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Li Gang und die Leidenschaft eines Rentners für Kalligraphie
  2017-02-09 14:24:48  cri

Wenn man die Wohnung von Li Gang in Zhucheng in der ostchinesischen Provinz Shandong betritt, fallen einem sofort die zahlreichen Kalligraphien an den Wänden und auf dem Schreibtisch auf. Von 2007 bis 2010 hat der Rentner den klassischen Text des „Daodejing" mit Pinsel und Tusche niedergeschrieben. Das Ergebnis ist 120 Meter lang und 85 Zentimeter breit. Kein einziges der insgesamt 5.294 Schriftzeichen fehlt. Es war nicht leicht für den über 60-Jährigen, den Text des „Daodejing" zu verstehen und noch viel schwieriger, ihn vollständig und richtig aufs Papier zu bringen.

„Als ich gerade damit angefangen hatte, war ich von meinem Bildungsniveau sehr eingeschränkt. Ich habe es nicht verstanden und musste es immer wieder lesen, ungefähr 50 bis 60 Mal. Danach habe ich mir Interpretationen angeschaut, um mein Verständnis zu vertiefen. Das, was Sie jetzt sehen, ist meine dritte Ausfertigung. Ich nehme das künstlerische Werk und jedes seiner Zeichen sehr ernst. Sonst wäre es der traditionellen Kultur gegenüber respektlos."

Anders als andere Senioren, die gerne Vögel oder Fische halten, interessiert sich Li Gang nur für Kalligraphie. Im Jahr 2003 begann er, selbst Kalligraphie zu üben. Zwei Jahre später ging er an eine Volkshochschule für Senioren und lernte zehn Jahre lang verschiedene Schreibstile von professionellen Lehrern.

„Nachdem ich in Rente gegangen war, dachte ich, dass ich etwas Sinnvolles tun könnte. Ich habe mich für Kalligraphie entschieden, weil ich zur Überlieferung der traditionellen Kultur beitragen möchte. Die Gedanken des Philosophen, also des Schriftstellers des ‚Daodejing', spielen dabei eine sehr wichtige Rolle. Das Meisterwerk bietet Antworten auf die Fragen, wie man mit anderen umgehen soll und wie man eine Familie aufrechterhält. Die Gesellschaft besteht aus Familien und Einzelpersonen. Eine harmonische Gesellschaft entsteht auf Basis von harmonischen Familien."

Im Jahr 2016 schuf Li Gang nahezu 200 Kalligraphien. Er hat seine Werke Verwandten und Freunden geschenkt. Er hofft, dass dadurch mehr Leute die Schönheit von traditioneller chinesischer Kalligraphie erkennen können.

„Ich will dieses Jahr 300 Werke schaffen. Ein Neffe von mir arbeitet im Ausland. Jedes Mal nimmt er Dutzende Werke mit und schenkt sie seinen ausländischen Kollegen und Freunden, die aus Ländern wie Ägypten, Großbritannien und den USA kommen. Das gefällt ihnen sehr."

Li Gang glaubt, dass viele Gedanken der Menschen vor Tausenden von Jahren kein bisschen rückständig seien, sondern von jüngeren Generationen übernommen werden sollten. Er unterrichtet deswegen als ehrenamtlicher Helfer Kalligraphie in einem lokalen Kunstensemble.

„Ich habe ein Jahr lang einen Kalligraphie-Kurs für Menschen mit Behinderungen gegeben. Im vergangenen Sommer hat das Ensemble noch einen Sommerkurs veranstaltet. Sie wollten mich bezahlen, aber ich habe es abgelehnt. Ich möchte einfach etwas für die traditionelle Kultur tun."

Übersetzt von Liu Yuanyuan 

Gesprochen von Hu Hao

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