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Chinas Jugend wird erwachsen: „Empty-Nest-Phänomen"
  2017-03-14 15:03:00  cri


Der Begriff Empty-Nest-Eltern ist in China kein unbekannter. Das sind Eltern, deren Kinder flügge geworden sind und die allein zurück bleiben. Aber Empty-Nest-Jugendliche? Diese relativ neue Bezeichnung steht für junge Leute, die ihre Heimat verlassen, in Großstädten leben und recht gut verdienen. Xinhua zufolge leben rund 20 Millionen Einwohner im Alter von 20 bis 39 Jahren allein - viele davon sind einsam. Aber nicht alle. Für andere ist es der Inbegriff von Freiheit. Wir haben für Sie in den folgenden Minuten einen Beitrag über diese Menschen und versuchen zu erkunden, wie sie sich wirklich fühlen.

In den vergangenen Jahren ist hier in China das Wort „Empty-Nest-Jugendliche" viel geläufiger geworden. Es sind Jugendliche, die ihre Heimat verlassen, um irgendwo in einer großen Stadt ein eigenes Leben zu führen, meistens allein. Experten unterscheiden die Beweggründe in grob zwei sehr unterschiedliche Richtungen: die eigene, aktive Wahl dieses Lebenswegs und Resignation.

Zhang Haojie ist 27 und arbeitet seit 2013 in Qingdao bei einem Internetunternehmen. Er verdient gut. 2015 hat er eine große Wohnung gekauft und lebt darin zurzeit allein. Die Einrichtung ist sehr minimalistisch. Meist ist der Kühlschrank leer.

„Ich koche zwei bis drei Mal in der Woche, weil ich wenig zu Hause esse. Ich esse meistens draußen."

Zhang liest gerne Bücher und trifft sich mit Freunden. Früher hat er sich eine Wohnung mit Mitbewohnern geteilt. Jetzt lebt er allein. Er sagt, er könne sich anpassen, aber fühle sich manchmal auch sehr einsam. Die neue Wohnung sei wie ein Hotel. Er geht gerne ins Büro - sogar an den freien Tagen.

„Ich finde, ich kann bei der Arbeit viel Freude empfinden. Ich bleibe gerne im Unternehmen. Dort ist was los. Zu Hause ist es uninteressant."

Im Vergleich zu Zhang Haojie genießt der 24-jährige Wang Zhenlin das Alleinleben.

„In dieser Lebenssituation kann ich meine Freude treffen, wie zum Beispiel beim Sport, oder ich gehe mit Freunden essen oder wir quatschen. Aber ich kann alleine Bücher lesen und Fernsehen."

Wang arbeitet seit dem Uni-Abschluss bei einer Anwaltskanzlei in Qingdao. Für ihn hat das Alleinsein Vor- und Nachteile:

„In der Hochschule hatten wir im Studentenwohnheim Mitbewohner. Wenn wir Hilfe brauchten, wie zum Beispiel wenn wir uns nicht wohl fühlten, konnten die anderen uns helfen. Jetzt fehlen solche Vorteile."

Statistiken zufolge lebten in den USA im Jahr 1950 nur 22 Prozent der Erwachsenen allein. Heute sind es 50 Prozent. In China ist der Anteil der allein lebenden Bevölkerung auch verhältnismäßig stetig gestiegen bis auf aktuell 14,6 Prozent.

Viele der jungen chinesischen Singles hoffen mit der Entscheidung für das auf sich gestellte Leben in der Großstadt einen Traum zu verwirklichen. Bisher war der Begriff des Empty-Nest-Jugendlichen eher negativ konnotiert. Doch das ändert sich allmählich. Denn die Singles sind aktiv. Sie bereichern das öffentliche Leben, gehen aus und lösen sich von den traditionellen Zwängen der Familie. Damit entdecken sie auch einen ganz neuen Umgang mit der eigenen Zeit.

Verfasst von: Yu Yue

Gesprochen von: Liu Xinyue

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