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Kampf ums Klopapier
  2017-03-28 10:58:07  CRI

 

Manchmal ändern sich die Dinge schneller als man denkt. Und oft, wenn man dachte, etwas bliebe ohne Konsequenzen, schlägt das Universum zurück. Und sei es in Form des Klopapierspenders in öffentlichen Toiletten. Nein, wir haben kein Abo auf kultige Klogeschichten - auch wenn es so wirken mag.

Wie erst vor kurzem an dieser Stelle berichtet, erfreuen sich die Beijinger seit der 2015 ins Leben gerufenen „Toilettenrevolution" besonders in Parks und an Sehenswürdigkeiten an meist sauberen und gut ausgestatteten öffentlichen Toiletten. So sehr, dass sie von der Schönheit gerne ein wenig mit nach Hause nehmen. Oder auch ein wenig mehr. Beutelweise transportierten Anwohner am helllichten Tage und mit lässiger Selbstverständlichkeit bergeweise Klopapier nach Hause auf den eigenen Locus. Bislang. Beijing und andere große Städte schienen machtlos. Bislang. Einige beschwerten sich – ohne Erfolg.

„Das sind Leute, die kleine Vorteile ausnutzen. Bagatelldelikte. Vielleicht sollten sich die Parks Bürogebäude als Vorbild nehmen. Da wird das Klopapier nur blattweise ausgegeben. Fertig!"

Nun hat die Zukunft auf einigen Beijinger Toiletten Einzug gehalten. Wer Klopapier will, muss Gesicht zeigen. Im wahrsten Sinne des Wortes. In den Toiletten am Beijinger Himmelstempel stehen nun Gesichtserkennungsmonitore.

Also Hut ab, Sonnenbrille weg und dem Zerberus feste ins Kameraauge geschaut. Der registriert die Gesichtszüge und spuckt dann, wenn er mit dem, was er sieht, zufrieden ist, 60cm Klopapier aus. Wer mehr möchte oder braucht, muss sich in Geduld üben. Registriert ist registriert – da könnte ja jeder kommen. Mehrere Minuten muss gewartet werden, bevor man sein Gesicht erneut vorzeigen darf und dann noch einmal Papier bekommt. Hinter einem die murrende Schlange im Eingangsbereich.

Das Gesichtsscann-Verfahren sorgt bisweilen für laute, lange Staus vor den stillen Örtchen und auf Grund der Höhe der angebrachten Monitore müssen Kinder oder Menschen im Rollstuhl erfinderisch werden. Auch erkennt der Scanner das Gesicht nicht immer fehlerfrei und manch einer muss einen wahren Eiertanz aufführen, bis er die richtige Position und die richtige Entfernung zum Monitor gefunden hat. Nachbesserungen sind aber schon angekündigt. Was für kleine Kinder gilt, gilt eben auch hier: Aufs Klo gehen, ist mitunter ein schwieriges Geschäft.

Text: Svenja Schmidt

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