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„Die Reise in den Westen" gewinnt beste Übersetzung auf Leipziger Buchmesse
  2017-03-29 09:45:34  CRI

 

„Die Reise in den Westen" ist das wohl bedeutendste, aber in jedem Fall das populärste Buch der chinesischen Literatur. Geschrieben von Wu Cheng'en zur Zeit der Ming-Dynastie im 16. Jahrhundert, ist der Roman eng mit chinesischen Volkssagen, Legenden und Themen des Buddhismus und Daoismus verbunden. Es erzählt im Speziellen von der Reise eines Mönches der Tang-Zeit, der zu einem Land am „westlichen Himmel" – im heutigen Indien – unterwegs ist, von wo er Buddhas heilige Schriften nach China bringen soll. Bis heute hat die Geschichte viele Adaptionen, sowohl in Comics und Fernsehserien, aber auch in Filmen und Computerspielen.

Bis 2016 gab es keine vollständige deutsche Version des chinesischen Klassikers. 17 Jahre lang arbeitete Eva Lüdi Kong ganz allein an einer Übersetzung. In einem Interview mit MDR Kultur erklärte sie:

„Ich muss schon sagen, ich bin immer noch sehr erfreut und auf eine Weise verwundert, dass dieses Buch seit letztem Herbst da ist. Auch so schön geworden ist, dass es tatsächlich gelesen wird."

Eva Lüdi Kong war 1983 von den chinesischen Schriftzeichen auf einer Broschüre einer Akrobatikgruppe aus dem chinesischen Autonomen Gebiet Guangxi der Zhuang-Nationalität fasziniert. Sie begann, Chinesisch zu lernen. In den 90er Jahren las sie während ihres Studiums in China in einer Buchhandlung in Shanghai zufällig „Die Reise nach Westen". Sie wollte das Buch vollständig ins Deutsche übersetzen. Dafür bereitete sie sich hart und gut vor. Sie machte ihren Magister in Klassischer Chinesischer Literatur an der Zhejiang Universität und besuchte viele buddhistische und daoistische Tempel. Dabei fragte sie angesehene Mönche nach Erklärungen für einige tiefsinnige Begriffe. Die Europäern unverständlichen Aspekte der Geschichte hat sie durch einen umfangreichen Mechanismus erschlossen und den Kosmos der chinesischen Kultur mit all seinen konfuzianischen, buddhistischen, daoistischen und alchemistischen Traditionen zugänglich gemacht. Ziel war es, das klassische Werk in ein modernes, lebendiges Deutsch zu bringen. Zu ihrer Übersetzungsarbeit erzählte Eva Lüdi Kong im Gespräch mit MDR Kultur:

„Diese Übersetzung hat eigentlich auch so begonnen. Eigentlich ohne jegliche Ambitionen, könnte man sagen, aus Freude über das, was da drin steckt, über die geistige Welt. Ganz am Anfang fängt das ganz im Großen an. Da wird die Schöpfung und der Kosmos eröffnet. In diesen Kosmos wird dann dieser Affenkönig hineingeboren. Es ist eigentlich eine ganz spannende Sache, wie diese geistige Welt da ausgebreitet wird und dann verbunden wird mit ganz realen Beschreibungen."

Nachdem sie die ersten zehn Kapitel übersetzt hatte, schickte sie ihre Übersetzung und die Vorstellung des Buchs an einige Verlage. Sie wurde abgelehnt, denn damals kannte kaum jemand „Die Reise in den Westen" und ihren Wert. Erst bei der Frankfurt Buchmesse 2009, wo China Gastland war, lernte Eva Lüdi Kong einen Redakteur des Reclam Verlags kennen, der sich auf weltweite und deutsche klassische Literatur spezialisiert hatte. Im Oktober 2016 erschien schließlich die deutsche Version von „Die Reise in den Westen".

Marc Winter, Sinologe an der Universität Zürich, hob die Übersetzung von Lüdi Kong als herausragende Leistung hervor. Ihre Beiträge würden über Jahre hinweg positiven Einfluss zeigen.

Eva Lüdi Kong arbeitet nun an ihrem zweiten Buch. Sie will „Zhongguo yishu zhexue", etwa „Chinesische Kunstphilosophie" von Professor Zhu Zhirong von der Pädagogischen Universität Ostchina übersetzen.

Text und Gesprochen von Zhang Chen

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