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Sven Hänke: Nackte Hochzeit in China
  2017-04-11 10:57:36  cri

 

In China zu leben ist für einen Europäer eine aufregende und spannende, mitunter aber auch recht anstrengende Angelegenheit. Manch einer, der sich von seinem ersten Kulturschock erholt hat, denkt: „Das ist hier alles so verrückt, so eigenartig, so anders – darüber muss ich ein Buch schreiben!" Sven Hänke hat genau das getan. Der Deutschdozent und Lektor des Deutschen Akademischen Austauschdienstes in Peking hat ein Buch über seine Erlebnisse in und mit China und den Chinesen geschrieben. Und über die Liebe zu Dingding, einer hübschen Chinesin, die er heiraten möchte. Unvoreingenommen und integrationswillig lässt er sich auf China ein. Explodierende Steckdosen, Möbel, die den Geist aufgeben, nichts bringt ihn aus der Ruhe. Als Hänke die vor wenigen Tagen frisch befestigte Gardinenstange auf den Kopf fällt, reicht es ihm dann doch:

„Ich hasse die Chinesen! Was sind das für Dübel? Es ist doch nicht der Sinn von einem Dübel, dass er nicht in der Wand hält, verdammt nochmal. Ich hasse euren billigen Schrott.

Dingding schüttelte mich an den Schultern und schimpfte:

Jetzt reicht`s mir aber! Alles was du mit deinen klobigen norddeutschen Bauernhänden anfasst, geht kaputt, alles macht ihr Deutschen kaputt, alles!"

Natürlich liebt Dingding ihren norddeutschen Grobmotoriker trotzdem. Als der deutsche Habenichts allerdings vor ihr auf die Knie fällt und um ihre Hand anhält, beginnt ein ganz neues Kapitel chinesisch-deutschen Kulturaustauschs. Die beiden müssen notgedrungen nackt heiraten:

„Da steht man nackt vorm Altar – nein, das ist ein chinesisches Slang-Wort, es heißt, man hat die materiellen Güter nicht. Wenn man die nicht hat – kein Haus, kein Auto – dann bekommt man normalerweise keine Frau."

Die beiden erhalten trotzdem den elterlichen Segen. Schließlich fürchten Dingdings Eltern noch mehr als einen ausländischen Schwiegersohn am Ende gar keinen Schwiegersohn zu bekommen. Die Hochzeitsvorbereitungen sind aufwändig und Tradition und Familie haben mehr als nur ein Wörtchen mitzureden.

Krönung eines jeden chinesischen Festbanketts ist ein formschönes Wesen aus der Klasse der Stachelhäuter. Vor der normalerweise mit Stolz präsentierten Seegurke muss Hänke dann doch die Segel streichen.

„Nein, nein, ich kann da nicht drüber sprechen. Wir haben die im Vorfeld unserer Hochzeit verköstigt. Ich empfehle es niemandem."

Hochzeit ohne Seegurke also. Dafür mit ganz vielen anderen chinesischen Traditionen und Gebräuchen und manch lustigem Missgeschick. Aufregend, spannend und ein wenig anstrengend. Aber sind das nicht alle Hochzeiten?

Svenja Schmidt

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