Geschenke sind untrennbar mit dem chinesischen Frühlingsfest verbunden. Doch eine Tradition wie das klassische gegenseitige Beschenken an Weihnachten gibt es in China nicht. Hier gibt es bestimmte Hierarchien und Schenk-Richtungen: Geschenke gehen meistens an die Eltern, oder von der älteren Generation an die Kinder und Familien ihrer Verwandten.

Das passende Geschenk für die richtige Person zu kaufen, ist ein mühsamer Prozess – durchmischt von Freude. Li Yang, die in Shanghai lebt und zum Frühlingsfest zurück nach Xi'an fährt, berichtet:

„Etwa ein Monat vor dem Frühlingsfest habe ich schon damit begonnen, Geschenke vorzubereiten, vor allem für meine Eltern und Großeltern. Ältere Menschen bevorzugen etwas Praktisches als Geschenk und dasselbe Geschenk kann man ja auch nicht wiederholt kaufen. Ich zerbreche mir wirklich den Kopf. Aber die Mühe lohnt sich auch. "

Und, was hat Li Yang dieses Jahr in ihren Koffer gepackt?

„Daunenjacken für meine Großeltern. Für meine Mama eine Küchenmaschine, sie interessiert sich neuerdings fürs Backen. Und für Papa ein neuer Rasierapparat. Und ich habe noch einige Spezialitäten aus Shanghai mit nach Hause gebracht."

Kleidungsstücke, Gesundheitsprodukte, Haushaltsgeräte … Das alles sind beliebte Geschenke der älteren Generation. Und „Hongbao", also ein roter Umschlag mit Geld. Dabei muss man sich nicht so viel Mühe mit dem Geschenkauswählen machen und Geld kann auch unterschiedliche Bedürfnisse befriedigen. Doch der „Hongbao" darf bitte nicht zu dünn sein, der Inhalt bezeugt schließlich den Respekt gegenüber der älteren Generation und enthält sinnbildlich auch den Wunsch nach einem langen Leben.

Kinder sind immer die glücklichsten beim Frühlingsfest. Sie geben nichts aus, weder Geld noch Mühe, und bekommen am meisten. Der Tradition nach sind Kinder besonders anfällig für böse Geister, daher erhalten sie Bestechungsgeld, das auf Chinesisch „Yasuiqian" heißt, mit dessen Hilfe sich die Geister hoffentlich beschwichtigen lassen.

Der Besuch von Verwandten ist auch ein fester Bestandteil des Chunjie-Programms. Doch mit leeren Händen geht das sicherlich nicht. Meistens werden unterschiedliche Lebensmittel verschenkt. Ein jüngst von der Alibaba-Gruppe, zu der Chinas größte Online-Einkaufsplattform Taobao gehört, veröffentlichtem Bericht zufolge ist 2017 das Verkaufsvolumen von Wein und Nüssen besonders rasch gestiegen. Auch Blumen werden gern verschenkt.

Geldgeschenke für Freunde gehören zwar nicht zur Tradition, liegen aber seit zwei Jahren auch im Trend. Statt in Bar Scheine verschickt man elektronische Kuverts via Wechat, deren Inhalt an eine ausgewählte Gruppe per Zufall verteilt werden. Darin sind dann zufällige Geldbeträge von 0,01 Yuan bis 200 Yuan enthalten. Das darf man aber nicht überbewerten: Für die meisten ist der elektronische Versand von Geschenkumschlägen bloß eine Art Spiel.

Text von Hu Hao