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Kampf ums Klopapier
  2017-03-15 16:07:54  cri

 

Der Beijinger Tourismus-Verwaltung stinkt`s: Für mehrere Billionen Yuan RMB wurden in den vergangenen drei Jahren zehntausende öffentliche Stille Örtchen in und um Beijing aufgehübscht, und nun fehlt das Klopapier. Warum? Weil Anwohner sich ungeniert daran bedienen. Und nicht etwa für das dringende größere auswärtige Geschäft, nein, für mehr Wohlgefühl auf dem eigenen WC Zuhause. Aber der Reihe nach.

Im Jahr 2015 war nicht weniger als eine „Toiletten-Revolution" ausgerufen worden. Die privaten wie öffentlichen sanitären Anlagen in ländlichen Gebieten boten bis dahin ein recht unschönes Bild. Und Touristen beklagten sich immer öfter auch über die zum Himmel stinkenden Zustände in den öffentlichen Toiletten in der Nähe von chinesischen Sehenswürdigkeiten. Die Regierung erkannte die gewisse Dringlichkeit der Situation und handelte. Zwei Jahre später vermeldeten die Verantwortlichen den Erfolg der Revolution. Knapp 60.000 neue Toiletten wurden bislang landesweit installiert und rund 90.000 modernisiert. Weitere sollen folgen.

In der Behindertentoilette gibt es nun Geländer. Das ist praktisch für Leute wie mich. Früher war es total schwierig in die Hocke zu gehen."

Auch die hygienischen Bedingungen haben sich teilweise erheblich verbessert. So sehr, dass vielen Anwohnern wohl die starprämierte Wohligkeit vor der Haustür - es gibt nun ein Sterne-System für Toiletten - ein wenig zu Kopf gestiegen ist. Gab es früher kaum Privatsphäre und erst recht kein Klopapier auf öffentlichen Toiletten, scheint dieses nun eine magische Anziehungskraft auf Sparfüchse auszuüben. Im mitgebrachten Beutel transportieren einige sogar mehrmals täglich so vorsichtig wie selbstverständlich die weiße Pracht nach Hause.

„Ich habe unzählige solcher Leute gesehen. Die ziehen so ein langes Stück – heben das Papier gut auf und gehen dann ganz gelassen fort."

Und nun? Beijing und andere Städte müssen zahlen. Zähneknirschend. Mehrere Millionen RMB im Monat. Kein Papier mehr anzubieten, ist keine Option. Das würde den angestrebten hohen Standards nicht entsprechen. In Shanghai wird nun, damit der Nachschub nicht ausgeht, großzügiger kalkuliert: Unglaubliche 160 cm Klopapier pro Toilettenbesucher! In Beijinger Parkanlagen ist man bei rund 30 Industriegroßrollen Klopapier angelangt. Pro Tag! Mit seinen schicken Toiletten wollten die Städte einst Touristen anlocken. Um diese nicht zu verschrecken, muss weiter Klopapier her. Dass so auch weiterhin bergeweise das Papier verschwinden wird, steht auf einem anderen Blatt.

Svenja Schmidt

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