yuanyuan 

Gesprochen von Zheng'an

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