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Hu Miaoyu und New Age in China: Zukunftsvisionen über Mensch und Universum
  2016-12-27 18:47:28  CRI

Was das Genre des New Age angeht, so scheiden sich die Geister. Eine Musik der Wenigen, elektronisch doch untanzbar, spirituell, friedensstiftend mit Weltcharakter – die Definitionen sind umfangreich und mitunter widersprüchlich. Auch Hu Miaoyu lässt sich nicht mit wenigen Worten fassen. Weitläufig gilt er als einziger Vertreter dieser Musikrichtung in ganz China. Aufgeschlossen, heilend und zukunftsgerichtet sind die Worte, die seinen Fans zunächst über die Lippen kommen, fragt man sie nach ihrem Idol. Darauf folgen lange Ausführungen über den Wert der Auseinandersetzung mit Hu Miaoyu für das eigene Leben.

In Beijing geboren und aufgewachsen legt Hu Miaoyu den Schwerpunkt auf eine enge Verbundenheit zur chinesischen Kultur. Wenngleich der 44-Jährige wie andere Künstler des New Age elektronische Klänge als möglichst neutrale und grundlegende Bausteine verwendet, so sind seine Stücke durchtränkt von chinesischen Kulturelementen. Unverkennbar sind die Bezüge zu chinesischen Musikformen, insbesondere zur traditionellen chinesischen Oper und zu tibetischen Rezitationen. Hu Miaoyu erklärt:

Foto: Hu Miaoyu im Studio

„In vielen meiner Stücke verwende ich Elemente der Peking-Oper. Die Peking-Oper ist eine der essentiellen Künste Chinas und hat sich über viele Jahrhunderte hinweg entwickelt. Im heutigen China gibt es nur noch wenige Musikliebhaber, die gerne der Peking-Oper lauschen. Dennoch ist sie für uns eine grundlegende Musikform, die daher in meinen Werken des New Age einen festen Platz hat. Ich möchte der ganzen Welt mit meiner Form des New Age ein Stück unserer ureigenen Kultur nahebringen."

So sehr Hu Miaoyus Musik chinesischer Natur ist, so zeigt er sich höchst aufgeschlossen in Hinblick auf internationale Einflüsse. Zu Beginn seiner musikalischen Laufbahn waren es insbesondere Vertreter der deutschen Musikwelt, die ihm als Vorbild und wichtige Inspirationsquelle dienten:

„Zu Beginn der 1990er Jahre hörte ich äußerst gerne die Werke des deutsch-rumänischen Musikprojektes Enigma. Besonders erfolgreich war damals das Stück ‚Return to Innocence', das sich lange in den Billboard-Charts halten konnte. Was mich besonders faszinierte, waren die Elemente, die auf Gesänge der Urbevölkerung Taiwans zurückgingen und zu einem untrennbaren Bestandteil dieses Werks des New Age wurden. Mit dem gesamten Enigma-Projekt fing ich als Jugendlicher Feuer für New Age. Daher kann ich sagen, dass die Einflüsse der deutschen Musik in meiner Künstlerlaufbahn eine grundlegende Rolle spielen."

Hu Miaoyu betont die enge Verbundenheit zu Deutschland, die sich auf vielseitige Weise äußert. Die Wertschätzung beruht auf Gegenseitigkeit. So wurde die deutsche Volkswagen-Stiftung im Jahr 2004 auf Hu Miaoyu aufmerksam und ließ ihm im Rahmen eines Musikprojektes für herausragende Musiker und Künstler Asiens großzügige Förderungsgelder zukommen. Hu weiß diese Unterstützung sehr zu würdigen. Schließlich konnte er durch die wachsende Anerkennung im In- und Ausland sein erstes Soloalbum herausbringen:

Foto von Li Bo: Cover des ersten Albums von Hu Miaoyu

„Mein Stil wurde fortan als stellvertretend für New Age in China angesehen. Neben einigen für die chinesische Kultur charakteristischen Elementen beinhaltet die Musik meines ersten Albums allerdings auch höchst persönliche Anteile. So geht jedes Stück darin auf wichtige Personen in meinem Leben zurück, die inzwischen nicht mehr unter uns weilen. Auf diese Weise konnte ich ihren Tod in aller Tiefe verarbeiten."

Hu Miaoyu hegt höchste Ansprüche, was die psychologische Wirkung seiner Musik angeht. Die heilende Kraft, die er selbst im Prozess des Komponierens erlebt, möchte er auch unmittelbar auf seine Hörer übertragen. So engagierte er sich mehrfach im Rahmen von gesellschaftlichen Projekten. In der Musiktherapie für Kinder mit psychischen Entwicklungsstörungen, mit Asperger-Syndrom oder Autismus entwickelte er eigene Ansätze und erreichte dabei erstaunliche Erfolge. Nach dem Prinzip der nonverbalen Kommunikation zeigte sich seine Musik des New Age sehr wirksam bei Problemen im sozialen Umgang.

Voller Kraft ist auch sein zweites Album, das nach einer langen Arbeitsphase von zehn Jahren nun Anfang 2017 herauskommen wird. Hier bewegt sich der Musiker auf einer gänzlich neuen Ebene des künstlerischen Schaffens. Der Titel „Bewusstsein kreiert die Welt" ist Programm. So geht es hier um das basale Spannungsverhältnis zwischen Mensch und Universum. Hu geht der Frage nach, inwiefern wir und unser Geist das schaffen, was wir wahrnehmen und zu unserem Alltag, zu unserer Realität machen – Und wie unsere sehnlichsten Wünsche Wirklichkeit werden.

Interview und Text: Miriam Nicholls

Musik und Bilder: Hu Miaoyu

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