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„Fahrrad-Jäger": Das Bemühen um ein ordentliches Rad-Sharing
  2017-03-24 15:52:22  cri

 

Fast über Nacht erobern momentan Sharing-Fahrräder unterschiedlicher Marken und Farben die chinesischen Megastädte. Nun schießen in mittleren und kleineren Städten ebenfalls Startups im Fahrrad-Sharing-Bereich aus dem Boden. Während die modischen Räder den Bürgern ein neues Fahrerlebnis ermöglichen, kommt es mittlerweile auch vermehrt zu Problemen. Insbesondere das willkürliche Abstellen an ungeeigneten Plätzen fällt den meisten Nutzern auf die Nerven. Nun formiert sich Widerstand. Die sogenannten und selbsternannten „Rad-Jäger" wollen nun für Ordnung im Fahrraddschungel sorgen.

In chinesischen Megastädten wie Beijing und Shanghai, die in Sachen Sharing-Fahrräder die Vorreiterrolle einnehmen, wächst momentan eine besondere Gruppierung – die sogenannten „Fahrrad-Jäger". Sie fotografieren mit ihren Handys willkürlich abgestellte Sharing-Fahrräder, melden den Sachverhalt an die Betreiberfirma und bringen die Räder dann zu den ordnungsgemäßen Stellplätzen.

„Am Anfang habe ich den Job ganz alleine gemacht, so wie Forest Gump, der alleine läuft. Dass ich nach willkürlich abgestellten Sharing-Fahrrädern suche, zeigt nur meine eigene Haltung. Nach und nach machen immer mehr Leute mit. Sie alle teilen meine Meinung."

Zhuang Ji ist Direktor eines Kunstmuseums in Shanghai und der Initiator der „Rad-Jäger-Bewegung". Um den Museumsbesuch zu erleichtern, beantragte er schon kurz nach dem Aufkommen der ersten Sharing-Fahrräder in Shanghai, bei einem Rad-Unternehmen, ein paar Räder vor seinem Museum abzustellen. Doch schnell fiel ihm auf, dass die Räder von den Anwohnern in ihre Wohnbezirke oder gar nach Hause mitgenommen wurden. Die Gemeinschafts-Fahrräder wurden privat genutzt. Zhuang wollte etwas dagegen tun. Die App eines Rad-Sharing-Unternehmens mit einer Melde-Funktion für illegal geparkte Fahrrädern gibt ihm die Möglichkeit.

„Ich glaube, man sollte nicht immer mit Ärger auf solches Verhalten reagieren, sondern mit mehr Gelassenheit. Ich sehe das Suchen und Melden von illegal abgestellten Fahrrädern als eine Art Spiel. Ich habe nicht damit gerechnet, dass so viele Leute mitmachen wollen."

Software-Techniker Xiao Lei ist einer der „Fahrrad-Jäger".

„Hier hat jemand ein Sharing-Fahrrad im Flur seines eigenen Wohngebäudes abgestellt. Zum Melden des illegal geparkten Rads sollte man zuerst die App des entsprechenden Rad-Unternehmens öffnen, den QR-Code auf dem Rad scannen, ein Beweisfoto davon machen und es hochladen."

Den Regeln des Rad-Unternehmens zufolge bekommt der Informant nach jeder erfolgreichen Meldung einen Kreditpunkt. Dem Falschparker werden 20 Punkten von den ursprünglichen insgesamt 100 Punkten abgezogen. Wenn sein Punktestand weniger als 80 beträgt, muss er zur Strafe für eine halbstündige Nutzung von Sharing-Rädern 100 Yuan, umgerechnet etwa 13 Euro, zahlen. Das ist das 200-Fache des normalen Preises.

Obwohl es für die Arbeit kein Entgelt gibt und man auch noch Ausgaben hat, um die illegal geparkten Fahrräder zu den richtigen Stellplätzen zu bringen, steigt die Zahl der „Rad-Jäger" momentan in fast allen mit Sharing-Fahrrädern ausgestatteten Städten rasch an. „Sie schützen mit ihrer eigenen Art und Weise eine neue Sache, die sie gut finden", erklärte der Initiator der „Rad-Jäger-Bewegung", Zhuang Ji. Ihm ist allerdings auch klar, dass die Arbeit der „Jäger" nur ein kleines Glied in der Gewährleistungskette eines normalen Bike-Sharing-Betriebs ist.

„Die entsprechenden Regeln sollen von Regierungsebene aus erarbeitet werden. Wir Jäger machen eigentlich nur Experimente und Vorschläge. Unser Ziel ist, die Regierung, Firmen und auch Nutzer zu beeinflussen, damit sich das Rad-Sharing in unserem Land ordentlich entwickeln kann."

Text von Hu Hao
Bilder via baijiahao.baidu.com

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