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Ein Krankenhaus für einen Stuhl: Mehr Aufmerksamkeit für restaurierte Antiquitäten
  2017-02-10 16:57:25  cri

 

2016 rückte ein sonst für viele eher unbekannter Beruf ins Blickfeld der Chinesen – Die Restauration von Antiquitäten. Die von dem chinesischen Zentralfernsehen CCTV produzierte Dokumentationsserie "我在故宫修文物", also „Meister in der Verbotenen Stadt", weckte das Interesse für diesen mysteriösen Beruf. Nun kann dieses Interesse besser befriedigt werden: Ein von der Verbotenen Stadt gegründetes „Antiquitäten-Krankenhaus" ist vor kurzem eröffnet worden. Die Instandhaltung alter, historischer Objekte soll man jetzt auch vor Ort erleben können.

Die Verbotene Stadt, der Wohnsitz der letzten Kaiser Chinas, ist das größte Palastmuseum der Volksrepublik. Hier arbeitet eine besondere Menschengruppe - die Restauratoren. Seit Jahrzenten beschäftigen sie sich im Stillen mit der Konservierung und Restaurierung der 1,8 Millionen Kulturgegenstände in der Verbotenen Stadt. Ihre für viele eher unbekannte Arbeit ist nun im vergangenen Jahr mit einer sehr erfolgreichen Dokumentarfilmserie ins Blickfeld der Öffentlichkeit gerückt. "我在故宫修文物", also „Meister in der Verbotenen Stadt", zeigt den Zuschauern den „Wiederbelebungsprozess" der höchst seltenen Meisterwerke sowie das Leben und die Arbeitsphilosophie der Restauratoren, die sich auf unterschiedliche Fachgebiete wie Kalligraphie, antike Uhren, Bronzegeräte, Holzmöbel usw. spezialisieren.

Das Restaurieren von Antiquitäten braucht viel Geduld. Es kann mehrere Monate dauern, bis eine antike Uhr wieder tickt oder ein rostiges Gerät wieder glänzt. Ihre langsame, bedachte und repetitive Arbeit unterscheide sich so stark von der hektischen Welt außerhalb der großen roten Mauern, erzählt Restauratorin Kong Yanju:

„Ehrlich gesagt distanziert sich unsere Arbeit wirklich von der realen Welt. Es ist absolut unmöglich, dass man sich nach dem Uniabschluss sofort an das Arbeitstempo hier gewöhnen kann. Es ist ein sehr langsamer Prozess. "

Die Zuschauer waren sehr beeindruckt, wie diese Meister ihr ganzes Leben einer einzigen Sache widmen. User „Xili" des Mikroblogs Weibo kommentierte: Es ist eine glückliche Sache, in einer leichtfertigen und ungeduldigen Gesellschaft zu einem Meister von Top-Niveau werden zu können. „Genau diese Beharrlichkeit und Geduld fehlt der heutigen Gesellschaft", schrieb ein anderer User namens „Jusemao". Der Erfolg dieses Dokufilms hat das Interesse der Chinesen für diesen Beruf geweckt. Der Direktor des Palastmuseums Shan Jixiang zeigt sich überrascht:

„Es hat mich sehr beeindruckt, dass diese Doku auch vielen jungen Leuten gefällt, die in den 90er Jahren geboren wurden. Sie bekommen in einem Zeitalter von Veränderungen viel zu viele Informationen. Dass sie ihre Aufmerksamkeit diesem Film schenken können, ist sehr zu schätzen. Dieser Film motiviert auch die jungen Leute, in der Verbotenen Stadt zu arbeiten. Dieses Jahr haben sich über 20.000 Uniabsolventen für eine Stelle hier beworben. Viele davon zielten speziell auf das Restaurieren von Antiquitäten."

Dieses neu aufgekeimte Interesse der Menschen soll künftig besser befriedigt werden: Ein von der Verbotenen Stadt gegründetes „Antiquitäten-Krankenhaus" ist vor kurzem eröffnet worden. Hier funktioniert das Restaurieren von Kulturwerken genauso wie in einem normalen Krankenhaus. Eingelieferte Gegenstände werden angemeldet und dann - je nach festgestelltem Schaden - unterschiedlich spezialisierten Restauratoren zugewiesen. Während der Restauration wird noch ein Krankenbericht für jeden „Patienten" ausgestellt. Nur zwei Sachen sind hier vielleicht anders als in einem normalen Krankenhaus: Die Patienten werden in der Verbotenen Stadt auch ausgestellt. Besucher können später einen Termin ausmachen und bei der Instandhaltung der Gegenstände zusehen, also eine Liveversion des Dokufilms „Meister in der Verbotenen Stadt" erleben. Der zweite Unterschied ist ein atmosphärischer. Zwar tragen alle „Ärzte" hier auch einen weißen Kittel, es riecht aber nicht nach Krankheit und Medizin.

Text von Hu Hao

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