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Meilenstein nach 5 Jahren Forschung: China macht die Kuli-Spitze endlich selbst
  2017-01-17 14:58:38  cri

 

5000 Jahre Geschichte. China ist ein altes Land, reich an Kultur und Tradition. Und auch an Erfindergeist. „Made in China" anno dazumal: Schon früh tüftelten die Chinesen an der Verbesserung ihres Lebensumfelds. Auf der Suche nach wichtigen Errungenschaften springen gleich die sogenannten „Vier Großen Erfindungen" ins Auge, namentlich die Druckkunst, das Papier, Schwarzpulver und Kompass. Auch das Porzellan dürfen die Chinesen ihr Eigen nennen, edle Keramik heißt im Englischen nicht ohne Grund „Fine China".

Heute schicken chinesische Wissenschaftler Satelliten in den Weltraum, China betreibt nach den USA die zweitmeisten Trabanten in der Umlaufbahn. Kein Land hat ein besseres Hochgeschwindigkeitsbahnnetz mit Top-Schnellzügen auf den Gleisen als die Volksrepublik. Chinesische Ingenieure entwerfen Flugzeuge, dessen Bestandteile bald auch komplett im eigenen Land produziert werden. Bei derart gigantischen Entwicklungen können die kleinen Dinge des Alltags schon einmal in den Innovationsschatten gedrängt werden. Der Kugelschreiber zum Beispiel.

Premier Li Keqiang hatte in einer Ansprache Anfang 2016 die nach wie vor bestehenden Rückstände in der hiesigen Produktion an den Pranger gestellt und den Kugelschreiber als prägnantes Beispiel präsentiert. Jedes Jahr stellt China mit fast 40 Milliarden die meisten Kulis der Welt her. Die wichtigsten Materialien und Anlagen dafür kamen jedoch bisher aus dem Ausland, vornehmlich aus Japan. Vor allem die filigrane Schreiberspitze, für die es neben einem hohen Grad an Präzision hochwertigen Edelstahl benötigt, hat viele chinesische Schreibwarenunternehmen ans Ende der Produktionskette manövriert. Denn die Herstellung dieses elementaren Bestandteils blieb unerreichbar.

Die konstante Produktion fortgeschrittener Materialien würde diese Defizite beheben und diesem Ziel sei man nun erheblich näher, hieß es in einem Bericht auf der Webseite des staatlichen Nachrichtendienstes Xinhua. Nach fünf Jahren intensiver Forschungsarbeit hat die Taiyuan Eisen- und Stahlgesellschaft TISCO jüngst erklärt, die Spitze des Schreibgerätes endlich in Eigenregie produzieren zu können. Nach dem Durchbruch Ende 2014 wurden im Juni vergangenen Jahres schließlich die ersten eigenen Kugelführungen für den Massenvertrieb hergestellt. In zwei Jahren wolle man sich komplett von Stahlimporten für Kugelschreiber emanzipieren und damit Hunderte Millionen RMB einsparen.

Li hatte mit seiner ungewohnt direkten Ansprache vor gut einem Jahr bei dem einen oder anderen Staatsbürger Gefühle der Scham provoziert. Dieser Schock dürfte nun überwunden sein. Während andere Fabrikanten zwar weiter auf den Import von Einzelteilen angewiesen sind, kann zumindest der Kugelschreiber als Errungenschaft der Modernisierung der chinesischen Industrie – proklamiert im Mai 2015 mit der Initiative „Made in China 2025" – ad acta gelegt werden. Bis zum 100. Geburtstag im Jahr 2049 sollen weitere folgen, denn spätestens dann will sich die Volksrepublik – Aug in Aug mit der internationalen Konkurrenz – an der Spitze der Industrieproduktion sehen.

Text: Marie Müller-Diesing

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