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Freilassung von gefangenen Tieren – Eine schadende „Wohltat"
  2017-01-22 09:53:51  cri

 Die Freilassung von gefangenen Tieren, die im Buddhismus allgemein als eine Art Verdienst gilt, liegt in China seit einigen Jahren im Trend. In chinesischen sozialen Netzwerken werden oft Bilder geteilt, auf denen Tiere wie Vögel, Fische oder Schildkröten freigelassen werden. Trotz guter Absichten hat die Freilassung allerdings auch einige ökologische Konsequenzen. Nun wird vermehrt zu einer wissenschaftlichen Freilassung aufgerufen. Auch ein neues Gesetz, das die derzeit eher willkürliche Freilassung regeln soll, ist in Kraft getreten.

Am ersten Tag des neuen Jahres genossen viele Touristen an einem Strand in der chinesischen Küstenstadt Haikou entspannt den Feiertag. Doch die gute Laune wurde schnell von einer großen Anzahl an Schlangen und Aalen getrübt, die sich unter den Riffen an der Küste versteckten. Doch woher kamen die Tiere so plötzlich? Ein Augenzeuge verrät:

„Eine Gruppe von Personen hat gestern Nachmittag einige Kisten hierher gebracht und nach einer Zeremonie viele Tiere freigelassen. Es gab Meeresschildkröten, Aale und auch Seeschlangen."

Die Freilassung von gefangenen Tieren, die auf Chinesisch „fang sheng" heißt und im Buddhismus allgemein als eine Art Verdienst gilt, liegt in China seit einigen Jahren im Trend. Auf dem chinesischen Mikroblog Weibo und dem Chatdienst WeChat werden häufig Bilder geteilt, auf denen Vögel, Fische und sonstige Tiere freigelassen werden.


Einige Leute lassen ihre eigenen Tiere wieder frei, weil sie sie nicht mehr als Haustiere halten wollen oder können.

„Ich hatte früher auch Tiere wie Flusskrebse oder Schildkröten als Haustiere. Aus unterschiedlichen Gründen konnte ich sie dann aber nicht mehr behalten. Da ich schon eine tiefe Beziehung zu ihnen aufgebaut hatte, bin ich auf die Idee gekommen, sie wieder freizulassen."

Die meisten Personen kaufen die Tiere aber direkt auf dem Markt ein und lassen sie dann wieder frei, mit der Absicht, Leben zu retten und eventuell das eigene Karma zu verbessern. Vor allem Tiere, die aus dem Ausland stammen und besonders schön aussehen, stehen hoch im Kurs. Der Besitzer eines Fischhandels in Beijing erklärt:

„Die Fische in meinem Laden werden zum größten Teil importiert, zum Beispiel aus dem Gebiet des Amazonas, aus Malaysia oder aus Thailand. Die Kunden bevorzugen es, diese ausländischen Fische freizulassen, weil sie hübsch und hier selten sind."

Die möglichen Folgen für das Ökosystem und die Tiere selbst, die eine willkürliche Freilassung mit sich bringen, sind vielen jedoch unbekannt.

„Das weiß ich nicht genau."

„Es gibt doch eine Nahrungskette nicht? Tiere haben doch ihre natürlichen Feinde."

Natürliche Feinde gibt es aber leider nicht immer, vor allem nicht, wenn es sich um gebietsfremde Arten handelt. Vor zwei Jahren haben Frösche zum Beispiel das Gleichgewicht des Sees im Beijinger Sommerpalast stark gestört. In dem See wurden Nordamerikanische Ochsenfrösche freigelassen, die hauptsächlich für die Gastronomie nach China eingeführt werden. Die Ochsenfrösche haben sich extrem schnell fortgepflanzt und fast alle Lebewesen im See aufgefressen.

Freiheit bedeutet für die Tiere aber auch nicht immer eine gute Zukunft. So sind im vergangen Jahr zum Beispiel viele freigelassene Sonnenvögel in der nordostchinesischen Stadt Shenyang gestorben, weil die wärmeliebenden Vögel den kalten Winter im Nordosten Chinas nicht überstehen konnten.

Ein ähnliches Problem stellte sich auch den Schlangen, die die Touristen am Strand von Haikou erschreckten. Sie stammten aus Malaysia und leben eigentlich in Süßwasser. Kein Wunder also, dass sie nicht ins Meer wollten und sich einfach nur an den Riffen versteckten.

Während viele Menschen, die sich den schrecklichen Folgen der Freilassung nicht bewusst sind, ihre „Wohltaten" weiterhin fortsetzen, arbeiten zahlreiche Internetuser daran, diese Personen aufzuklären. Mit Blogeinträgen, Videos und Online-Unterricht versuchen sie, immer mehr Chinesen auf die Folgen einer blinden Freilassung aufmerksam zu machen. Am 1. Januar ist außerdem ein neu revidiertes Gesetz zum Schutz von Wildtieren in Kraft getreten. Jenen Personen, die durch die Freilassung von Tieren Schaden für andere und das Ökosystem verursachen, drohen in Zukunft auch gesetzliche Konsequenzen.

Text von Hu Hao

Foto via rufodao.qq.com

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